Oberhausen. Kunden der Deutschen Bahn sind auf dem Baum. Grund sind Schließungspläne: Das Reisezentrum im Oberhausener Hauptbahnhof steht vor dem Aus.

Das schreckt viele Bahnkunden auf: Das Reisezentrum im Hauptbahnhof Oberhausen steht vor dem Aus. Nur noch bis Ende des Jahres können sich Reisende dort persönlich beraten lassen und Tickets für ihre Fernreise mit der Deutschen Bahn kaufen. Viele Leserinnen und Leser haben sich seit Bekanntwerden der Pläne gemeldet – die überwiegende Mehrheit übt scharfe Kritik an der Deutschen Bahn. >>> Zur Ursprungs-Nachricht: Bahn schließt Reisezentrum im Hauptbahnhof Oberhausen

„Die Damen und Herren der Deutschen Bahn (DB) scheinen überhaupt nicht mehr zu wissen, was sie tun“, schreibt Klaus-Peter Rozman an unsere Redaktion. „Jeglicher Service wird abgeschafft oder minimiert und man wundert sich, dass die Fahrgastzahlen nicht steigen.“ Er wirft den Bahn-Managern vor, nur an den Profit zu denken. „Leider vergisst man, dass Fahrgäste Menschen sind, denen man auch persönlich begegnen sollte.“ Er könne seine Reisen mit der Bahn zwar auch online buchen. „Aber in den letzten Jahren habe ich immer wieder feststellen können, dass die MitarbeiterInnen im Reisezentrum günstigere Tarif fanden, als es mir über die DB Online-Plattformen gelang.“

Bahn schließt Reisezentrum: Kundin „kalt erwischt“

„Kalt erwischt“ von der Nachricht der Schließung wurde Eva Grabinski: „Mein Mann und ich haben uns der Verkehrswende verschrieben und sind fast nur per Rad oder Zug unterwegs.“ Das Paar buche die Tickets zwar tatsächlich meist im Internet, aber Besonderheiten wie Fahrradtickets fürs Ausland seien nur im DB-Kundencenter zu erhalten. Ausschließlich im Reisezentrum habe sie auch Erstattungen für Sitzplatzreservierungen erhalten, die wegen eines Zugausfalls hinfällig wurden. Die Online-Formulare seien zu kompliziert dafür, kritisiert sie. „Grundsätzlich halten wir die Schließung des DB-Centers in Oberhausen für einen Schritt in die falsche Richtung“, schreiben die Grabinskis. „Auch der Hinweis, dass es noch andere Kundencenter im weiten Umfeld geben soll, ist kein Trost.“

„Für ältere Menschen, die nicht mehr mit dem Auto unterwegs sind, ist Bahnfahren die optimale oder auch einzige Reisemöglichkeit“, merkt Heike Kensbock in einem Brief an unsere Redaktion an. Dabei würden die Kunden schon Unannehmlichkeiten wie Verspätungen, Zugausfälle oder kaputte Aufzüge in Kauf nehmen. „Ich fahre trotzdem noch gerne mit der Bahn und bin froh, in Oberhausen ein Reisezentrum mit einer guten, freundlichen und persönlichen Beratung vorzufinden. Der Kauf einer Fahrkarte vor Ort mit Ausdruck der Zugverbindungen in der Hand ist mir wichtig und gibt mir Sicherheit.“ Kensbock gibt zu bedenken, dass nicht alle Senioren ein Smartphone besitzen und dementsprechend auch die DB-App nicht nutzen können. Sie regt an, die Öffnungszeiten des Reisezentrums zunächst anzupassen statt das Reisezentrum komplett zu schließen.

Bahn-Kundin: „Dann fahre ich lieber mit dem Auto“

Ungewöhnlich viele Reaktionen hat die Nachricht der Schließung auch im sozialen Netzwerk Facebook ausgelöst. „Die Abwärtsspirale dreht sich! Servicewüste!“, schreibt dort etwa Mona Albert. Eine weitere Nutzerin bedauert es, dass sie im Internet keine Tickets für die Mitnahme ihres Hundes buchen kann. „Ich bin auf ein Reisezentrum angewiesen.“

Linke fordern Erhalt des Reisezentrums

Die erste Reaktion aus der Politik kommt von den Oberhausener Linken. Sie fordern den Erhalt des Reisezentrums im Hauptbahnhof. Wird das Reisezentrum geschlossen, „fällt eine wichtige Möglichkeit weg, sich jenseits der Webseite und Bahn-App über Preise und Zugverbindungen zu informieren“, heißt es in einer schriftlichen Mitteilung der Linken-Ratsfraktion.

Das Reisezentrum sei „ein für viele Menschen wichtiger Service, der nicht einfach eingestellt werden darf“, sagt Fraktionschef Yusuf Karacelik. Gemeint sind ältere Menschen, Personen mit Sprachbarrieren oder ohne Internet-Zugang. „Auch wenn die Verkäufe zurückgehen, kann die Deutsche Bahn nicht einfach dichtmachen. Sie hat dafür Sorge zu tragen, dass Reisende von A nach B kommen, das Profitargument zieht überhaupt nicht.“ Die Schließung sei „ein fatales Zeichen für die Verkehrswende“.

Marion Woamede zieht drastische Konsequenzen: „Dann werde ich auf keinen Fall mehr mit der Deutschen Bahn fahren.“ Bislang habe sie immer die Bahn genutzt, um eine Freundin auf Borkum zu besuchen. „Gebucht habe ich die Fahrt im Bahnhof Oberhausen. Man hat mich im Servicecenter gut beraten, wie ich am günstigsten mit der Bahn fahren kann. Wenn ich das jetzt online machen muss, bin ich mir nicht mehr so sicher, ob ich selber den günstigsten Preis herausfinde.“ Sie möchte künftig nicht erst einen Bahnhof mit Reisezentrum ansteuern müssen, um zu buchen. „Dann fahre ich lieber mit dem Auto nach Eemshaven und lasse es dort stehen.“

Reisezentrum vor dem Aus: „Finde ich unverschämt“

„Finde es auch furchtbar, dass ständig irgendwelche Stellen geschlossen werden“, schreibt Johanna Rudzok. Alles werde digitalisiert, der persönliche Aspekt gehe verloren. „An die älteren Menschen wird kaum noch gedacht. Traurige Welt geworden.“ Ute Vetter schreibt: „Finde ich unverschämt. Viele ältere Leute gehen lieber ins Büro und lassen sich beraten.“ Ein anderer Facebook-Nutzer meint: „Ein schlechter Witz.“

Nur wenige Bürger lässt die Schließung kalt. Gelassen sieht etwa Nicos Triantafilopoulos das Aus fürs Reisezentrum: „Für was brauchte man den Laden überhaupt? Geht doch alles online.“ Ohne Widerspruch anderer Nutzer blieb sein Kommentar nicht. Die meisten sind anderer Meinung.