Saporischschja/Oberhausen. Saporischschja liegt am zentralen Frontabschnitt des Ukrainekriegs. Die wichtigste Frage in Oberhausens Partnerstadt: Wie sicher ist das AKW?

Die Lage in der Region der Oberhausener Partnerstadt Saporischschja spitzt sich weiter zu, denn: Die Blicke richten sich zunehmend auf das nahe gelegene Atomkraftwerk Saporischschja. Ist die nukleare Anlage, die sich unter russischer Kontrolle befindet, noch sicher? Laut Medienberichten werfen sich Moskau und Kiew aktuell gegenseitig Anschlagspläne auf das AKW Saporischschja vor.

„Die Wahrscheinlichkeit einer Notfallsituation im Kernkraftwerk Saporischschja aufgrund provozierter Aktionen der russischen Besatzer ist in naher Zukunft sehr hoch“, heißt es in einem Bericht der dortigen Stadtverwaltung. Regelmäßig schickt sie Berichte ins Rathaus der Partnerstadt Oberhausen. Die russischen Streitkräfte würden demnach darauf setzen, durch Störaktionen im Kraftwerk den Gegenangriff der ukrainischen Armee zu stören und Panik unter der Zivilbevölkerung auszulösen.

>>> Auch interessant: Partnerstadt: Rakete trifft Wohnviertel mitten in Saporischschja

Die lokalen Behörden in der Region hätten die Bevölkerung bereits aufgefordert, ihre Habseligkeiten für den Fall einer Evakuierung zu sammeln und die mögliche Evakuierungszone möglichst schon jetzt zu verlassen. Diese Evakuierungszone erstrecke sich in einem Radius von 50 Kilometern um das Kernkraftwerk. Sie umfasse auch einen großen Teil des Stadtgebiets von Saporischschja (etwa 250.000 Einwohner).

Das Atomkraftwerk Saporischschja ist hier im Hintergrund zu sehen; im Vordergrund der Kachowka-Stausee, dessen Wasserspiegel nach der Zerstörung des Staudamms stark gesunken ist.
Das Atomkraftwerk Saporischschja ist hier im Hintergrund zu sehen; im Vordergrund der Kachowka-Stausee, dessen Wasserspiegel nach der Zerstörung des Staudamms stark gesunken ist. © dpa | KATERYNA KLOCHKO

An der Front in der Region werde unterdessen weiter heftig gekämpft, heißt es in dem Bericht aus Saporischschja, der dem städtischen Büro für Interkultur vorliegt. Die Streitkräfte der Ukraine setzten ihre Offensive gegen die russischen Besatzer fort und würden dabei „tief in das besetzte Gebiet vorstoßen“. Die Gegenoffensive der ukrainischen Armee komme allerdings nicht so schnell voran, da die russischen Besatzer ihre Stellungen verstärkt hätten.

Bericht aus Saporischschja: „Jede Nacht sind Explosionen zu hören“

Saporischschja und seine Vororte würden fast täglich von der russischen Armee bombardiert. „Jede Nacht sind in der Stadt Explosionen zu hören.“ Am 27. Juni etwa sei nachts eine X-22 Luft-Boden-Rakete eingeschlagen. Am 29. Juni habe es eine Reihe weiterer Explosionen gegeben. „Die Stadt und ihre Vororte wurden von feindlichen Shahed-Drohnen und Raketen der S-300-Klasse angegriffen. Alle Drohnen wurden von den ukrainischen Luftabwehrkräften abgeschossen.“ So berichtet es die ukrainische Seite.

Am 2. Juli seien die Stadt und ihre Vororte erneut von russischen Drohnen angegriffen worden, die beim Anflug auf das Ziel ausgeschaltet worden seien. Zudem habe es eine abendliche Minen-Detonation am Fluss Dnipro gegeben. „In der Stadt war eine starke Explosion zu hören, aber glücklicherweise wurde niemand verletzt.“

Trotz der zugespitzten Kriegslage gehe „der heldenhafte Kampf des ukrainischen Volkes weiter“, heißt es selbstbewusst in dem ausführlichen aktuellen Lagebericht. „Wir haben keine Angst, wir haben nur den Willen zum Sieg!“ Die Bevölkerung trainiere bereits das Verhalten im Falle eines AKW-Notfalls.