Oberhausen. Am Heiligabend-Vormittag gibt’s im Filmpalast ein Großaufgebot schöner Kinderfilme; vom jungen Chocolatier bis zu verwegenen Flugenten
Für viele Kinder könnte es das schönste Vorab-Geschenk vor der großen Bescherung sein – und für ihre Eltern eine wertvolle Verschnaufpause inmitten der unvermeidlichen Weihnachtshektik: Denn die Lichtburg, Oberhausens innerstädtischer Filmpalast an der Elsässer Straße 26, erlaubt sich selbst nur für die späteren Stunden an Heiligabend eine kurze „Weihnachtspause“. Am Vormittag laufen noch vier fabelhafte Filme für die „Libu Kids“. Wenn man die 3-D-Version von „Raus aus dem Teich“ mitzählt, sind‘s sogar fünf, die am Sonntag zwischen 11 und 13.30 Uhr über die große Leinwand flattern, pardon: flimmern.
Gleich um 11 Uhr geht‘s für volle zwei Kinostunden los mit „Wonka“, dem Prequel von „Charlie und die Schokoladenfabrik“, das Tim Burton schon 2005 nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Roald Dahl verfilmt hatte. Damals spielte Johnny Depp den etwas verrückten Millionär Willy Wonka, der unartigen Kindern eine Lektion erteilt. Die Vorgeschichte „Wonka“ erzählt nun von dessen Jugend und wie es damals zu seiner Bekanntschaft mit dem kleinwüchsigen Volk der Oompa-Loompas gekommen ist, die ihm so unverzichtbar in seiner Chocolaterie helfen. Die Filmkritik feierte Regisseur Paul King für ein bezauberndes und ideenreiches Musical, an dem sich Menschen jeden Alters erfreuen können. Und der jungenhafte Timothée Chalamet glänzt in der Hauptrolle des Willy Wonka.
Abgehoben auf ganz andere Art präsentiert sich um 11.15 Uhr das Weltraumabenteuer „Wow - Nachrichten aus dem All“: Billie ist gerade einmal elf Jahre alt und eifert schon fleißig ihrer Mutter nach. Die ist Astronautin und hat die Erde schon einmal weit hinter sich gelassen. Klar, dass Billie diesem inspirierenden Beispiel mit Begeisterung folgen möchte. Mit ihrem Freund Dino schraubt sie am eigenen Radioteleskop - und die beiden fallen aus allen Wolken, als sie tatsächlich Signale aus dem All aufschnappen. Nur glaubt ihnen zunächst niemand. Als sie zur Europäischen Weltraumorganisation ESA vordringen und dort den Wachleuten entwischen wollen, sitzen Billie und Dino plötzlich in einer Rakete . . .
Animationsfilme: mal flatterhaft, mal verzaubernd
Ausgesprochen flatterhaft, allerdings ohne Düsenantrieb, zeigt sich um 11.30 Uhr die schräg-sympathische Entenfamilie auf ihrem wagemutigen Trip „Raus aus dem Teich“. Dem quakenden Nachwuchs ist es gelungen, ihren überfürsorglichen Vater davon zu überzeugen, den Urlaub ihres Lebens zu wagen, der sie von Neuengland über New York bis hin zu den Bahamas führen soll. Wie vom Erpel-Daddy befürchtet, besteht die Flugreise mit Eigenantrieb aus etlichen Widrigkeiten. Und auch „die Stadt, die niemals schläft“ hat mehr zu bieten als einen idyllischen Ententeich im Central Park. Regie bei diesem US-Animationsspaß führte der für den Oscar nominierte Benjamin Renner, der zuvor mit französischen Produktionen wie „Ernest und Celestine“ gehörigen Charme entfaltete. Die 3-D-Version von „Raus aus dem Teich“ gibt‘s an Heiligabend um 13.30 Uhr.
Eine große Disney-Produktion darf zur Weihnachtszeit natürlich nicht fehlen - und die Lichtburg erfüllt diesen Wunsch um 11.30 Uhr mit „Wish“: Die 17-jährige Asha würde gerne Magnifico, dem König ihres Heimatlandes Rosas, dienen. Seine magischen Fähigkeiten nutzt der Herrscher, um die Wünsche seiner Untertanen sicher zu verwahren und manche von ihnen zu erfüllen. Bei einem Vorstellungsgespräch merkt Asha jedoch, dass Magnifico nicht so gutmütig ist, wie alle denken. Kein Animationsfilm für die ganz Kleinen; das erfahrene Lichtburg-Team empfiehlt „Wish“ ab acht Jahren.
Wim Wenders drehte mal wieder einen Spielfilm
An den beiden Weihnachtstagen herrscht dann im Filmpalast an der Elsässer Straße schon wieder „business as usual“ - mit einer besonderen Empfehlung sowohl für Lokalpatrioten wie Liebhaber exotischer Ferne: Denn der in Oberhausen aufgewachsene Wim Wenders hat nach etlichen Dokus mit „Perfect Days“ mal wieder einen Spielfilm gedreht: Sein stiller Held Hirayama arbeitet als Toilettenreiniger in Tokio und scheint mit seinem einfachen Leben zufrieden zu sein. Seine Freizeit widmet er seinen Vorlieben für Musik und Literatur - und dem Fotografieren stattlicher Bäume. Erst eine Reihe unerwarteter Begegnungen enthüllt mehr über diesen in sich ruhenden Einzelgänger: Zwei Filmstunden als meditative Antithese zum europäischen Weihnachtstrubel.