Oberhausen. Es ist nicht leicht, an einen E-Wagen zu kommen. Die Wartezeiten sind lang. Wie es dennoch klappen kann – und weitere Tipps von Experten vor Ort.
Wer sich den Klimaschutz auf die Fahnen schreibt und vom Verbrenner-Auto auf ein umweltfreundlicheres Elektro-Fahrzeug umsteigen will, benötigt in diesen Monaten meistens einen langen Atem. Corona-Krise und Ukraine-Krieg haben Lieferketten weltweit zum Stocken gebracht. Auch wenn einige Oberhausener Autohändler so langsam eine Entspannung spüren, ist das Wunsch-Auto mit E-Antrieb nur nach Wartezeiten von bis zu anderthalb Jahren zu haben. Es sei denn, man befolgt die Tipps der Verkaufsprofis, bei denen wir uns umgehört haben.
„Das Klimathema ist in den Köpfen der Leute angekommen“, sagt Daniel Mayer, Verkäufer im BMW-Autohaus Kruft. Er stellt eine deutlich höhere Nachfrage für E-Autos als noch vor zwei Jahren fest. Die staatliche Förderprämie spiele hierbei sicher auch eine Rolle: Bis Ende 2023 gibt es für Käufer einen Umweltbonus von 3000 Euro beziehungsweise 4500 Euro (je nach Kaufpreis). Danach werden nur noch E-Fahrzeuge mit einem Kaufpreis bis zu 45.000 Euro gefördert.
Fällt die Prämie weg, so glaubt Daniel Mayer, wird auch die Nachfrage sinken: „E-Autos sind teure Wagen bei geringer Reichweite. Das ist ein Hemmschuh.“ Die Öko-Bilanz sei ebenfalls noch undurchsichtig. Mayer führt die Verarbeitung Seltener Erden und die Entsorgung der Batterien als Argumente contra Elektro-Auto an. Anbieten könne er dennoch stets etwas, einige Lagerfahrzeuge müssten sie als BMW-Händler bereithalten. Wer seine Extra-Wünsche zurücksteckt, könnte somit doch noch schnell zum Ziel kommen.
Ähnlich sieht es in vielen anderen Autohäusern im Stadtgebiet aus: Wer bereit ist, sich auf die vorhandenen Modelle einzulassen, könnte schnell fündig werden. Das Autohaus Bernds, das zwei Mal in Oberhausen vertreten ist, hat zum Beispiel einen Renault Twingo Electric oder einen Renault Zoe. „Unsere Lieferzeiten sind inzwischen aber auch schon viel, viel entspannter“, sagt Markus Giel, Leiter der Zweigstelle am Centro.
Elektro-Autos in Oberhausen: Teure Preise durch weltweite Krisen
Die mangelnde Verfügbarkeit in jüngster Zeit habe jedoch zu teuren Preisen geführt. Mit diesen müssten Interessierte ebenso zurechtkommen wie mit der immer noch schlechten Infrastruktur an Ladesäulen – „gerade in Oberhausen“. Die Energieversorgung Oberhausen (EVO), die die meisten Stromtankstellen betreibt, arbeitet derzeit mit Hochdruck daran, das vorhandene Netz auszubauen. Unter diesen Umständen, meint Autoverkäufer Giel, „kommt ein Elektro-Auto für Leute, die im Mietshaus wohnen, gar nicht in Frage“.
Auch im Autohaus Matten an der Tenterstraße gibt es derzeit verfügbare Elektro-Wagen: Das Modell Ora des chinesischen Automobilherstellers „Great Wall Motor“ kann Verkäufer Ingo Bayer anbieten. Kein schlechtes Fahrzeug, wie der Profi meint, aber die Leute seien zurückhaltend. „Viele sagen: Oh, aus China ...“ Bei anderen Autoproduzenten oder Modellen müssten sie eben Wartezeiten von bis zu einem Jahr in Kauf nehmen. Dass dies für Unmut sorgt, versteht er jedoch nicht so ganz: „Vor Corona war es auch so, dass man sechs Monate auf den neuen Wagen warten musste.“ Die Kultur des „Sofort-alles-haben-Wollens“ scheint auch beim Autokauf durchzuschlagen, wie Ingo Bayer beobachtet: „Manche kommen Spitz auf Knopf. Zum Beispiel Mitte Mai erst, obwohl der Leasing-Vertrag zum Ende des Monats ausläuft.“
Umstieg aufs Elektro-Auto: Oberhausener Händler haben Bedenken
Bleibt noch die Frage: Wer sind die Oberhausener, die in diesen Tagen auf Elektro umsteigen? „Bunt gemischt“ sei die Käuferschaft, sagt Markus Giel vom Autohaus Bernds. Wichtig für ihn in der Beratung: Man sollte nur kurze Strecken fahren wollen. Er würde selbst auch nicht mit einem Elektro-Auto in den Urlaub fahren wollen, bestätigt ihn Wilhelm Köster vom gleichnamigen Autohaus. Er mache seine Kunden auch darauf aufmerksam, dass Batterien sich im Winter bei kalten Temperaturen viel schneller entladen als im Sommer. Und wer online eine Ladesäule buche, dann aber im Stau steckenbleibe, stehe während längerer Fahrten dann am nächsten Rastplatz dumm da.
Eine solche oft digitale Beschäftigung mit der verbliebenen Reichweite falle jüngeren Kunden deutlich leichter, hat Verkäufer Markus Giel festgestellt. Dagegen trifft Daniel Mayer von BMW Kruft immer wieder auf Seniorinnen und Senioren, die im fortgeschrittenen Alter „jetzt auch mal den Grünen Daumen auspacken wollen“. Sie würden großes Interesse für die neuen Technologien zeigen – „und haben auch das notwendige Kapital dafür“.
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