Oberhausen. Die Stadt Oberhausen baut eine neue Gesamtschule. Dafür muss eine ehemalige Hauptschule weichen. Ein Ex-Schüler erinnert sich an die Schulzeit.
- An der Knappenstraße in Oberhausen soll eine neue Gesamtschule entstehen
- Die Abrissarbeiten an der ehemaligen Hauptschule St. Michael laufen auf Hochtouren
- Einen Ex-Schüler begleiten dabei nostalgische Gefühle
Ein riesiger Bagger reißt mit seiner Schaufel ein Stück Dach heraus, als wäre es aus Pappmaché. Es knarzt und kracht gewaltig, dann liegt wieder ein Teil der ehemaligen Katholischen Hauptschule St. Michael in Schutt und Asche. Der Bagger hat noch viel vor sich: Das Hauptgebäude steht noch da, als könnte es morgen Schülerinnen und Schüler empfangen. Doch das ist nur die Backsteinfassade. Im Inneren ist das Gebäude leer und bald wird es dem Erdboden gleich gemacht. Aus einem guten Grund.
Nach Jahrzehnten hat es Oberhausen geschafft, einen kompletten Neubau einer weiterführenden Schule anzustoßen. Angesichts rasch gestiegener Schülerzahlen platzen Gymnasien und Gesamtschulen aus den Nähten. Deshalb muss Platz gemacht werden: Auf dem Gelände an der Knappenstraße, nur wenige Minuten vom Centro Oberhausen entfernt, soll ein hochmoderner Neubau einer Gesamtschule entstehen. Der Plan: Ab 2026 sollen hier mehr als 1300 Schülerinnen und Schüler in sechs Klassenzügen unterrichtet werden.
Oberhausen: Ehemalige Hauptschule wurde 2016 geschlossen
Das 85-Millionen-Euro-Projekt wird in der Schullandschaft herbeigesehnt, doch erstmal muss sich die Vergangenheit verabschieden. Darum kümmert sich die Firma Linkamp aus Anröchte. Man mag sich noch an Abrissbirnen erinnern, doch das war einmal. Aus der 2016 geschlossenen Schule werden die Stücke herausgebrochen, bis keine Schule mehr da ist. Der Grund ist ganz einfach, war aber nicht immer selbstverständlich: Die Baustoffe sollen getrennt werden, um die Umwelt zu schonen. Der Bagger hat bereits ganze Arbeit geleistet: In einer Ecke türmt sich Metall, in einer anderen Backstein und Sand, in anderen Ecken des großen Geländes haben die Arbeiter große Säcke angehäuft. Die Zahlen dieses Abrisses: 30.000 Tonnen Schutt und Beton, 100 Tonnen Holz, 60 Tonnen Metall, 60 Tonnen asbesthaltige Baustoffe, 70 Tonnen gipskartonhaltige Baustoffe. >>> Oberhausen: Die letzten Bewohner des „Geister“-Kollegs
Die Vorbereitungen haben lange vorher begonnen. Alle Anschlüsse wurden abgestellt und entfernt. Zwischendurch brach ein Feuer aus und vernichtete einen Teil des Daches. Das Mobiliar, alte Tafeln und Stühle, wurden entfernt. Artenschutzexperten prüften, ob Tiere bedroht sind. Der Rückbau soll etwa 970.000 Euro kosten.
Nachbarn können direkt auf die Baustelle schauen
Die Arbeiten finden unter den wachsamen Augen der Nachbarschaft statt. Der von Schülern gestaltete Bauzaun ist mehr als zwei Meter groß und fängt einen Teil des Staubs und des Lärms ab. Rundherum um das Areal stehen allerdings jede Menge Mehrfamilienhäuser. Die Turnhalle steht sogar nur wenige Meter neben einem Wohnhaus. Eines der Hochhäuser des Knappenviertels wacht wie eine Aufsicht über das Gelände. „Hier sind praktisch 600 Bauleiter um uns“, sagt Projektleiter Gioacchino Nigrelli von den Servicebetrieben Oberhausen (SBO). Die „Bauzaungespräche“ seien bislang sehr angenehm. Darauf legen die SBO und Nigrelli wert. „Die größte Herausforderung ist, dass das Umfeld zufrieden ist.“ Denn durch die Nähe lasse sich nicht vermeiden, dass Lärm und Staub sicht- und hörbar sind.
Während SBO-Pressesprecher Alexander Höfer bei der Baustellenbesichtigung an die Zukunft denkt und von dem Neubau schwärmt, denken andere auch mit Wehmut an die Schule. Jens Koschnick, der sich für die SBO um die Bäume in der Stadt kümmert, ist hier zur Schule gegangen. „Ich sehe das mit einem weinenden und einem lachenden Auge“, sagt er. Die neue Gesamtschule sei ein klasse Projekt. Als ehemaliger Schüler verbindet er aber auch etwas mit St. Michael. „Die Schule war ein großes Glück und ein Segen für mich, vor allem die Lehrer“, sagt der 36-Jährige. Er habe viele gute Erinnerungen an seine Schulzeit. Deshalb sei er vor dem Abbruch auch noch mal durch das Gebäude gestreift. An den Tafeln standen noch mit Kreide alte Lerninhalte, die Klassenzimmer waren noch da.
Mittlerweile ist alles rausgeräumt. Bevor das Hauptgebäude abgerissen wird, wird es mit Wasser getränkt, damit nicht so viel Staub entsteht. Bis Februar soll der Abbruch erledigt sein. Ein Teil wird allerdings bleiben: Neben der Erinnerung auch die acht Bäume, die auf dem neuen Schulhof wieder Schatten spenden sollen.