Oberhausen. Mit 71 Jahren legt die prominente Grünen-Politikerin Bärbel Höhn ein neues Buch vor. Sie nimmt dabei die Baby-Boomer ins Visier: „Tut was!“

Die prominente Grünen-Politikerin und Ex-NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn hat ihr erstes Buch geschrieben: „Lasst uns was bewegen!“ Mit 71 Jahren appelliert die Oberhausenerin auf 271 Seiten an die Generation der Baby-Boomer, den allzu bequemen Sitz auf dem Sofa zu verlassen, sich in der Zivilgesellgeschaft für den Klimaschutz zu engagieren und konkret etwas für Umwelt und Klima zu tun. „Die Älteren müssen es wuppen“, sagt Bärbel Höhn, die vier Enkel hat. „Wir haben nur noch wenig Zeit.“

Sie saß als Umweltministerin den NRW-Kabinetten von Johannes Rau und Wolfgang Clement, war später zwölf Jahre lang Bundestagsabgeordnete und prägte die Umweltschutzpolitik in der Bundesrepublik über Jahrzehnte entscheidend mit: Bärbel Höhn, die als aktive Politikern gegen den Braunkohletagebau Garzweiler 2 und Tierseuchen wie den Rinderwahn kämpfte, hat sich auch mit 71 Jahren eine beeindruckende gedankliche Frische und Offenheit erhalten.

Ihr neues Buch schildert die verheerenden Folgen der Industrialisierung für die Umwelt und nimmt dabei eine globale Perspektive von der Ölkrise 1973 bis zu den Extremwettern des 21. Jahrhunderts ein. Die Ex-Ministerin unterfüttert diesen Parforceritt durch die Jahrzehnte mit konkreten Beispielen aus dem Ruhrgebiet vom Abteufen der ersten Zechen bis zur Internationalen Bauausstellung Emscherpark (1989-1999). Die IBA habe erreicht, „dass die Menschen, die dort wohnen, die Region heute ganz anders und viel positiver erleben“.

„Werden wir Lösungen für die globale Klimakrise finden?“

Der klassische Ruhrpott von einst (Höhn: „harte Arbeit, viel Dreck und Gestank“) wandelte sich dank der Initiative von Professor Karl Ganser zur weithin lebenswerten Region, in der nun eine renaturierte Emscher fließt. Für die Grünen-Politikerin ein Beispiel, wie konkretes Handeln Gutes für die Umwelt und die Menschen bewirken kann. Im dritten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts laute die neue Herausforderung: „Werden wir Lösungen für die globale Klimakrise und die Gefährdung unserer gesamten Lebensgrundlage finden?“

Erstes Buch mit 71 Jahren: Bärbel Höhn.
Erstes Buch mit 71 Jahren: Bärbel Höhn. © Armin Röpell

Und genau hier setzt der eindringliche Appell von Bärbel Höhn mit Blick auf die jetzt 60- bis 70-Jährigen an: „Unsere Kinder und Enkel sind betroffen! Je weniger wir jetzt noch ändern, desto schlimmer wird es für sie.“ Stromproduktion, Verkehr und Mobilität, Wärme und Heizen – die kenntnis- und erfahrungsreiche Ex-Ministerin streift zahlreiche Themenfelder, appelliert etwa für Alternativen zum benzingetriebenen Autoverkehr sowie eine lokal verankerte Wärmewende und widmet dabei ein Kapitel auch der Frage: „Wie funktioniert Politik?“ Eine wichtige Antwort lautet: „Die kommunale Ebene ist entscheidend, um die notwendige Energiewende erfolgreich umsetzen zu können.“

„Wichtig ist es, einzusteigen und auszuprobieren!“

Bärbel Höhn stellt zivilgesellschaftliche Organisationen wie zum Beispiel den Bund für Umwelt und Naturschutz (Bund), den Naturschutzbund (Nabu), Greenpeace oder auch den ADFC sowie prägende Aktivisten aus deren Reihen vor und versieht das jeweils mit Links, die weitere Infos bieten – und vor allem die Chance zum persönlichen Engagement. Ihr Appell an die ältere Generation lautet: „Wichtig ist es, einzusteigen und auszuprobieren! Aus einer Tätigkeit heraus ergeben sich oft viele weitere Anregungen.“

Am Donnerstag, 19. Oktober, um 19 Uhr diskutiert Bärbel Höhn auf der Lit.Ruhr in Halle 6 der Zeche Zollverein in Essen ihr neues Buch (Erscheinungstermin: 18. Oktober, Verlag Ludwig, 22 Euro) mit Lea Bonasera, eine der Gründerinnen der „Letzten Generation“. Die 25-Jährige hat ebenfalls ein Buch geschrieben: „Die Zeit für Mut ist jetzt!“ Ex-Ministerin Höhn findet, dass vor allem die Baby-Boomer nun diesen Mut beweisen müssen.