Oberhausen. Ehrlich Brothers präsentieren mit „Wunderzeit“ ein neues Programm. Meinung des Publikums geht weit auseinander. Was gefallen hat – und was nicht.

  • Die Ehrlich Brothers haben in Oberhausen ihre neue Show „Wunderzeit“ präsentiert
  • Das Programm hat viel zu bieten, vom Feuer-Spektakel bis zum Wasserfall
  • Doch das Publikum ist gespalten: Die einen fanden’s großartig, andere waren maßlos enttäuscht

Sie versprechen eine „Wunderzeit“, so der Name der Zauber-Show, die die Ehrlich Brothers als Vorpremiere am Freitag und Samstag in der Rudolf Weber-Arena in Oberhausen vor je rund 7000 Zuschauern präsentierten. Heraus kam viel Altbekanntes in einem actiongeladenen Feuerspektakel und einem nassen Ende, in welchem sich das Zauber-Duo in Musical-Elemente im Stile Arielles verirrt.

Die Resonanz der Zuschauer ist zwiegespalten. Wir treffen etwa auf Silke Fischer, die die Eintrittskarten von ihrem Arbeitgeber, der Caritas Oberhausen, geschenkt bekommen hat. Vor der Show ist die Spannung groß. Die 53-jährige war bereits im vergangenen Jahr dabei und freut sich nun auf neue Tricks der Zauber-Brüder. Nach der Show wird sie sagen, dass sie „zum Glück nichts für die Karten bezahlt hat“. >>> WAZ-Geburtstag: Leser kommen günstiger ins House of Magic

Wir treffen aber auch Manuela Strobel (35), Mitglied im Ehrlich-Brothers-Fanclub, der in Deutschland 600 Mitglieder hat. Die kaufmännische Angestellte hat in den vergangenen sechs Jahren 120 Auftritte der Ehrlich Brothers besucht. Sie ist somit Besitzerin eines Goldenen Tickets, mit dem man nach 100 Besuchen kostenlosen Eintritt erhält. Für sie ist jeder Besuch das pure Vergnügen, ein Abschalten vom Alltag, sagt sie. Auch nach den Shows in Oberhausen wird sie sagen: „Wahnsinn! Meine Erwartungen wurden übertroffen. Eine tolle Show!“. >>> Zur Show „Dream and Fly“ der Ehrlich Brothers: Ehrlich Brothers feuern Bonbons am Fallschirm ins Publikum

Private Einblicke: Die Ehrlich Brothers zeigen Babyfotos

Gesehen haben beide die gleiche Show in der Arena Oberhausen: Kaum auf der Bühne, zeigen Andreas und Chris Ehrlich eine ihrer größten Stärken – sie sind die sympathischen Zauberer von nebenan, nahbar und witzig. Vor allem inszenieren sie perfekt ihr brüderliches Verhältnis: Ein Gag hier, eine Anspielung dort, Kinderfotos und Anekdoten lassen die Zuschauer ganz nah an ihre Stars heran, auch wenn Windelfotos aus frühester Kindheit dann doch etwas zu nah wirken. >>> Hintergrund: Ehrlich Brothers: In Oberhausen gibt es die neue Show zuerst

Die beiden Profis sind mit dem Nachnamen Reinelt geboren und arbeiten nach Solo-Karrieren unter den Künstlernamen Andy McJoy und Chris Joker seit 2000 erfolgreich als Duo. Die Ehrlich Brothers interagieren in ihren Shows mit dem Publikum, holen Menschen auf die Bühne und machen sie, stets respektvoll, zu Hauptdarstellern und Assistenten ihrer Zaubertricks. So ergeht es in der Vorpremiere am Freitag nicht weniger als elf Zuschauerinnen und Zuschauern.

Show der Ehrlich Brothers: Wer ganz vorne sitzt, muss aufpassen

So diente etwa Besucherin Valeria als Assistentin in wenig überraschenden Kartentricks. Finja wird auf der Bühne von Bauchredner Andreas Ehrlich und der Kamel-Puppe Alexandrio in ein Gespräch verwickelt. Einem Pärchen werden die Eheringe verknotet und glücklicherweise wieder einzeln zurückgegeben. Und natürlich dienen die auf die Bühne Geholten immer wieder als „Zeugen“: Ja, der Stahl der Bahnschiene, die die Brüder scheinbar verbiegen, ist tatsächlich hart. Wer all das nicht möchte, sollte keinen Platz in der Nähe der Bühne buchen.

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Das Muster einer Ehrlich-Veranstaltung besteht aus dem Wechsel von Publikums-Interaktion, eher kleinen Manipulations-Tricks, Solo-Einlagen von Andreas und Christian und der hohen Kunst der Illusion mit spektakulären Inszenierungen. Diese könnten auch von den erklärten Vorbildern der Brüder stammen, dem legendären Zauberer-Duo Siegfried Fischbacher und Roy Horn. Zu diesem beeindruckenden Teil des Auftritts gehören das Verbiegen einer Bahnschiene, die für einen Menschen scheinbar durchlässige Stahlplatte, ein Motorrad, das wie aus dem Nichts erscheint und eine riesige Guillotine, mit der sich Chris zum Schein den Kopf abschlagen lässt und nach einigen Szenen mit getrenntem Körper und Kopf von Andreas wieder heilen lassen darf.

Ehrlich Brothers lassen die Fische fliegen

Am Ende wird die bis dahin feuerspeiende Bühne unter Wasser gesetzt. Andreas sitzt an einem Flügel in Muschel-Optik und Christian schwebt hin und her, zwischen Springbrunnen, Duschen und einer Frau in Meerjungfrauen-Kostüm. Dazu fliegen aufblasbare Fische im Zuschauerraum, bei denen nur leider die hörbare Drohnentechnik nicht zur Illusion einer Unterwasserwelt passt. Hier verlassen die Ehrlich Brothers ihr bisheriges Konzept und arbeiten wie in einem Musical ausschließlich mit Musik, Gesang und einem Schauspiel, in das der Trick der schwebenden Jungfrau eingebettet ist.

Zweieinhalb Stunden dauert die Vorstellung und hinterlässt die Zuschauerinnen und Zuschauer mit gemischten Eindrücken. Was wird kritisiert? Besucherin Silke Fischer ist enttäuscht: „Ich will verzaubert werden, aber davon war heute nichts da.“ Der zweite Teil der Show sei eher langatmig, bei so manchem Zauber meinen zwei junge Besucherinnen den Trick dahinter schnell erkannt zu haben. Aber: Die Guillotinen-Nummer sei der Hammer, der Höhepunkt der Show! Und Fan Manuela Strobel? „Restlos begeistert.“