Oberhausen. Eine Oberhausener Schule wollte mithilfe von Künstlicher Intelligenz Heinrich Heine zum Leben erwecken. Doch der Podcast entlarvt die Schwächen.
- Heinrich-Heine-Gymnasium hat anlässlich des 150. Jubiläums eine besondere Idee
- Das Podcast-Team nutzt Künstliche Intelligenz, um Heinrich Heine zum Leben zu erwecken
- Doch seine Antwort sind langatmig und wenig überraschend
Künstliche Intelligenz könnte die Welt verändern. Experten fachsimpeln bereits, welche Jobs sie in Zukunft übernehmen kann. Wo sind die Grenzen? Eine Oberhausener Schule hat es ausprobiert und mithilfe des Chatbots ChatGPT den berühmten Dichter und Namensgeber der Schule, Heinrich Heine, zum Leben erweckt. Na ja, nicht ganz.
Die Idee zum 150. Jubiläum der Schule: In der 150. Podcastfolge des „Heinefunks“ forderten Schülerinnen das Programm dazu auf, in die Rolle von Heinrich Heine zu schlüpfen und als dieser Fragen in einem Interview zu beantworten. Ohne Menschen geht es allerdings nicht ganz: Schauspieler Torsten Bauer vom Theater Oberhausen gab der Maschine seine Stimme. Im Podcast las er die Antworten vor.
Chat GPT: Nicht gerade poetisch
Um das Ganze aufzulockern, stellen die Schülerinnen Carolin De Bruijn und Emma Schinzel ein paar Entweder-Oder-Fragen. Die erste: „Kaffee oder Tee“? Eigentlich ganz einfach, aber ChatGPT – oder Heinrich Heine – hat einen Hang zu langen Reden: „Kaffee. Die Kaffee-Häuser von Paris, in denen ich viele Jahre meines Lebens verbracht habe, sind Orte des Gedankenaustauschs und der Literatur. Deshalb wähle ich: Kaffee.“ >>>ChatGPT: Computer schafft coolen Werbespruch über Oberhausen
Ähnlich weitschweifig geht es weiter. Die Schülerinnen versuchen zwar, Überraschungen und kreative Antworten aus der Maschine herauszukitzeln, aber ein Poet steckt in ChatGPT nicht. Auf die Frage, was Heinrich Heine mit 1000 Euro oder zu seiner Zeit 6500 Francs machen würde, antwortet ChatGPT wohlgeformt, dass ein Teil in die „grundlegenden Lebensbedürfnisse“, ein anderer in die literarische Arbeit und deren Veröffentlichung fließen würde. Okay.
Dank Schauspieler Torsten Bauer wird das KI-Experiment interessant
Ausdrucksvoll wird es am Ende, aber das liegt auch wieder an Bauers Stimme: Die Moderatorinnen berichten der Maschine, dass ihre Schule eine Schule ohne Rassismus ist. „Sie haben Judenfeindlichkeit erlebt. Was würden Sie uns Schülerinnen raten?“, fragen sie. „Macht bitte weiter, seid eine Schule gegen Rassismus“, antwortet ChatGPT. Heinrich Heine habe in der Tat Judenfeindlichkeit erlebt. „Diese Erfahrungen waren zutiefst schmerzhaft und haben mich stark beeinflusst. Aufgrund meiner eigenen Erfahrung würde ich jungen Menschen heute sagen, dass Vorurteile und Diskriminierung niemals, wirklich niemals gerechtfertigt sind.“
Und Schauspieler Torsten Bauer? Der ist beeindruckt. Die Aufgabe sei „super interessant“ gewesen. Der 62-Jährige habe schon „Hinz und Kunz“ seine Stimme verliehen. „Aber noch nie einer KI“. Allerdings betrachtet er die Technik mit Sorge: Die Sprecher könnten dadurch ersetzt werden. Bis die Künstliche Intelligenz aber Heinrich Heine so viel Gefühl einhaucht wie Torsten Bauer, dürfte es noch einige Zeit dauern.