Oberhausen. Für fünf Millionen Euro ist der Revierpark Vonderort aufgehübscht worden – und soll jetzt überraschend eine neue Attraktion erhalten.

Eigentlich schaltet im Hochsommer auch der Politik-Betrieb in den Pool-Modus, bleibt der Sitzungskalender der Ratsgremien leer, bis am 21. August das Stadtparlament in einer feierlichen Sondersitzung den glanzvoll wiedererstandenen Ratssaal einweiht. Doch es gibt eine bemerkenswerte Ausnahme: Bereits am Donnerstag, 20. Juli, debattiert im Technischen Rathaus der Naturschutzbeirat. Einziger Punkt der Tagesordnung ist eine Premiere, ein winterliches Spektakel, das sich von Mitte Oktober bis Februar 2024 im Revierpark Vonderort ankündigt.

„Projekt Lumina“ heißt das Langzeit-Event im zur Debatte stehenden Gutachten des Diplom-Biologen Björn Leupolt, der als seine Auftraggeber die FKP Scorpio Show Creations angibt. Rockfans kennen FKP Scorpio, das Hamburger Unternehmen des 50-jährigen Folkert Koopmans, als feste Größe jedes Festival-Sommers. Das norddeutsche „Hurricane“-Festival ist ebenso eine Scorpio-Kreation wie dessen süddeutsches Gegenstück „Southside“. Der sanfter swingende „Elbjazz“ zählt zum Repertoire der Hamburger wie große Festivals in Skandinavien oder das „Best Kept Secret“ in den Niederlanden. Mit der erst im Vorjahr gegründeten Show Creations GmbH erweitern die „Skorpione“ ihr Rock-Repertoire um „Shows, Musicals und Family Entertainment“, wie es auf der Homepage heißt.

Belebte Wege im Revierpark Vonderort: So sah es am Wiedereröffnungs-Sonntag nach aufwendigen Erneuerungsarbeiten aus.
Belebte Wege im Revierpark Vonderort: So sah es am Wiedereröffnungs-Sonntag nach aufwendigen Erneuerungsarbeiten aus. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Von großen Auftritten im frisch gepflegten Grün des Revierparks Vonderort war vor einem Monat noch keine Rede, als es galt, die Fünf-Millionen-Euro-Investition in den lange vernachlässigten Park zu feiern. Dort werden im Herbst und Winter, wenn das „Projekt Lumina“ denn die Gremien passiert, 1650 Meter Bauzäune aus dem öffentlichen Grün im südlichen Teil des Parks einen beschallten und illuminierten Parcours für zahlende Gäste machen – geöffnet allabendlich von der Dämmerung bis 23 Uhr.

Geführte Tour über 1,8 Kilometer Waldwege

Das winterliche „Parkleuchten“ in der Essener Gruga wollen die „Lumina“-Macher aber offensichtlich übertrumpfen: Ihr Anliegen ist ein „Wald voller magischer Momente“, so das Leupolt-Gutachten, „inspiriert von einer berühmten Filmreihe“. Welche – das war von der Pressestelle von FKP Scorpio nicht zu erfahren, die auf die erbetene schriftliche Anfrage nicht reagierte.

Die geführte Tour über 1,8 Kilometer bestehender Waldwege, die zudem eine Rasenfläche des Parks quert, endet in einem „Dorf“ mit Gastronomie und Merchandise. Auch Wasserflächen sollen beim „Projekt Lumina“ illuminiert und mit zwei Bildschirmen bespielt werden; entlang des Waldweges sorgen Requisiten und Installationen für Schauwerte. Die Dimensionen des Projekts lässt schon die für den Aufbau vorgesehene Zeit von vier Wochen erahnen: Er soll am 15. September beginnen. Nach dem Ausklang des Winter-Spektakels sind 17 Tage für den Abbau angepeilt – bis zum 28. Februar 2024.

Kein Schaden für Eisvögel oder Fledermäuse

Der von FKP Scorpio Show Creations als Gutachter beauftragte Diplom-Biologe sieht übrigens aus Sicht seines Fachs keine Einwände gegen vier Monate Licht-und-Klang-Spektakel im Revierpark. Die Brut- und Aufzuchtphase für Vögel und Fledermäuse sei Mitte Oktober beendet. Die Licht-Installationen reichten „bis zu zehn Meter“ beiderseits des Weges, und der Park werde durch die Hintergrundmusik nur „leise beschallt“. Allerdings wollen die „Lumina“-Macher Gruppen von bis zu 80 Personen alle 15 Minuten über die Parkwege geleiten.

Das 25-seitige Gutachten benennt zwar die gefiederte Park-Population von Eisvogel bis Waldohreule, befasst sich aber nicht mit der Kapazität der Parkplätze oder des öffentlichen Busverkehrs entlang der Hochstraße oder der Bottroper Straße.