Oberhausen. Große Demo im Stadtteil Oberhausen-Alstaden: Es geht dabei um eine geplante Straßenbaustelle und um den Erhalt eines alten Baumes.
Viele Menschen im Stadtteil Alstaden wollen im neuen Jahr 2024 den Kampf um den Erhalt der alten Buche an der Kewerstraße im Süden von Oberhausen intensivieren. Der Baum soll im Zuge einer Straßenneugestaltung weichen. Die Alstadener fordern, dass die Buche erhalten bleibt. Mit einer überraschend großen Kundgebung haben sie diese Forderung am Donnerstagnachmittag, 18. Januar, bekräftigt.
Rund 150 Bürgerinnen und Bürger waren vor Ort präsent. Protestplakate und Schilder waren zu sehen. Nicht weit entfernt von der alten Buche war ein Banner über den Boden gespannt: „Der Baum soll bleiben! Leni, 5 Jahre.“ Ähnliche Forderungen waren auf weiteren Schildern unterschiedlicher Größe zu lesen. In diesem Punkt sind sich offenbar alle Alstadener Generationen weitgehend einig. Eine ältere Frau berichtete, dass sie seit vielen Jahren regelmäßig an der Buche vorbeikomme und den Baum auf keinen Fall missen möchte. Er gehöre einfach zum Stadtteil dazu.
Alstadener haben Protestbrief an Stadtspitze und Parteien geschrieben
Die Alstadener Jens Hippenstiel, Sabine Fischer, Holger Salecker und Birgit Weinekötter appellieren unterdessen in einem Brief an Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) und die im Rat vertretenen Parteien, die Pläne für die Neugestaltung der Kewerstraße an dieser Stelle zu stoppen. Der Kurvenverlauf soll hier nach den Plänen der Stadt ein wenig begradigt werden, weshalb die Buche weichen müsste. Die Alstadener argumentieren in dem Brief an die Stadtspitze und die Ratspolitiker, dass die jetzige Kurve keinen Unfallschwerpunkt darstelle, dass sich die Linienbusse der Stoag hier problemlos begegnen könnten und dass der jetzige Kurvenverlauf dazu beitrage, dass gerade die Autofahrer aus Richtung Bebelstraße ihr Tempo verringerten. Eine Querungshilfe für Fußgänger sei an dieser Stelle in der aktuell geplanten Form ungeeignet und extrem unsicher. Die Alstadener fragen: „Warum soll die Buche sterben für Maßnahmen, die die Verkehrssicherheit an dieser Stelle vermindern?“
Der Protest mitten im Stadtteil ist am Donnerstag von zahlreichen Menschen aus den politischen Parteien, aber auch aus den Naturschutzverbänden begleitet worden. So bekundete etwa Cornelia Schiemanowski, die Oberhausener Sprecherin des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), ihre Solidarität mit den Demonstrierenden. Zahlreiche Anwohner aus der direkten Umgebung der Buche waren ebenfalls präsent. Sie gießen den Baum seit Jahren in heißen Sommermonaten, sie fordern bereits seit dem Bekanntwerden der geplanten Straßenneugestaltung, dass die aus ihrer Sicht stadtbildprägende Buche erhalten bleibt. Sie haben dabei auch den Bürgerring Alstaden und dessen Vorsitzenden Peter Klunk, ehemaliger Planungsdezernent von Oberhausen, auf ihrer Seite. Im Gespräch mit der Redaktion appellierte Peter Klunk am Rande der Demo an die Verwaltung, die Pläne zu überdenken. Es sei durchaus möglich, eine Lösung zu finden, die den Erhalt des Baumes mit einbeziehe. Auch Alt-Oberbürgermeister Friedhelm van den Mond war auf der Demonstration präsent und stärkte auf diese Weise seinen Alstadenern den Rücken.
Alstadener wollen ihren Protest in die politischen Gremien tragen
Birgit Weinekötter zeigte sich als Mit-Initiatorin der Protestaktion begeistert von der großen Resonanz und vom regen Zuspruch, den man erhalten habe. Jetzt wollen die Alstadener ihren Protest möglichst in die politischen Gremien tragen, in die Bezirksvertretung Alt-Oberhausen und in den Stadtrat.
Die Bürgerinnen und Bürger aus Alstaden weisen in ihrem Brief an die Stadtspitze auch darauf hin, dass ja gerade erst die neue Bahnbrücke an der Kewerstraße eingesetzt worden sei: „Brücke und Umgebung sind nun perfekt saniert, alles ist neu und wunderbar und erfreut uns Anwohner sehr.“ Die Vorstellung, dass hier bald schon wieder eine Baustelle eingerichtet werde, um den Kurvenverlauf der Kewerstraße neu zu gestalten, löse bei ihnen Unverständnis und Entsetzen aus. Schon bei einer Bürgerversammlung und bei Ortsterminen mit Ratspolitikern habe man gegen diese Pläne vehement protestiert. Bislang ohne Erfolg. Die Alstadener hoffen, dass sich dies nun im Jahresverlauf 2024 ändert.
Debatte um das Alter des Baumes: FDP-Politiker zeigt Luftbilder auf der Demo
Übrigens gibt es nach wie eine Debatte darum, wie alt denn nun die Buche genau ist. Die meisten Alstadener sprechen dabei von 100 Jahren. Skeptiker weisen das zurück. So war Politiker Maximilian Baum (FDP) auf der Demo präsent. Anhand historischer Luftbilder, die er mitgebracht hatte, sieht er es als bewiesen an, dass die Buche gar nicht so alt sein kann. Die Pläne zur Straßenneugestaltung seien zudem durchaus sinnvoll, so Maximilian Baum. Doch auch wenn es „nur“ 50 oder 75 Lebensjahre der Buche sein sollten: Der Protest gegen die Fällung dieses Baumes wird in Alstaden wohl unvermindert weitergehen.