Oberhausen. Burgspektakel: Vom 21. bis 23. Juli klirren auf der Burg Vondern in Oberhausen wieder die Turnierwaffen, singt die Minne und gaukeln Gaukler.
Vier lange Jahre drohten Schwerter, Helme und Hellebarden ritterlichen Rost anzusetzen – doch jetzt wird vor den Turnierzelten wieder am Schleifstein gewetzt. Voller Stolz verkünden die Burgherren vom Förderkreis Burg Vondern – schmetternde Fanfaren mag man sich dazudenken: Vom 21. bis 23. Juli herrscht rund um Oberhausens ältestes Gemäuer wieder Marketendertreiben zu minniglicher Tändelei und ritterlichen Lanzenkämpfen. Das zwölfte „Burgspektakel“ an der Arminstraße führt dann wieder tausende Begeisterte zurück ins Mittelalter.
Für Burgherr Walter Paßgang, den Vorsitzenden des Förderkreises, ist es sogar weit mehr als die Fortsetzung einer unterbrochenen Tradition – sowie einer wichtigen Einnahmequelle für die Bewahrer der Burg Vondern: Er wertet das Spektakel unter frischer Ägide sogar als „neue Zeitrechnung“. Denn jetzt übernimmt Julien Bürgler. Der 35-jährige Sterkrader hat sich mit seinem Unternehmen „Festa Medievale“ ganz auf Genre-Events mit Falknern, Bogenschützen und „Donnerbalken“ statt WC-Wegweisern spezialisiert. Das Ergebnis ist schon in Zahlen eindrucksvoll: Aus elf Nationen kommen jene Teilnehmer, die für das „Burgspektakel“ ein Non-Stopp-Ereignis mit 50 Händlern und Handwerkern versprechen.
Auf zwei Bühnen tummeln sich Gaukler und Musikanten, darunter Bands mit so klingenden Namen wie „Rottenfänger“ oder „Unvermeydbar“. Der Turnierplatz auf grünem Grund zählt natürlich als eigene Auftrittsfläche. Auch die Tavernen des bunten Feldlagers entbieten den Zechenden und Schmausenden klingendes Spiel nebst in Fraktur geschnörkelten Lachern, ob’s nun Feuershows sind oder die Auftritte des Tanz-Ensembles „Saltatio“. Die Falknerei „Yuki Onna“ (benannt nach der „Schneefrau“ aus japanischer Mythologie) hat im Bestand ihrer Volieren nicht nur kindgerechte Käuze oder imposante Uhus – sondern sogar majestätische Weißkopfseeadler. Versteht sich, dass Kinderschminken in diesem Ambiente nicht irgendwer, sondern eine „echte Waldelfe“ übernimmt – so versprechen es jedenfalls die Veranstalter.
Burg Vondern: Jetzt mit Nostalgie-Leuchten aus dem Kaisergarten
Etwas Feenzauber muss wohl auch den Handwerkern und Technikern auf der Burg Vondern geholfen haben, denn die zeigt sich in wichtigen Details runderneuert. Eigentlich wären ja blakende Kienspäne die authentische Beleuchtung für die Wege rund um die trutzigen Mauern; doch die jetzt installierten Nostalgie-Leuchten haben eindeutig mehr Flair und Nutzwert. 14 jener kaiserzeitlich anmutenden Straßenlaternen, die einst im Kaisergarten rund ums Schloss Oberhausen standen, hat eine Bottroper Fachfirma aufwendig zerlegt, sandgestrahlt, beschichtet und hinter Antikglasscheiben sowohl energiesparend als auch insektenfreundlich mit LED-Beleuchtung ausgestattet. Das schwere Gusseisen steht auf armierten Betonfundamenten.
Licht und Strom braucht heutzutage jedes noch so mittelalterlich auftrumpfende Heerlager. Doch dafür zu sorgen, war in früheren Jahren auf Burg Vondern ein geradezu brenzliges Vabanque-Spiel: mit Starkstromkabeln, die durch Burgfenster zu den Wiesen gelegt wurden. Jetzt sind endlich 250 Meter Starkstromkabel sicher im Erdreich verlegt, sorgen zwei Verteilerkästen für Anschluss an die Neuzeit.
Burg Vondern: das „Stadtjuwel“ steckt voller Überraschungen
Etwas improvisiert wirkt allein die seit Jahren abgesackte Nordecke des Burghofes vor dem Herrenhaus – doch dieser Eindruck täuscht. Tatsächlich ist hier das gefährdete Fundament endlich saniert, betont Walter Paßgang. Man erreichte während der Arbeiten sogar einige jener jahrhundertealten Eichenpfähle, auf denen einst die gesamte Wasserburg Vondern ruhte. Das archäologisch bedeutsame Eck würde der Burgherr gerne, „wie im APX Xanten“, hinter einem stabilen Plexiglasfenster sichtbar bleiben lassen. Das mittelalterliche „Stadtjuwel“ steckt eben voller Überraschungen.
30 Euro für ein ritterliches Wochenende
Wohlan, das Burgspektakel „neuer Zeitrechnung“ startet am Freitag, 21. Juli, um 16 Uhr (bis 22 Uhr). Marketender, Rittersleut’ und Handwerker heißen am Samstag von 11 bis 22 Uhr und am Sonntag von 11 bis 18 Uhr ihre Bewunderer willkommen. Entsprechend gestaffelt ist das als „Wegezoll“ zu entrichtende Eintrittsgeld: am Freitag sind’s 10 Euro, ermäßigt (für Kinder bis 14 Jahren) 5 Euro, am Samstag und Sonntag jeweils 13 Euro, ermäßigt 7 Euro. Wochenend-Tickets kosten 30 Euro, ermäßigt 17 Euro.
„Nutzen Sie den öffentlichen Nahverkehr“, appellieren die Burgherren. Als Parkplatz steht der Schulhof Arminstraße 2 zur Verfügung – mit einem Shuttle-Service zur Burg. Der Stoag-Linienbus 957 hält halbstündlich direkt vor der Tageskasse.