Oberhausen. Früher prosteten sich Revier-Bajuwaren bei großen Oktoberfesten am Centro zu. Doch diese Zeiten sind vorbei. Wo in Oberhausen nun gefeiert wird.

Dirndl beim Textil-Discounter. Lederhosen von der Stange. Weißwurst-Invasion in den Auslagen der Metzger. Das große Oktoberfest in München färbt bis ins weiß-hellblaue Ruhrgebiet ab. In Oberhausen bildete sich im vergangenen Jahrzehnt sogar ein zünftiges Epizentrum der Gemütlichkeit. Vor allem am und neben dem Centro wurde geprostet, bis die Bierbank wackelte.

Doch von „O’zapft is“ ist in der Neuen Mitte in diesen Tagen nichts zu spüren. Termine: Fehlanzeige. Wir gehen auf Spurensuche.

Die Arena Oberhausen gilt in Oberhausen als Vorreiterin für bajuwarische Großveranstaltungen. Schon 2007 prosteten sich Dirndl- und Lederhosenträger zu. Auf dem Höhepunkt schunkelten im geschmückten Arena-Innenraum mehr als 2500 Gäste pro Abend.

Mit der "Münchner Zwietracht" importierten die Macher Jahr für Jahr eine echte Wiesnband, die einst dem Hippodrom-Festzelt einheizte. Doch es gab auch krasse Genrebrüche: Neben Mallorca-Sängerin Mia Julia trat der mittlerweile gefallene Schlagerstar Michael Wendler auf.

Oktoberfest: Mit Andreas Gabalier, aber auch Mia Julia und Michael Wendler

2018 wurde zum letzten Mal das Bierfass in der Arena angestochen. Noch deutlich vor der Corona-Pandemie. Das Hallenmanagement begründete dies mit dem starken Anstieg der Zahl von Oktoberfest-Konkurrenten. Nicht nur in den Nachbarstädten, sondern auch nebenan auf dem Platz der Guten Hoffnung. Der Wiesn-Hype ebbte ab. Die Karten für gleich mehrere Feiertermine an einem Wochenende verkauften sich schleppender.

Vor dem Centro bauten wiederum private Oktoberfest-Anbieter auf. Den spektakulärsten Feierreigen startete Weihnachtsmarkt-Gastronom Jakob Kaml im Jahr 2016. Der Mann aus Flachau schafft es sogar, den damals schon Stadien füllenden österreichischen Volks-Rock’n’Roller Andreas Gabalier für ein Festzelt-Konzert nach Oberhausen zu holen.

Oktoberfest: Wendepunkt vor Corona - mehr Konkurrenz, weniger Nachfrage

Letztlich scheiterte das mehrwöchige Fest finanziell - und das lag an den hohen Kosten für die Feierveranstaltung. Der Aufwand für das zweistöckige, 1500 Gäste fassende Festzelt war gewaltig, massive Holzhütten mussten aufgestellt werden, es gab Paradeumzüge und viele liebevolle Details, um das Oktoberfest in Oberhausen so typisch wie möglich zu gestalten. Allerdings: Während es an den Wochenenden voll war, blieben die Besucher unter der Woche und tagsüber zu oft aus. Das „Salzburger Oktoberfest“ wurde nicht wiederholt.

2018 versuchte sich ein Organisator des Rüttenscheider Oktoberfestes aus Essen an gleicher Stelle. Mit großem Zelt, deutlich einfacherem Ambiente, aber dem selben Ergebnis. Das Fest wurde 2019 nicht mehr fortgesetzt.

Das galt auch für die „Ruhrpott-Gaudi“ des ehemaligen Ebertbad-Bademeisters Hajo Sommers neben dem Stadion Niederrhein. Nach fünf gut besuchten Ausgaben und lokalen Feierzugaben wie Sänger Nockes war Schicht im Feierschacht. „Oktoberfeste lassen sich heute kaum noch bezahlen. Damit verdient keiner mehr Geld, weil Technik, Zelte und Stellplatz alles verschlingen", sagt Sommers heute. „Irgendwann ist das Thema bei den Leuten auch durch.“

Ganz ohne Oktoberfeste bleibt Oberhausen in diesem Jahr aber trotzdem nicht. Die Festivitäten kehren zurück zu den Feten-Wurzeln, in kleinere Säle und Zelte. Dorthin, wo schon vor den Massen-Events mit tausenden Menschen familiär geschunkelt wurde.

Oktoberfest: Zünftige Schunkelabende kehren zurück zu den Wurzeln

Das größte Oberhausener Oktoberfest startet in diesem Jahr am Samstag, 30. September, beim Vereinsjubiläum vom DJK Arminia Klosterhardt. Der Sportverein feiert mit einer Festwoche sein 100. Jubiläum und bindet das zweite Arminia-Oktoberfest mit ein. Mit Erfolg.

Das Fest bereiten viele ehrenamtlichen Helfer sorgsam vor. „Wir haben das Oktoberfest vor zehn Jahren zum ersten Mal gefeiert - und viele Besucher von damals erinnern sich noch an den gelungenen Abend", sagt Armine Hans-Bernd Reuschenbach. Der Zuspruch sei deshalb gut. „Mehr als 600 Karten sind bereits verkauft."

Mit der bayrischen Partyband „Die Allgeier“ ist ein Stimmungsgarant aus dem Allgäu dabei. Das Zelt steht auf dem Friesenhügel, der Zugang erfolgt ab 17.30 Uhr über die Droste-Hülshoff-Straße. Anderthalb Stunden später geht es los. Tickets kosten 20 Euro. Serviert wird die halbe Maß (0,5 Liter) mit Benediktiner-Oktoberfestbier für 5 Euro.

Ein Vorteil für die Macher: Das große Zelt wird für weitere Veranstaltungen genutzt, wie Konzerte der Kölsch-Rocker „Brings“ (Montag, 2. Oktober, 33 Euro) und der Rock-Cover-Band „Die Toten Ärzte“ (Samstag, 7. Oktober, 20 Euro). Praktisch: Die Fest-Tickets dienen in Oberhausen für An- und Abreise auch als Busfahrkarte.

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Die II. Karnevalsgesellschaft Zomkhosi baut für den Samstag, 7. Oktober, an der Weseler Straße 153 ein Festzelt mit Holzboden auf. Neben bayrischen Oktoberfestbieren versprechen die Veranstalter gegrillte Krainer-Wurst, warmen und kalten Kartoffelsalat und Hendl. Los geht’s um 16 Uhr. Eine halbe Stunde später erfolgt der Fassanstich. Tickets: 17,50 Euro.

Die Sterkrader Raben wollen das Resonanzwerk in einen bayerischen Außenposten verwandeln. Am Samstag, 14. Oktober, spielt die Partyband „Herzschlag“ deftige Stimmungsklangkost. Am Annemarie-Renger-Weg 5 öffnen sich um 18.45 Uhr die Türen. Tickets: 19,50 Euro.

Kein klassisches Oktoberfest, aber kurios: Am Freitag, 7. Oktober, lädt der Revierpark Vonderort an der Bottroper Straße 322 zwischen 20 bis 1 Uhr zum Sauna-Oktoberfest. Samt Oktoberfest-DJ, Hufeisenwerfen, Fingerfood - und Alpenpeeling. Tickets: Sauna-Tageskarte 20 Euro plus 2 Euro Eventzuschlag.