Oberhausen. Lange mussten Kunden auf Handwerker warten, die Preise schnellten in die Höhe - doch jetzt ist die Stimmung im Handwerk düster.
Zehn Jahre lang kannte das Handwerk in NRW vor allem eine Richtung seiner Geschäfte: Es ging seit der Finanzkrise 2008 fast immer aufwärts. Auch deshalb erlebten viele Kunden: Auf gute Handwerker muss man lange warten - und dann schrieben sie hohe Rechnungen.
Doch mit der Pandemie im Frühjahr 2020 trübte sich das Geschäftsklima für Handwerker nicht nur im Kammerbezirk Düsseldorf ein, wozu auch die Oberhausener Handwerker gehören. Die anschließende schnelle Erholung war im Herbst 2022 schon wieder vorbei: Preissteigerungen durch den russischen Angriffskrieg setzten den Handwerkern zu. Das geht aus den regelmäßig im Frühjahr und Herbst von der Kammer erfragten Stimmungen der Handwerksbetriebe hervor. Nach den neuesten Herbst-Ergebnissen der Kammer gehen die Fachleute nicht mehr davon aus, dass sich die Wirtschaftslage für Handwerker schnell bessert - man steckt in einem Abschwung fest.
Handwerks-Präsident: Betrieben droht eine Abwärtsspirale
Andreas Ehlert, Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf, fordert sogar Investitionsgeld durch den Bund. „Dem Handwerk droht ein Abwärtssog aus Umsatzstagnation, Beschäftigungsabbau und Investitions-Stillstand.“ Man benötige ein staatliches Standort-Stärkungsprogramm. Zudem solle NRW auf die geplante Rohstoffabgabe verzichten.
Tatsächlich hat sich das Geschäftsklima seit der letzten Frühjahrsumfrage des Handwerks um 16 Punkte auf 104 Punkte abgekühlt. Noch ist zwar die Nachfrage nach Handwerkerleistungen nicht eingebrochen, aber die Erwartungen fallen bei den befragten Handwerksbetrieben sehr skeptisch aus. In Oberhausen und Mülheim blicken mit 23 Prozent der Handwerksbetriebe doppelt so viele düster in die Zukunft als im Frühjahr 2023. Damals, im April, waren nur 11 Prozent pessimistisch. Umgekehrt erwarten jetzt nur noch 13 Prozent in den nächsten Monaten bessere Geschäfte, im Frühjahr waren es noch 23 Prozent.
30 Prozent der Oberhausener Handwerker erwarten schlechtere Auftragslage
Die Oberhausener Handwerker ticken dabei ähnlich wie alle 60.000 Handwerksunternehmen im Düsseldorfer Kammerbezirk. Hier waren es sogar 30 Prozent der Betriebe, die eine schlechte Auftragslage erwarten. Derzeit laufen bei vielen aber die Geschäfte noch gut: 42 Prozent beurteilen in Oberhausen und Mülheim ihre Lage derzeit noch mit dieser Note, im gesamten Kammerbezirk waren es 46 Prozent. Ein Drittel der Handwerker-Chefs erwarten aber einen Einbruch an Aufträgen in der nächsten Zeit.
So gehen nur noch 11 Prozent davon aus, dass sie ihre Investitionen in der nächsten Zeit erhöhen werden - und mit 33 Prozent sind nur noch halb so viele Handwerker als vor einem Jahr überzeugt davon, dass sie höhere Preise für ihre Dienste am Markt durchsetzen können.