Oberhausen. Fahrräder ausleihen, abstellen, reparieren: Die Oberhausener Radstation bietet all das zu erschwinglichen Preisen an. Hier ist sie zu finden.

Sie befindet sich direkt am Hauptbahnhof in Oberhausen. Aber wer nicht weiß, wo er oder sie suchen muss, dem wird die Fahrradstation des Zentrums für Ausbildung und Qualifizierung (ZAQ) vielleicht noch nie aufgefallen sein. Dabei gibt es hier eine Menge Angebote für Menschen, die gerne mit dem Fahrrad unterwegs sind: Stellplätze, Mietfahrräder, Reparaturen und günstige Drahtesel zum Verkauf.

Der Eingang zur Radstation befindet sich am Gebäude des Hauptbahnhofes ganz rechts. Auch von der Bahnhofshalle aus ist sie zu erreichen. Ein kleines unscheinbares Schild über dem Geldautomaten vor Mc Donalds weist den Weg. Wer den Gang einmal gefunden hat, für den oder die gibt es keinen Zweifel mehr: Das Fahrrad steht hier im Fokus. Die Wände schmücken bunte Motive von Zweirädern, im Empfangsbereich der Fahrradstation hängen Reifen und Felgen von der Decke, am Fenster lehnt eine Uhr in Fahrradform.

Oberhausener Radstation bietet 350 überwachte Stellplätze

Es riecht nach Werkstatt. Die befindet sich direkt nebenan, rechts vom Ladenlokal. Links davon stehen Fahrräder auf rund 350 Stellplätzen. Auch draußen hinter der Fahrradgarage gibt es Stellplätze auf mehreren Etagen. Nicht alle Ständer sind belegt. Zwar könne man in Oberhausen gut Fahrrad fahren, findet Projektleiter Volker Neuwirth, doch viele Leute nutzten aber doch lieber Bus und Bahn, fühlen sich darin auf Oberhausens Straßen vielleicht sicherer, vermutet er.

Die Radstation befindet sich an der rechten Seite des Oberhausener Hauptbahnhofs.
Die Radstation befindet sich an der rechten Seite des Oberhausener Hauptbahnhofs. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Eine Rolle könnte auch spielen, dass Pendlerinnen und Pendler, die ihr Fahrrad am Bahnhof parken wollen, befürchten, dass ihr Drahtesel geklaut wird. In der Radstation finden sie überwachte Stellplätze. Auch E-Bikes können hier den Tag über auf ihren Besitzer oder ihre Besitzerin warten. Eine Lichtschranke signalisiert den Mitarbeitenden, wenn jemand die Radstation betritt. „Man kriegt mit, wenn jemand reinkommt“, sagt Neuwirth.

Wer ein Fahrrad in einem der zahlreichen Ständer parken möchte, kann dies für 90 Cent am Tag tun. Monatskundinnen und -kunden zahlen 9 Euro, im Jahr kostet der Stellplatz 90 Euro. Wer gar kein Fahrrad hat, das er hier abstellen kann, aber gerne mit einem fahren möchte, kann sich in der Radstation eines der 30 Mietfahrräder ausleihen. Das kostet ihn oder sie 7 Euro pro Tag. Wichtig zu wissen: Die Leihräder sind nicht versichert. Wem das Rad gestohlen wird, der muss also dafür aufkommen.

Volker Neuwirth von der Radstation in Oberhausen zeigt, wie die Fahrradständer funktionieren.
Volker Neuwirth von der Radstation in Oberhausen zeigt, wie die Fahrradständer funktionieren. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Die Preise in der Oberhausener Radstation sind bewusst erschwinglich

Die meisten Leute, etwa drei Viertel der Kundinnen und Kunden, besuchen die Radstation am Oberhausener Hauptbahnhof jedoch für eine Reparatur, erzählt Volker Neuwirth. In der Werkstatt läuft leise Radio. Mitarbeiter Björn Kuballa schaut sich das Rad von einem Kunden an, während draußen Busse vorbeirauschen. Die Schaltung funktioniere nicht mehr, erklärt der Mann. Kuballa erkennt das Problem sofort: Der Zug ist eingerostet. Schnell rechnet er durch, was die Reparatur kostet. Man einigt sich auf 20 Euro. Kuballa macht sich ans Werk. „Wir machen immer alles sofort“, erklärt er. Ein paar Minuten später kann der Radbesitzer seinen Drahtesel wieder mitnehmen.

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Die Preise sind bewusst erschwinglich. „Viele Leute können sich das Fahrradfahren gar nicht mehr leisten“, weiß ZAQ-Geschäftsführer Uwe Beier. Für sie bietet die Radstation eine Anlaufstelle – auch um günstige Gebrauchtfahrräder zu kaufen. Die Radstation nimmt Spendenräder an, macht sie verkehrstüchtig und verkauft sie weiter. Vor allem an Menschen, die nicht so viel Geld haben und „sich hier ein vernünftig geprüftes Fahrrad holen können“, erklärt Volker Neuwirth.

In der Oberhausener Radstation arbeiten auch Langzeitarbeitslose

All das zahlt auf die Grundidee der Radstation ein, die vor mehr als 25 Jahren entstanden ist, um das Fahrrad neben den anderen Verkehrsmitteln zu etablieren und dafür sichere Abstellmöglichkeiten zu schaffen. Gebaut wurde die Radstation in Oberhausen während des Bahnhofsumbaus in den 1990er Jahren, blickt Uwe Beier zurück. Die Idee war, in NRW 100 Radstationen unter einem gemeinsamen Logo aufzubauen. So könnte man in Oberhausen ein Fahrrad ausleihen, damit nach Münster fahren und es dort wieder abgeben. Aber: „Das hat nie funktioniert“, sagt Beier.

Uwe Beier (Geschäftsführer ZAQ, l.) und Volker Neuwirth (Projektleiter Radstation) in der Werkstatt. Der Eingang für Kundinnen und Kunden befindet sich direkt daneben auf der linken Seite.
Uwe Beier (Geschäftsführer ZAQ, l.) und Volker Neuwirth (Projektleiter Radstation) in der Werkstatt. Der Eingang für Kundinnen und Kunden befindet sich direkt daneben auf der linken Seite. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Doch die Radstation will mehr leisten als einen Beitrag zum Klima. Sie bietet außerdem Beschäftigungsmöglichkeit für Menschen, die wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden sollen. Sogenannte Ein-Euro-Jobber zum Beispiel und Langzeitarbeitslose, die über Förderprogramme im Rahmen einer sozialversicherungspflichtigen Anstellung beim ZAQ beschäftigt sind. Ihr Lohn wird vom Arbeitsamt bezuschusst.

So ist die Radstation gleich für mehrere Menschen in Oberhausen ein Türöffner. Und sie schafft eine Anlaufstelle für diejenigen, die es sich nicht leisten können, im Fahrradladen einzukaufen. Aber nicht nur für sie. „Das Angebot ist für alle da“, betont Uwe Beier. „Wir machen keine Eingangskontrollen.“

Die ZAQ-Radstation am Oberhausener Hauptbahnhof hat montags bis freitags von 7 bis 19 Uhr, samstags von 10 bis 16 Uhr geöffnet.