Oberhausen. Für Schwimmfans war die Schließung ein Schock. Die Sanierung brachte noch mehr Schäden ans Licht. Die Arbeiten sind komplex.
Mit ein bisschen Phantasie kann man sich vorstellen, wie das Hallenbad Sterkrade morgen wieder öffnet. Jedenfalls, wenn man nur die Außenfassade betrachtet. Doch der Blick ins Innere dürfte Schwimmfans schaudern lassen: Nichts sieht mehr aus, wie es vorher war. Das historische Bad hat sich in eine überdachte Baustelle verwandelt. Nur die Sprungtürme vor der gläsernen Fassade lassen erahnen, dass die Menschen hier einmal wieder Spaß haben könnten.
Wer das Ausmaß sehen möchte, muss unters ausgehöhlte Becken. Zur Zeit des Bergbaus hatten sich die Architekten für eine Konstruktion entschieden, die auf drei Stützpfeilern steht. Eine geniale Idee, findet Moritz Ebbers vom Architekturbüro Meier & Ebbers. Mögliche Erdbewegungen konnten durch die Stützpfeiler ausgeglichen werden. Sie sind verstellbar, wurden laut Ebbers aber nie verstellt.
Hallenbad Sterkrade: Drei Stützpfeiler korrodiert
Als im Sommer 2022 die ersten Mängel am Edelstahlbecken festgestellt wurden, entschied die Politik relativ schnell, das Bad zu sanieren. Doch als das Becken rausgenommen wurde, traten noch mehr Probleme zutage: Das Wasser war überall eingedrungen und hatte sich seinen Weg gesucht. Der Blick unters Becken offenbarte, dass auch die zentralen Stützpfeiler in Mitleidenschaft gezogen wurden.
Das Wasser wurde Jahrzehnte in einem offenen Betonbecken unter dem eigentlichen Becken aufbereitet. Da das Chlor über die Luft entweichen konnte, griff es die Stützpfeiler an. Die gesamte Aufbereitungstechnik musste entfernt werden. Das hieß: Der Beton musste per Hand abgebrochen und rausgetragen werden, ehe die eigentliche Arbeit beginnen konnte. In einem nächsten Schritt wurden Stützpfeiler gebaut, die das Becken in Zukunft zusätzlich tragen. Alte Neben-Pfeiler wurden mit Sandstrahlern von dem kaputten Material befreit und restauriert.
Aufwendiges Verfahren mit Strom spart Zeit und Geld
Für die eigentlichen drei Stützpfeiler kommt ein Verfahren zum Einsatz, dass nach Labor-Technik klingt: Sie werden mit einer Schicht Titanband ummantelt, durch das Strom fließt. Dadurch soll verhindert werden, dass die Stützpfeiler weiter korrodieren. „Wir frieren den Zustand ein“, sagt Ebbers. Das KKS-System, die Abkürzung steht für kathodisches Korrosionssystem, gilt als besonders langlebig. „Wir sparen durch diese Methode sechs bis neun Monate und es kostet weniger Geld“, sagt Ebbers.
Vermutlich über Jahre ist Wasser aus dem Becken gelangt. Ein GAU. Und nicht nur das: Auch die Wärmebänke stellten sich als marode heraus. Die Rohre waren nicht mehr dicht, Wasser tröpfelte und verteilte sich unbemerkt unter die Fliesen. „Als wir die Fliesen abgenommen haben, ist uns das Wasser förmlich entgegengekommen“, berichtet Ebbers. Er betont: „Gefahr bestand keine“. Nur die Kosten wären „enorm gestiegen“, wäre die Sanierung erst zu einem späteren Zeitpunkt in Gang gekommen. „Diese Gebäude sind Nutzgebäude. Sie haben eine Halbwertzeit“, sagt Ebbers.
Hallenbad in Oberhausen-Sterkrade kostet sechs Millionen Euro
Die Probleme hatten sich bei genauerem Hinschauen Stück für Stück herausgeschält. Ähnlich wie zu Hause, wenn man den Wandschrank wegzieht und ein noch größeres Problem entdeckt oder ein Auto mit einem kaputten Blinker in die Werkstatt bringt und der Mechaniker eine Fülle an Fehlern feststellt.
Sechs Millionen Euro verschlingt die Rettung des Hallenbades. Oberbürgermeister Daniel Schranz nennt die Sanierung eine der wichtigsten in Oberhausen: „Wir können auf dieses Schwimmbad nicht verzichten.“ Ein Neubau hätte ein Vielfaches gekostet und mehr Zeit beansprucht, so lautet die Argumentation der Fachleute.
Bis Ende August 2024 soll das Hallenbad fertig sein. Die Betonform für das 25 mal 12,5 Meter große Edelstahlbecken ist fast fertig. Demnächst kann es in mehreren Teilen eingesetzt werden. Parallel wird im Keller die moderne Wasseraufbereitungsanlage installiert.