Oberhausen. Ein Teil des Erlöses aus dem Verkauf des Energiekonzerns Steag fließt nach Oberhausen. Was Experten erwarten und was mit dem Geld passieren soll.

  • Der Essener Energiekonzern Steag wechselt den Besitzer, die spanische Fondsgesellschaft Asterion hat das Rennen im Bietergefecht für sich entschieden
  • Der Wert des Unternehmens wird derzeit auf rund 2,6 Milliarden Euro beziffert
  • Die Energieversorgung Oberhausen erhält aus dem Erlös wahrscheinlich einen hohen zweistelligen Millionenbetrag – und möchte das Geld in eigene Projekte investieren statt es an die Stadt auszuschütten

Die Wirtschaftsnachrichten im Ruhrgebiet kennen dieser Tage kaum ein anderes Thema als den Verkauf des Essener Energiekonzerns Steag. Die spanische Fondsgesellschaft Asterion übernimmt den Konzern nach derzeitiger Schätzung für 2,6 Milliarden Euro. Ein Teil dieser für Otto-Normal-Verdiener unvorstellbar hohen Summe fließt auch nach Oberhausen. >>> Zum Nachlesen: Überraschung im Bieterwettkampf – Spanier kaufen die Steag

Oberhausen erhält ein Stück des Milliarden-Kuchens, weil die Stadt über die Energieversorgung (EVO) an der Steag beteiligt ist – als eine von insgesamt sechs Ruhrgebiets-Stadtwerken. Wie viel von den 2,6 Milliarden Euro letztlich auf das Konto der EVO überwiesen wird, steht aber noch nicht fest. EVO-Vorstand Tim Dolezych geht nach jetzigem Stand von einem „hohen zweistelligen Millionenbetrag“ aus, wie er im Gespräch mit der Redaktion erklärt. Ganz genau wird er es wohl erst im zweiten Quartal 2024 wissen. Denn es wird wohl noch einige Monate dauern, bis der Milliarden-Deal zwischen der Steag und Asterion abgewickelt sein wird. >>> Lesen Sie auch: Spanier bewerten Steag mit 2,6 Milliarden Euro: Das haben sie vor

Steag-Verkauf: Macht die EVO Gewinn?

Klar dürfte aber sein, dass die EVO einen satten Gewinn machen wird. Denn über die vergangenen Jahre, vom Kauf der Steag vor rund zehn Jahren bis zum Verkauf Ende vergangener Woche, hat der Oberhausener Energieversorger nach eigenen Angaben rund 25 Millionen Euro in die Steag investiert.

Was mit den vielen Millionen Euro, wenn sie denn da sind, geschieht, ist derzeit ebenso ungewiss wie die genaue Höhe der Zahlung. Wenn es nach der EVO geht, möchte sie das Geld investieren, um ihr Stromnetz auszubauen, Ladesäulen zu errichten, die Digitalisierung voranzutreiben. >>> Auch interessant: Energieversorger Oberhausen: Gewinn bricht massiv ein

Steag-Millionen: Wie viel gibt die EVO der Stadt ab?

Da die EVO aber zur Hälfte der Stadt gehört, hat eben diese auch ein Wörtchen mitzureden. Denn üblicherweise schüttet der Versorger einen Teil seines jährlichen Gewinns an die Stadt aus. Und angesichts des immens hohen Berges von zwei Milliarden Euro, die die Stadt an Altschulden wie einen Betonklotz am Bein hinter sich herzieht, würde sich Stadtkämmerer Apostolos Tsalastras über eine millionenschwere Finanzspritze mehr als freuen. Um Geld zu haben für Schulsanierungen, Kultur- und andere Projekte. Ob oder wie viel Geld des Steag-Verkauf-Erlöses aber in die Stadtkasse fließt, darüber führen die EVO und die Stadtspitze gerade „gute Gespräche“, sagt Dolezych. Eine Entscheidung steht noch aus.

Asterion kauft die Steag

Am Freitag wurde bekannt, dass im Bietergefecht um den Energiekonzern Steag die spanische Gesellschaft Asterion das Rennen gemacht hat. Oberhausens EVO-Vorstand Tom Dolezych ist froh über diese Entscheidung, sagt er im Gespräch mit der Redaktion. Er ist davon überzeugt, dass Asterion in Umbau und Wachstum des Konzerns investieren wird. „Das hätten die sechs beteiligten Stadtwerke nicht stemmen können.“

Jahrelang hatte das Stadtwerke-Konsortium über den Verkauf der Steag-Anteile diskutiert. Es erkannte keine Zukunfts-Strategie beim Essener Konzern und fürchtete hohe Verluste. Der Verkauf spült den Stadtwerken nun voraussichtlich einen deutlichen Gewinn in die Kassen.

Ohne konkrete Zahlen zu nennen, macht der EVO-Vorstand deutlich, „einen Großteil des Erlöses“ in eigene Projekte investieren zu wollen. Die Wärme- und Energiewende stelle den Versorger vor riesige Herausforderungen. „Wir müssen allein die Kapazität unseres Stromnetzes bis 2045 voraussichtlich mehr als verdoppeln“, erklärt er. Alle Kommunen seien verpflichtet, die Wärmewende einzuleiten. Wenn Oberhausen die Steag-Millionen nutzt, um diese Wende anzuschieben, „dann ist das von Vorteil für die ganze Stadt“, wirbt Dolezych.

Ein weiterer Vorteil für die EVO, wenn sie einen Großteil der Extra-Millionen „behalten“ darf: Durch den Steag-Erlös würde sich das Eigenkapital des Unternehmens erhöhen und eine solidere Basis schaffen, um sich bei Banken mehr Geld leihen zu können. Geld, auf das die EVO dringend angewiesen sei: Dolezych schätzt die Kosten für die Bewältigung der Energie- und Wärmewende bis 2045 auf einen dreistelligen Millionenbetrag.