Oberhausen. In 25 Jahren Theaterpreis gab es eindeutige Publikumslieblinge. Und Kritikerpreise gewann längst nicht jeder Oberhausener Intendant.

Weit größere Revierstädte dürften auf den Freundeskreis „Theater für Oberhausen“ durchaus neidisch sein: Niemand sammelt so fleißig Zuwendungen von Sponsoren, um fünf stattlich dotierte Theaterpreise zu vergeben – ausgestattet mit insgesamt 8500 Euro. Und das beinahe Jahr für Jahr. Nur die Corona-Zeit, in der es Oberhausens Schauspielhaus allerdings mit Video-Inszenierungen bis in die New York Times schaffte, sorgte für eine längere Pause. Jetzt hatten nach vier Jahren die vier Juroren und das Theaterpublikum wieder das Wort. Da lohnt sich ein Rückblick auf 25 Jahre Theaterpreise: für die Beliebtesten aus dem Ensemble, für Regisseure und Intendanten – aber auch für Beleuchter und Bühnentechniker.

Wer die fünf Auserwählten der 26. Theaterpreis-Cour sind, wird natürlich noch nicht verraten. Dieser große Moment folgt der zweiten Aufführung von Kathrin Mädlers Lieder-Inszenierung „Schauet – Herzland“, die am Sonntag, 17. September um 18 Uhr beginnt. Und gegenüber der Preis-Ausstattung der Vorjahre gibt es sogar einen gar nicht so kleinen „Bonus“-Effekt.

Ein Freudentänzchen für den Erfinder von Freundeskreis und Theaterpreis: Gerd Lepges applaudiert 2009 dem Regie-Star Herbert Fritsch.
Ein Freudentänzchen für den Erfinder von Freundeskreis und Theaterpreis: Gerd Lepges applaudiert 2009 dem Regie-Star Herbert Fritsch. © FFS | Lars Froehlich

Vor 31 Jahren hatte sich der Freundeskreis gegründet; seit 1995 prämieren Jury und Publikum mit ihrem Votum herausragende künstlerische Leistungen am Theater Oberhausen. Und das meint nicht nur Schauspielerinnen, Schauspieler oder deren jeweilige Regie. Bereits 1999 erhielt die freischaffende Bühnen- und Kostümbildnerin Ariane Salzbrunn den ersten Preis nach einem wahrlich großen Lauf mit den Ausstattungen für Dumas’ „Kameliendame“ und Ibsens „ Peer Gynt“. Es war die von Schauspiel-Fans als große Zeit des Aufbruchs empfundene Intendanz von Klaus Weise, der schließlich als Regisseur 2001 den Theaterpreis „Nr. 1“ holte.

Theaterpreis: Nur „Nr. 3“ für Intendant Peter Carp

Andere Schauspiel-Chefs wurden von der Juroren-Riege kürzer gehalten: So verabschiedete man Peter Carp nach neun erfolgreichen Jahren als Intendant 2016 mit einem dritten Preis – fast ein Tort für den Prestigebewussten, der inzwischen das Dreispartenhaus in Freiburg leitet. Carps Regie-„Entdeckung“ Herbert Fritsch allerdings durfte schon 2009 schwungvoll tänzelnd einen ersten Preis aus den Händen von Gerd Lepges entgegennehmen. Denn für den 2017 verstorbenen Freundeskreis-Gründer, zugleich Oberhausens ureigenster Theaterchronist, der 100 Bühnenjahre in etlichen Bänden dokumentierte, war das kleine Zeremoniell ein Höhepunkt jedes Jahres.

Geehrte und Gratulanten des Oberhausener Theaterpreises 2019, des letzten vor der pandemischen Unterbrechung.
Geehrte und Gratulanten des Oberhausener Theaterpreises 2019, des letzten vor der pandemischen Unterbrechung. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

2005 war der mit 500 Euro dotierte Nachwuchspreis hinzugekommen, der seit 2010 als „Günther-Büch-Nachwuchspreis“ an jenen Regie-Berserker erinnert, der in Oberhausen die Weltkarriere des späteren Nobelpreisträgers Peter Handke entscheidend angeschoben hatte. Der jüngste Büch-Preisträger war 2019 der damals 27-jährige Regisseur Jan Friedrich, dank seiner provokanten Deutung von Lorcas „Bernarda Albas Haus“. Einem jungen Großtalent, das zwei Jahre zuvor bereits für den nationalen Theaterpreis „Der Faust“ nominiert war, einen Nachwuchspreis zu verleihen – das hat schon eine besondere Note.

„Sonderpreis Handwerk“ für den Theatermusiker

Ein ähnlicher Jury-Coup war wohl 2005 die Auszeichnung des langjährig treuen Theatermusikers Otto Beatus mit dem „Sonderpreis Handwerk“. Diese sechste Preis-Kategorie hatte in den 2000er Jahren ein zusätzlicher Sponsor möglich gemacht: Beleuchter, Bühnentechniker und die Crew der Schlosserei zählten damals zu den Ausgezeichneten – quasi ein Vorgriff auf jene liebevolle Technikshow „Wetterleuchten“ des vorigen Jahres, bei der jene Gewerke, die eigentlich die große Mehrheit der rund 130 Mitarbeiter des Theaters ausmachen, ihr ganzes Können auspacken durften.

Anna Polke erhielt 2018 für ihr großes Solo in „Das dritte Leben des Fritz Giga“ zugleich den Publikumspreis und den ersten Preis der Jury.
Anna Polke erhielt 2018 für ihr großes Solo in „Das dritte Leben des Fritz Giga“ zugleich den Publikumspreis und den ersten Preis der Jury. © Theater Oberhausen | Katrin Ribbe

Und das Publikum an den Wahlurnen? Es hatte während des vorigen Jahrzehnts einen eindeutigen Favoriten: Jürgen Sarkiss, beliebt auch als Sänger und Erfinder der Rock-Themenabende mit Gitarrist Peter Engelhardt, holte den Publikumspreis von 2010 bis 2017 gleich viermal. An nächster Stelle folgen in der Chronik der letzten 25 Jahre Anna Polke und Torsten Bauer als zweifache Publikumslieblinge. Die vier Kritiker der Jury konnten diesem Votum nur zustimmen: Für Polke und Bauer gab’s 2018 und ‘19 auch jeweils den ersten Theaterpreis.

Aktive im Freundeskreis blicken exklusiv hinter die Kulissen

Obwohl der Freundeskreis „Theater für Oberhausen“ Jahr für Jahr Auszeichnungen im Gesamtwert von 8500 Euro vergibt, ist es keineswegs teuer für Schauspiel-Liebhaber als Mitglied im „e.V.“ dabei zu sein. Der Mindestbeitrag liegt bei 25 Euro pro Jahr, für Schüler und Studierende bei 10 Euro und für Firmen und Institutionen bei 50 Euro. Mitgliedsbeiträge sowie Spenden sind steuerlich abzugsfähig.

Wer aktiv ist im Freundeskreis, trifft Ensemble- und Teammitglieder beim Stammtisch, erlebt die Welt hinter den Kulissen bei Theater- und Technikführungen sowie exklusiven Probenbesuchen und erhält Einblicke ins Entstehen einer Inszenierung vom Bühnenmodell bis zur fertigen Ausstattung.

Auf seiner Homepage theater-oberhausen.de informiert das Haus über den 31 Jahre jungen Freundeskreis