Oberhausen. Das Reisezentrum im Hauptbahnhof Oberhausen soll Ende des Jahres schließen. Die Deutsche Bahn sieht eine Mitschuld dafür auch beim VRR.

Bei Fahrgästen ist es im Gespräch mit den Mitarbeitern vor Ort schon durchgesickert, nun bestätigt auch die Deutsche Bahn auf Nachfrage unserer Redaktion die schlechte Kunde für Reisende: Das Reisezentrum im Oberhausener Hauptbahnhof wird geschlossen.

Das Reisezentrum steuern vor allem Bahnkunden an, die Tickets für den Fernverkehr buchen oder sich dazu beraten lassen möchten. Fahrkarten für den Nahverkehr kaufen Kunden schon jetzt hauptsächlich an den Ticket-Automaten. Das Reisezentrum schließt zum 31. Dezember diesen Jahres. Ob Kunden ab 2024 ihre Fernreise-Tickets dann nur noch ausschließlich online buchen können oder ebenfalls auf die Automaten ausweichen müssen, steht noch nicht fest. >>> Auch interessant: Hauptbahnhof Oberhausen: Bahn stellt Bänke und Pflanzen auf

Reisezentrum Oberhausen: Wie geht es nach der Schließung weiter?

Die Bahn ist immerhin „bemüht, vor Ort Partner für den personenbedienten Verkauf von Fernverkehrsfahrscheinen zu gewinnen“, erklärt ein Sprecher des Unternehmens. Erste Gespräche seien bereits geführt worden. Was mit den Räumen im Hauptbahnhof geschieht, wenn die Bahn-Mitarbeiter ausgezogen sind, ist derzeit noch unklar.

„Der anhaltende Trend zu digitalen Vertriebsplattformen, wie dem DB Navigator oder bahn.de, hat im Laufe der letzten Jahre dazu geführt, dass immer weniger Kundinnen und Kunden das Reisezentrum für den Kauf ihrer Fahrscheine oder Auskünfte in Anspruch genommen haben“, erläutert der Sprecher den Grund für die baldige Schließung des Reisezentrums. Demnach buchen Reisende bereits heute vier von fünf Tickets im Fernverkehr auf der Internetseite der Bahn beziehungsweise über die Smartphone-App des Unternehmens. Auch weitere Serviceleistungen, wie die Inanspruchnahme der Fahrgastrechte, würden zunehmend in digitaler Form genutzt. >>> Lesen Sie auch: Deutsche Bahn kappt den versprochenen Lärmschutz für Lirich

Reisezentrum schließt: Bürgermeister von Recklinghausen schaltet sich ein

Die Bahn kritisiert in ihrer Begründung zudem den Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR): Für den Verkauf der Nahverkehrs-Tickets des vollen Tarifsortiments habe der VRR 2020 einen anderen Dienstleister beauftragt. Die Bahn kann demnach nicht alle Tickets selbst verkaufen, sondern nur einen gewissen Teil. „Vor diesem Hintergrund ist ein Weiterbetrieb des Reisezentrums Oberhausen über das Jahr 2023 hinaus wirtschaftlich nicht darstellbar“, heißt es unterm Strich.

Ihr Netz an Verkaufsstellen mit persönlicher Beratung im Ruhrgebiet hält die Deutsche Bahn aber weiterhin für dicht, so betreibe der Konzern „trotz Verlust der Ausschreibung weiterhin acht DB-Reisezentren und stellt damit flächendeckend Verkauf und Service sicher“. Oberhausen ist allerdings nicht die einzige Stadt im Ruhrgebiet, die künftig auf das Reisezentrum verzichten muss: Auch in Recklinghausen macht die Bahn die Anlaufstelle für Reisende dicht. Die Nachricht hat dort großes Entsetzen ausgelöst, sogar Bürgermeister Christoph Tesche (CDU) setzt sich für den Erhalt des Reisezentrums sein. So berichtet es die Recklinghäuser Zeitung.

Reisezentrum vor dem Aus: Was sagen die Kunden?

Eine erste Reaktion aus Oberhausen gibt es auch bereits: Leser Jürgen Vogt hat vor Ort von den Mitarbeitern im Reisezentrum von der anstehenden Schließung erfahren. „Seit vielen Jahren kaufen wir unsere Bahn-Reisetickets im Reisezentrum“, schreibt er an die Redaktion. „Die Beratung war immer super. Der Service war 1. Klasse.“ Die Nachricht der Schließung habe er „mit Bestürzung und Bedauern zur Kenntnis genommen“. Kunden müssten nun auf diesen Service verzichten. Und der Tourismus werde ebenfalls darunter leiden, meint er. „Vielleicht besteht ja noch die Möglichkeit, diese Schließung zu verhindern bzw. zu verzögern.“ In Recklinghausen sammeln Betroffene derzeit Unterschriften, um genau dies zu erreichen.