Oberhausen. Die Stadt will in Alstaden eine Fläche an der Bebelstraße umbauen. Doch die Pläne stoßen auf Widerstand. Anwohner befürchten Lärm und Staub.
Im Oberhausener Stadtteil Alstaden kämpfen Anwohner gegen den geplanten Bau eines Einkaufszentrums mit Supermarkt, Discounter und Drogeriekette. An der Bebelstraße soll auf einer Brachfläche ein Nahversorgungszentrum mit Park-and-Ride-Parkplatz entstehen, die Pläne hierfür lagen im April offiziell aus. Doch eine Gruppe von Anwohnern befürchtet Lärm- und Staubbelästigungen und eine zunehmende Versiegelung in ihrem Stadtgebiet. Sie haben einen Bürgerantrag für die nächste Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am 12. Juni eingereicht. Verwaltung und Politik müssen sich damit auseinandersetzen.
Federführend für den Antrag zeichnen Michael Müller und Barbara Schindler. Die beiden Alstadener protestieren auch gegen die neue Rettungswache-Süd. Sie halten einen anderen Standort für geeigneter, um Einflüsse auf die Umwelt zu vermeiden. Die zukünftige Rettungswache befindet sich in direkter Nachbarschaft des geplanten Nahversorgungszentrums. Den Bürgerantrag haben neben Müller und Schindler neun weitere Alstadener unterzeichnet. Im Internet hat Michael Müller zudem eine Online-Petition gestartet, die fast 400 Unterstützer fand.
Nahversorgungszentrum Alstaden: 3900 Autos pro Tag
Im Kern geht es auf den drei Seiten um die Auswirkungen des Nahversorgungszentrums für die Nachbarn. Sie befürchten, dass Staub und Lärm zunehmen. Laut eines von der Stadt in Auftrag gegebenen Gutachtens werden schätzungsweise 3900 Autos pro Tag das neue Zentrum anfahren. Die Versiegelung der Flächen verschlechtert aus Sicht der Protestgruppe nicht nur das Bild, sondern hat auch Auswirkungen aufs Klima. Sie denken an Extremwetterereignisse und heiße Sommermonate. Eine Bebauung müsse dem Klimawandel Rechnung tragen, finden sie. Das Fazit ist deutlich: „Wir als private Eigentümer werden in unseren Rechten beschnitten und sollen die Konsequenzen tragen, indem wir auf unseren Grundstücken einen Ausgleich für die Normen überschreitende und übermäßig versiegelte Fläche des Investors schaffen sollen. Das gleicht aus unserer Sicht einer Enteignung!“
Mit dem Bürgerantrag folgen die Anwohner der Gemeindeordnung NRW. Darin ist geregelt, dass sich Einwohner mit Anregungen und Beschwerden an die zuständigen Gremien wenden können, im Oberhausener Fall an den Haupt- und Finanzausschuss. Die Verwaltung erarbeitet derzeit eine Antwort auf die zwölf „Anregungen“ der Alstadener. Die politischen Vertreter müssen über jeden einzelnen Punkt abstimmen.
Gutachten halten Pläne für verträglich
Kritik an P&R-Platz
Die Anwohnergruppe protestiert auch gegen die Pläne für einen Park-and-Ride-Parkplatz. Damit möchte die Stadt den lang ersehnten Anschluss zur Bahnstrecke nach Duisburg herstellen. 26 neue Parkplätze sollen der Bahn signalisieren, dass der erste Schritt getan ist. „Der S-Bahn-Haltepunkt ist zwar schon mindestens seit 25 Jahren von der Stadt gewünscht, er ist aber bisher von Seiten der Bahn weder geplant noch in irgendeiner Form angedacht“, schreiben die Anwohner.
Die Erfolgschancen dürften gering sein. Denn die Verwaltung hatte schon in diversen Gutachten die Folgen des Projekts prüfen lassen. Tatsächlich unterstützt beispielsweise ein Schallgutachten die Anwohnerinnen und Anwohner in ihrer Sorge vor Lärm. Demnach sind die Wohngebiete an der Straße Rehmer und Bebel „stark belastet“. Die Gutachter halten die Pläne für verträglich, wenn bestimmte Lärmschutzmaßnahmen ergriffen werden. Die Anwohner sind misstrauisch und greifen zu radikalen Formulierungen. Die Gesundheitsgefährdung werde wissend in Kauf genommen: „Das grenzt an vorsätzlicher Körperverletzung!“.
Dass für den Umbau Bäume gefällt und Flächen zubetoniert werden, haben auch die Grünen kritisiert. Das entsprechende Gutachten kommt jedoch zu dem Schluss, dass sich die Auswirkungen in Grenzen halten. Zwar sehen auch die Umwelt-Experten eine Zunahme an versiegelten Flächen, die angekündigten Kompensationsleistungen wie Dachbegrünungen, Rasenflächen und Bäume reichen ihnen aber aus. Die Auswirkungen auf die Luft halten sie für „nicht erheblich“.