Oberhausen. Hölle, Hölle, Hölle: In der Arena Oberhausen feierten 3500 Fans Hits der Schlager-Ikone Wolfgang Petry. Der Meister sendete eine Videobotschaft.

„Von dir keine Spur, die Wohnung ist leer…“ Schlagerfans wissen längst, dass so der große Hit „Wahnsinn“ der Kölner Genre-Ikone Wolfgang Petry (72) beginnt. Am Freitag hatte der Knallersong in der mit 3500 Fans deutlich verkleinerten Arena Oberhausen eine doppelte Bedeutung. Unter dem Titel „Wahnsinn - Die Show“ wirbelten vier Solisten, etliche Tänzerinnen und Tänzer und eine komplette Band umher. Aber: Auf einen persönlich anwesenden „Wolle“ mussten die Fans hinter den Arena-Türen abermals verzichten.

Hölle, Hölle, Hölle! Seine Konzert-Karriere hat der mittlerweile 72-Jährige schon vor Jahrzehnten an den Nagel gehängt. Petry zog sich weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück. Der Mann, der eigentlich Wolfgang Remling heißt, gründete vor sechs Jahren eine kleine Countryband. Sein Live-Auftritt mit der „Pete Wolf Band“ bei der ZDF-Spendengala „Ein Herz für Kinder“ gehört zu den seltenen Momenten, an denen sich Petry noch musizierend in der Öffentlichkeit zeigt.

Wolfgang Petry: Discofox in den Gängen, Tour-Shirts aus der Mottenkiste

Auch wenn die Erinnerungen an die Zeit der Freundschaftsarmbändchen verblichen sind, in der Arena feiern die Fans ihren Schlager-Wolle als wäre er immer noch allgegenwärtig. Sie tanzen auf den Fluren, kramen die alten Tour-T-Shirts aus dem Schrank oder der Mottenkiste - und kennen jede Zeile in- und auswendig.

Dabei veröffentlicht Petry immer noch Alben. Erst Anfang des Jahres presste er „Stark wie wir“ mit neuen Songs auf die CD. Auch in der Arena gibt das Ensemble daraus Kostproben. Obwohl es die etwas weicheren Songs bis auf Platz vier der Albumcharts schafften, sind es Nummern, bei denen die Fans beim Konzert meist Platz nehmen. Ganz klar: Die Klassiker diktieren den Spätsport. Aufstehen, klatschen, die Arme bewegen - das schaffen die Oldies aus den 80er- und 90er-Jahren.

Wie konserviert und einbalsamiert erklingen „Verlieben, verloren, vergessen, verzeih’n“, „Weiß der Geier“, „Der Himmel brennt“, „Du bist ein Wunder“, „Augen zu und durch“, „Ganz oder gar nicht“ und „Bronze, Silber und Gold“. Bei wem nun immer noch keine Ohrwürmer in den Ohrmuscheln trällern, der scheint die Petry-Epoche mit meditativer Gründlichkeit ausblenden zu können.

So ganz ohne den leibhaftigen Wolfgang Petry bleibt „Wahnsinn“ nach zweieinhalb Stunden dann doch nicht: Der Meister hat eine kurze Grußbotschaft eingesprochen, die, so wie an den anderen Tour-Stationen auch, abgespielt wird. Dazu erscheint ein aktuelles Wolle-Porträt auf der Videoleinwand. Petry bedankt sich artig für die Begeisterung, wünscht einen guten Heimweg. Er nimmt den Fans aber zugleich ein Stück die Illusion von einem Konzert-Comeback, spricht von einer Zeit, die wohl nie zurückkommen wird.

Wolfgang Petry: Nimmermüde Wolle-Party mit einer seltsamen Pause

Ursprünglich startete die Bühnen-Produktion „Wahnsinn“ übrigens als Musical. Mit allen Hits, aber auch einer Geschichte. Die modisch auffälligen Karohemden waren wie die Schnauzbärte ein Teil der Ensemble-Ausstattung. Doch die Zeiten des Wolle-Musicals sind gezählt. Die Initiatoren rangierten die Geschichte aus und schafften Platz für mehr pure Party. Das klingt bei Kartenpreisen zwischen 50 und 90 Euro durchaus mutig. Wohlgemerkt: ohne Star.

Die meisten Fans wirken trotzdem zufrieden. Die Tanzprofis agieren nimmermüde. Die Solisten singen live - und treffen die Atmosphäre der Songs. „Wahnsinn“ gerät zu keiner detailgetreuen Karaoke-Show. Die fast halbstündige Verschnaufpause zwischen den zwei Party-Blöcken wirkt dagegen wie ein überflüssiger Stilbruch.

>>> Noch mehr Schlagerkost: Weitere Konzerte in der Arena

Auf Schlagermusik müssen Fans in der Rudolf-Weber-Arena auch künftig nicht verzichten. Am Freitag, 27. Oktober, kommen schon die volkstümlichen Kastelruther Spatzen vorbei. Tickets kosten 52 bis 76 Euro.

Die „Schlagernacht des Jahres“ übernimmt am Samstag, 4. November, mit verschiedenen Stars wie Eloy de Jong. Wenige Restkarten sind für 71 bis 101 Euro zu haben. Im kommenden Jahr, genauer am Samstag, 2. März 2024, steht Kerstin Ott auf der Bühne. Tickets kosten zwischen 51 und 85 Euro.