Oberhausen. Die Ruhrgebietsstadt Oberhausen hat viel zu bieten. Von der Wiege der Ruhrindustrie zum pulsierenden Teil der Metropole Ruhr.
- Oberhausen hat mehr zu bieten als manch einer denken mag
- Einst industriell geprägt, hat sich die Natur viele Ecken zurückerobert
- Und auch historisch gibt es in der Stadt einiges zu entdecken
Das Ruhrgebiet, schäbig, stinkend, schmuddelig? Das war vielleicht mal. Die Region hat sich längst zur pulsierenden Metropole entwickelt – und mit ihr auch die Städte. Kohle und Stahlproduktion haben einst auch Oberhausen geprägt. Doch die Stadt hat sich gemausert und bietet Besucherinnen und Besuchern viele schöne Orte, auch abseits des bekannten Centros. Eine subjektive Auswahl der Redaktion:
1. St.-Antony-Hütte
Wer an der Antoniestraße in Klosterhardt einen Spaziergang unternimmt, taucht tief ein in die Oberhausener Industriegeschichte und erlebt den Stadtnorden von seiner grünsten und schönsten Seite. Hier zeigt das Industriemuseum des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR), warum Oberhausen die Wiege der Ruhrindustrie ist. Die industriearchäologische Ausgrabungsstätte gibt einen einzigartigen Einblick in die Stadtgeschichte. Die St.-Antony-Hütte ist im Jahr 1758 gegründet worden und sorgt heute dafür, dass sich Spaziergänger hier besonders wohlfühlen. Denn: Eine Eisenhütte benötigt Wasser. Und deshalb ist hier schon zur Mitte des 18. Jahrhunderts der Elpenbach aufgestaut worden. Hinter dem Fachwerkgebäude des Museums liegt der so entstandene ehemalige Hüttenteich; gleich nebenan befindet sich ein weiterer Teich mit Wasserfontäne, den man über Holzbohlen umrunden kann. Enten quaken auf dem Teich, die Blätter der Bäume rascheln im Wind und Oberhausen entfaltet hier einen gewissen pittoresken Charme, der im Stadtgebiet nicht allzu häufig zu finden ist. Michael Bresgott
2. Burg Vondern
Selbstverständlich ist Oberhausen geprägt von seiner industriellen Geschichte. Doch schon im Spätmittelalter herrschte mitunter ein buntes Treiben in der Stadt. Davon zeugt die Burg Vondern in Osterfeld. Architekturbegeisterte werden an der Arminstraße auch Einflüsse der Spätgotik und der Renaissance entdecken. Spaziergänge lohnen sich allemal, zumal es drumherum grünt und blüht. Die nahe Siedlung Vondern bietet einen Blick in die Bergarbeiter-Vergangenheit der Region: mit alten Arbeiterwohnungen, Bürgerhäusern und der ehemaligen Verkaufsanstalt der Gutehoffnungshütte GHH. Nadine Gewehr
3. Panoramagalerie im Schloss Oberhausen
Der älteste Spruch des Reviers – „Kommense rein, könnense ‘rausgucken“ – ist in der Panoramagalerie besonders verlockend: Hier erlebt man beide Attraktionen des Schlosses Oberhausen auf einen Streich. Drinnen gibt’s (bei freiem Eintritt, also anders als im Großen Schloss) stets liebevoll kuratierte Ausstellungen, aktuell als Bestenauslese aus dem Arbeitskreis Oberhausener Künstler. Und dazu als quasi ständiges „Exponat“ den Blick hinaus in den Kaisergarten. Im Sommer grün, wird es im Herbst erst richtig bunt. Übrigens lohnt auch das „Reingucken“ von der Gartenseite. Denn die Ludwiggalerie hat immer einige Werke so platziert, dass sie auch nach draußen winken und signalisieren: Hier lohnt es sich, reinzuschauen. Ralph Wilms
4. Der Hiesfelder Wald
Das Naturschutzgebiet Hiesfelder Wald ganz im Norden ist mit seinem alten Baumbestand (einige Buchen sollen bis zu 200 Jahre alt sein) und kleinen Bächen immer einen Besuch wert. Schöne kleinere Wanderwege gibt es auch im Dunkelschlag und im Sterkrader Wald, zwischen Alsfeld, Schmachtendorf und Königshardt. Eine Fahrradtour entlang der HOAG-Trasse und dem grünen Pfad entlang der Emscher über die alten Werksbahngleise zeigt die Stadt aus einer ganz anderen Perspektive, entlang von Gärten und Hinterhöfen durch viel Grün. Karin Bertram
5. Der Kaisergarten
