Oberhausen. Vom Opfer zur Aktivistin: Eine Kampagne macht Frauen stark und fordert sie auf, Gesicht zu zeigen. Damit das Thema kein Tabu bleibt.

Es kann jede treffen. Egal, welchen Alters. Egal, welcher sozialer Herkunft. Die Solidaritäts-Kampagne #DieNächste macht darauf aufmerksam, dass jede Frau Opfer von häuslicher Gewalt werden könnte.

Die Initiatorinnen dahinter wollen nicht nur auf dieses tabuisierte Thema aufmerksam machen, sondern haben auch konkrete Forderungen für Maßnahmen. Eine davon: Mehr Frauenhaus-Plätze, mehr Personal, mehr Beratungsstellen für Frauen und Kinder, die von Gewalt betroffen sind. Grund genug für das Oberhausener Frauenhaus, #DieNächste zu unterstützen und Frauen dazu aufzurufen, mutig zu sein und dabei zu helfen, das Leid sichtbar zu machen.

Raus aus der Opferrolle: 45 Frauen auf dem Zeitschriftentitel

„Tatort zuhause“ – unter diesem Titel hat die Illustrierte „Focus“ über die Frauenrechtskampagne von Iris Brand (Kommunikationsexpertin und Managerin), Sarah Bora (Sängerin, Unternehmerin, Frauenrechtsaktivistin), Anna Sophie Herken (Managerin und Aufsichtsrätin), Stefanie Knaab (Geschäftsführerin und Projektdirektorin) und Vivien Kraft (Beraterin und Managerin) berichtet.

Das flankierende Titelbild, auf dem sich 45 Frauen öffentlich mit Fotografien dazu bekannten, selbst Opfer von häuslicher Gewalt geworden zu sein, löste großes Interesse aus. Die fünf Initiatorinnen, allesamt erfolgreiche, selbstbewusste Frauen, geben in Interviews an, dass sie sich selbst aus der Opferrolle befreien wollten – hin zu einer Unterstützerin und Aktivistin. Dies wünschten sie sich auch für andere Frauen.

Suna Tanış, Leiterin des Oberhausener Frauenhauses, unterstützt die Aktion #DieNächste.
Suna Tanış, Leiterin des Oberhausener Frauenhauses, unterstützt die Aktion #DieNächste. © FUNKE Foto Services | Ulla Michels

Brand, Bora, Herken, Knaab und Kraft teilen das Schicksal vieler Frauen, denen Gewalt geschehen ist: Ihnen sei nicht geglaubt worden, wegen ihrer Zugehörigkeit zu einer „höheren“ sozialen Schicht. Doch sie sagen: „Gewalt gegen Frauen ist ein gesellschaftliches Problem.“ Deshalb fordern sie auch Veränderungen, die verschiedene gesellschaftliche Bereiche betreffen, darunter eine staatliche Koordinierungsstelle, Rechtsanspruch auf Schutz und Hilfe, Änderungen im Aufenthaltsrecht, Fortbildungen für alle, die in Kontakt mit Betroffenen oder Tätern kommen und dass Gewalt im häuslichen Umfeld zum Thema in Kitas, Schulen und Universitäten wird.

Frauen, die Gewalt erfahren haben und sich vorstellen können, dies mit ihrem Bild, ihrem Namen und der Angabe ihres Berufes öffentlich zu machen, können sich per Mail an die Initiatorinnen von #DieNächste wenden: infodienaechste@gmail.com. Suna Tanış, Leiterin des Oberhausener Frauenhauses, wünscht sich in einem Schreiben an unsere Redaktion, dass viele Frauen den Mut finden, mitzumachen und „damit das Thema häusliche Gewalt sichtbarer machen“.