Oberhausen. Anwohner in Oberhausen sind stinksauer: Schwere Lkw verirren sich ständig in ihre Straße. Dabei ist die Lösung ihres Problems eigentlich einfach.

In der Oberhausener Waldteichstraße ist der Ärger groß: Immer wieder verirren sich tonnenschwere Lkw in die Straße im Norden der Stadt. Selbst am Wochenende und nachts donnern die Fahrzeuge nach Beobachtung der Anwohner über die Straße oder werden stundenlang abgestellt, darunter Kühllaster mit laut ratternden Kälteaggregaten.

Anwohner Ulf Damaschun hält es nicht mehr aus und macht seinem Ärger nun öffentlich Luft. „Die Lkw verfahren sich in unsere Straße, weil der Weg ins nahe Edeka Zentrallager nicht richtig ausgeschildert ist“, sagt er. Die Stadt könne ihm durch einen kleinen Handschlag helfen, tue es aber nicht. Vorab: Auf Nachfrage unserer Redaktion tut sich nun doch etwas, die Stadt will reagieren.

Aber erstmal zur vertrackten Ausgangslage: Damaschun wohnt in der Nähe des Edeka-Zentrallagers auf dem Waldteichgelände. Im Winter, wenn die Bäume kein Laub tragen, kann er das Lager sogar sehen. Nur: Von seiner Straße aus ist das Lager nicht zu erreichen. Davon gehen aber offenbar viele Lkw-Fahrer aus, die Waren zum Zentrallager transportieren. „Immer wieder fahren die 40-Tonner hier lang“, sagt der Oberhausener. „Wenn sie ihren Irrtum bemerken, versuchen sie irgendwie zu wenden, fahren sich zum Teil sogar fest. Oder sie fahren weiter durch die sehr schmale Kiebitzstraße, um von dort zum Lager zu kommen.“

An diesem Schild fehlt aus Sicht der Anwohner der Waldteichstraße ein Hinweis auf das Edeka-Zentrallager Oberhausen.
An diesem Schild fehlt aus Sicht der Anwohner der Waldteichstraße ein Hinweis auf das Edeka-Zentrallager Oberhausen. © Ulrich Real

Doch warum verfahren sich so viele Lkw überhaupt in die Waldteichstraße? Der Grund liegt für den Anwohner, aber auch für den Sterkrader Bezirksbürgermeister Ulrich Real (SPD) und dessen SPD-Ratskollegen Jörg Schröer, auf der Hand: Wenn die Laster von der Autobahn kommen, sehen die Fahrer ein Schild: Weierheide geradeaus, Waldteich links. „Vor allem Ortsfremde wissen dann nicht, wo es lang geht“, sagt Real, den Damaschun in der Sache um Hilfe gebeten hat. Es fehle der klare Hinweis, dass man für das Edeka-Zentrallager links abbiegen muss auf die Straße „Zur Zeche Hugo“.

Stattdessen fahren viele weiter auf der Erlenstraße geradeaus. Dann stoßen sie auf die Weißensteinstraße, in die sie wegen eines Lkw-Fahrverbotes aber nicht links einbiegen dürfen. Also fahren sie rechts – und biegen auf ihrer Irrfahrt dann in die Tannen- und die Waldteichstraße ein. Oder machen einen größeren Bogen über die Weierstraße. „Die denken sich: Da vorne ist das Lager doch, da muss ich doch hier irgendwie langfahren können“, vermutet Damaschun. Er hat Unterschriften der Anwohner gesammelt und eine Petition an Oberbürgermeister Daniel Schranz verfasst. Bezirksbürgermeister Ulrich Real hat sie bereits übergeben.

Verirren sich Lkw zunächst in die Waldteichstraße im Oberhausener Norden, landen sie später sehr häufig auch noch in der sehr schmalen Kiebitzstraße, um von dort zum Edeka-Zentrallager zu gelangen.
Verirren sich Lkw zunächst in die Waldteichstraße im Oberhausener Norden, landen sie später sehr häufig auch noch in der sehr schmalen Kiebitzstraße, um von dort zum Edeka-Zentrallager zu gelangen. © WAZ Oberhausen | nage

Er macht den Fahrern zunächst keinen Vorwurf: „Jeder verfährt sich mal.“ Für die Anwohner sei die Situation aber nicht mehr auszuhalten, zumal viele Fahrer in dem Bereich ihre Pausen machen, teilweise über Nacht. „Sie parken ihre 40-Tonner auf den für 2,8 Tonnen zugelassenen Bürgersteig, sie erleichtern sich in den Büschen und Hecken oder grillen hier einfach ihr Abendessen auf dem Gehweg.“

Bei der Stadt habe er bislang auf Granit gebissen, erzählt Anwohner Damaschun. Man habe ihm erklärt, das Hinweisschild an der Abzweigung Erlenstraße/Zur Zeche Hugo könne nicht angepasst werden, da man nicht für Edeka werben wolle oder dürfe. Eine erstaunliche Antwort angesichts der Tatsache, dass gefühlt an jedem Sterkrader Kreisverkehr ein Schild auf Edeka hinweist.

Doch auch auf Nachfrage heißt es aus dem Rathaus zunächst: Für Straßenschilder gelten in Deutschland gewisse Regeln. „Die Ziel- und Namensauswahl erfolgt ausschließlich nach verkehrlichen Erfordernissen und dient nicht der Werbung.“

Waldteich: Stadt richtet kein Tempo 30 ein

Die Anwohner der Waldteichstraße können auf neue Schilder hoffen. Für zwei weitere Forderungen erteilen die Verkehrsexperten im Rathaus den Anwohnern allerdings eine Absage: Die Waldteichstraße könne nicht zur Anliegerstraße umgewandelt werden. Wegen der vielen Gewerbebetriebe in der Nachbarschaft und dem damit verbundenen Lieferverkehr sei eine Überprüfung, ob jemand Anlieger ist oder nicht, schier unmöglich.

Tempo 30, wie von den Anwohnern gefordert, könne die Stadt ebenso wenig vorschreiben. Die Unfallzahlen in dem Bereich seien unauffällig und Tempomessungen im Jahr 2021 hätten kaum Verstöße registriert. Auch die Lärmbelastung sei kein ausreichender Grund für Tempo 30, denn die rechtlichen Richtwerte würden unterschritten: Diese liegen bei 72 Dezibel (dB(A)) tagsüber und 62 dB(A) nachts. An der Waldteichstraße liege der Pegel am Tag bei 64 dB(A) und nachts bei 55 dB(A).

Es folgt allerdings ein überraschendes Aber, das die Anwohner der Waldteichstraße freuen dürfte: „Ausnahmen von der Regelung werden nur vorgenommen, wenn wegen eines besonders starken auswärtigen Verkehrs und aus Gründen der Verkehrslenkung, ein allgemeiner Hinweis nicht ausreicht und deswegen auf ein privates Ziel hingewiesen werden muss. Beim Edeka-Zentrallager trifft diese Ausnahme zu, so dass dieses Ziel in die Wegweisung aufgenommen werden kann.“ Die Beschilderung werde bereits geprüft.

Wenn die Pläne für die überarbeitete Beschilderung vorliegen, sollen sie der Politik vorgestellt und umgesetzt werden. Einen Zeitrahmen nennt die Stadt in ihrer Antwort allerdings nicht.