In Oberhausen sagen sich Alpaka und Schwarznasenschaf gute Nacht. Das Tiergehege im Kaisergarten ist längst kein Geheimtipp, vor allem in den Sommerferien und an den Schön-Wetter-Wochenenden ist der kleine Zoo daher oft sehr überlaufen. Doch wer Wind und Wetter nicht scheut, wird belohnt: Auch im Herbst lohnt sich ein Ausflug in den Kaisergarten. Hohe Bäume verschlucken einen Großteil des Straßenlärms, die Tiere lassen sich in aller Ruhe beobachten und mit etwas Glück lässt die Herbstsonne die Blätter an den Bäumen bunt und golden glühen. Nadine Gewehr
6. Der Westfriedhof
Die Natur genießen, innehalten, nachdenken: Bei einem Spaziergang über den Westfriedhof kann man den stressigen Alltag wunderbar hinter sich lassen. Ein Friedhof ist ein Ort der Stille, des Gedenkens. Sorgen und Nöte werden plötzlich ganz klein, wenn man sich der Vergänglichkeit des Lebens bewusst wird. Doch der Friedhof, der eher einem weitläufigen Park ähnelt, bringt auch Geschichte näher, durch Weltkriegsgräber, die Denkmäler für die Märzgefallenen und die Opfer des Grubenunglücks auf Zeche Concordia zum Beispiel. Auf dem Westfriedhof wurden auch einige bekannte Oberhausener begraben, darunter die „Mutter Courage des Ruhrgebiets“: die ehemalige Oberbürgermeisterin Luise Albertz. Nadine Gewehr
7. Die Ripshorster Kanalbrücke
Eine der schönsten Ecken in Oberhausen ist die Ripshorster Brücke über dem Rhein-Herne-Kanal. Wer hier den Blick schweifen lässt, wird mit einer weiten Aussicht über das Wasser, viel Grün, den Gasometer und das Kunstwerk „Der Zauberlehrling“ belohnt. Technikbegeisterte freuen sich über die wunderschön geschwungene Bogenbrücke des Konstrukteurs Jörg Schlaich, der auch das Dach des Olympiastadions München konzipierte. Wer als joggender Frühaufsteher an einem nebligen Tag (Seeleute sprechen von unsichtigem Wetter) eines der Frachtschiffe aus dem Nichts auftauchen sieht, wird das als spektakulär empfinden. Marco Fileccia
8. Das Ebertbad
Womöglich denken beim Stichwort Ebertbad viele auch nach Jahrzehnten noch an „Ganz oder gar nicht“ mit den vier strippenden „Adonissen“ (falls es diesen Plural gibt). Davor kann man auch mal die Augen verschließen und die historische Badeanstalt einfach als Heimstätte des besten Sound-Mixers in Oberhausen zur Kenntnis nehmen: Ob Gesangskunst a cappella, zeitgenössische Jazz-Elite oder junge Klassik – der gute Ton sitzt hier eigentlich immer perfekt. Wäre das gründerzeitliche Gemäuer nicht auch noch so eine Augenweide, könnte man auch schlicht feststellen: Augen zu und genießen. Ralph Wilms
9. Die Krumme Straße in Holten
Oberhausen – die Fachwerkstadt? Für den äußersten Nordwesten des Stadtgebiets gilt das tatsächlich. Wer über die Krumme Straße in Holten spaziert, glaubt in einem Eifeldörfchen oder im Sauerland zu sein. Hier patrouillieren die Holtener Nachtwächter in der dunklen Jahreszeit, doch hier kann man auch zu anderen Jahreszeiten wunderbar einen kleinen Spaziergang unternehmen – mit einem Abstecher zum nahe gelegenen Kastell, das an die mittelalterlichen Ursprünge des Stadtteils erinnert. Und zudem ist die renaturierte Emscher im bald neu gestalteten Holtener Bruch nicht allzu weit entfernt. Michael Bresgott
10. Die Ruhrwiesen
Die Nachbarstadt Mülheim hat die Ruhr im Namen, aber auch Oberhausen kann zumindest ein kleines Stückchen des Ruhrgebiets-Flüsschens genießen. Die Ruhrwiesen in Alstaden – perfekter Ort für ein idyllisches Picknick, eine schöne Gassirunde mit dem Hund oder einen romantischen Spaziergang im Sonnenuntergang – erreicht man unter anderem über den Ruhrpark mit dem markant bunten Kletterturm für Kinder. Direkt gegenüber, an der Solbadstraße, findet man übrigens die Überreste der Zeche Alstaden – wunderbar restauriert als Forum Zeche Alstaden. Dort locken Konzerte und Lesungen im industriellen Ambiente und Kaffee im Grünen. Nadine Gewehr