Oberhausen. Die Mietwohnungen im neuen Gebäude in der Sterkrader City werden für die Mieter deutlich teurer als kalkuliert. Vor allem eine Miete ist happig.
Es wird ein markantes neues Wahrzeichen für die Sterkrader Innenstadt: An der Ecke Bahnhofstraße/Steinbrinkstraße haben die Bauarbeiter das neue Mehrfamilienhaus bereits acht Stockwerke in die Höhe geschraubt. Die seit 2015 existierende ärgerliche Baulücke gehört damit endgültig der Vergangenheit an.
Das Interesse an den 26 Wohnungen ist nach Angaben der Stadtsparkasse Oberhausen, die hier als Investor auftritt, riesengroß. Schließlich hörten sich auch die Töne der Verantwortlichen bei Vorstellung der Pläne aus dem Architekturbüro Meier-Ebbers vielversprechend an. „Die Schaffung von gutem Wohnraum für alle Altersstrukturen ist weiterhin ein wichtiges Thema für Oberhausen. Mieter können hier künftig modernen Wohnraum an exklusiver Stelle beziehen“, warb Oberbürgermeister Daniel Schranz. Und Sparkassenvorstandschef Oliver Mebus versicherte: „Gutes Wohnen und Leben in Oberhausen zu fördern, ist das erklärte Ziel der Stadtsparkasse.“
Schwierige Suche nach einem privaten Bauinvestor
Die Sparkasse war nach jahrelangem Leerstand und vergeblicher Suche nach rein privaten Investoren eingesprungen, damit endlich „das Dreckloch in 1a-Lage“ (Sterkrader Händler) auf dem Grundstück des früheren „Kaiser & Ganz“-Warenhauses und Kik-Gebäudes beseitigt wird. Es war offenbar schwierig, den Bau auf dem verwinkelten Grundstück so zu entwickeln, dass es noch Rendite abwirft. Der Stadtspitze fiel ein Stein vom Herzen, dass sich eine gute Lösung endlich anbahnt.
Doch die aktuell aufgerufenen Mietpreise in dem Objekt schrecken nicht wenige Interessenten ab – sie reagieren enttäuscht. „Sollten sich diese Wohnungen nicht ganz normale Rentner leisten können? Ich kann das auf jeden Fall nicht“, sagt ein Ruheständler enttäuscht im Gespräch mit der Redaktion nach Studium der Werbeunterlagen für die Mietwohnungen.
Die Sparkassen-Tochter SVI hat mehrere Exposés zu den Mietkosten der Wohnungen mitten in der Sterkrader Fußgängerzone angefertigt, die recht aufschlussreich die Preise für sechs verschiedene Wohnungstypen auflisten – und die Raumaufteilungen. Die 26 neuen Wohnungen sind zwischen 43 und 109 Quadratmeter groß. Und die Neubauwohnungen sind komfortabel ausgerichtet: mit Balkon, Parkplätzen mit Elektro-Anschluss, großem Aufzug für Liegendtransporte, hochpreisiger Badezimmer-Ausstattung, neuestem Energiestandard mit Fernwärme und CAT7-Digitalverkabelung für 10-Gigabit-Netze der Zukunft.
Doch dass dieser moderne Zustand so sehr ins Geld geht, damit haben zumindest die Sterkrader nicht gerechnet. Schaut man auf das größte Appartement, die Penthouse-Wohnung mit sechs Räumen inklusive offener Küche, mit einer Dachterrasse und einem Balkon, so verlangt die Sparkasse von den Mietern dafür 1530 Euro an Kaltmiete, 2000 Euro insgesamt mit Heizung und Doppelgaragen-Stellplatz.
Stolzer Kaltmieten-Preis für die Penthouse-Wohnung auf dem Dach: 14 Euro
Das macht für Oberhausen einen stolzen Kaltmieten-Preis von 14 Euro. In den Zentren von Berlin und München wäre das billig, aber für Oberhausen ist das sehr teuer. Der Vergleich: Nach Darstellung des aktuellen Mietspiegels der Stadt Oberhausen werden üblicherweise für Wohnungen, die zwischen 1995 und 2014 errichtet wurden, gerade mal 7 Euro je Quadratmeter berechnet – also nur halb soviel.
Viel besser wird es bei den sechs kleinsten Wohnungen mit 43 Quadratmetern Wohnfläche ohne Balkon, aber mit Keller, zwei Räumen inklusive offener Wohnküche auch nicht: Diese kosten bis zu 550 Euro an Kaltmiete (je Quadratmeter 12,80 Euro) und 700 Euro im Monat warm. Für die 85-Quadratmeter-Wohnungen mit kleinem Balkon springt die Kaltmiete bereits auf bis zu 1080 Euro (12,70 Euro je Quadratmeter) und fast 1400 Euro Warmmiete monatlich. Bezugsfertig sollen die Wohnungen „im Stadtteil mit überdurchschnittlich hoher Lebensqualität“ (Werbung der SVI-Vermittlungsgesellschaft) im Frühjahr 2024 sein.
Bei der Vorstellung der Planung ist die Stadtsparkasse noch von anderen Werten ausgegangen – sie kalkulierte auf Basis der Baukosten der Baugesellschaft Plassmeier mit gut zehn Euro pro Quadratmeter. Die Penthouse-Wohnung wurde zwischen 12,50 Euro bis 13 Euro an Kaltmiete berechnet – auch schon nicht billig. Sie sollte 1340 Euro an Kaltmiete kosten.
Doch diese Preise waren nach Darstellung des Geldinstituts trotz aller Bemühungen bereits ab dem Baustart im Sommer 2022 nicht mehr zu halten: Materialengpässe, Störungen der Lieferketten, Kostenexplosion bei Baustoffen und Leistungen im Baugewerbe führt man als Gründe an. „Eine Anpassung der Mieten war somit leider unumgänglich“, schreibt Sparkassen-Sprecher Frank Wrobel nach Anfrage der Redaktion. Denn natürlich wollen verständlicherweise weder der Bauunternehmer Ingo Plassmeier noch der Grundstückseigentümer Stadtsparkasse eines mit dem Objekt auf keinen Fall: ihr Geld verbrennen.