OBERHAUSEN. . Die Apfelbäume tragen Blüte. Doch noch ein trockener Sommer könnte verheerende Folgen haben, sagt Heinz Hermann Verholte vom Nabu Oberhausen.
Weiße Blüten schmücken die Baumkronen und versprühen auf der kleinen Obstwiese am Haus Ripshorst den Duft von Frühling. „Die Apfelbäume sind in diesem Jahr sehr früh dran“, sagt Heinz Hermann Verholte vom Naturschutzbund (Nabu) Oberhausen. Wie zum Beweis nimmt er einen blühenden Ast in die Hand und zeigt, wo später Äpfel wachsen. Nur das schöne Wetter könnte die fruchtigen Pläne durchkreuzen. „Eine Frucht anzusetzen ist sehr anstrengend“, sagt Verholte. „Wird es also in den kommenden Wochen zu trocken, wirft der Baum vorsorglich die Fruchtansätze ab.“
Die Arbeit beginnt beim Anpflanzen
Die Produktion von Obst ist jedoch nicht nur für den Baum aufwendig. „Der Obstbaum ist in dem Sinne keine Natur, sondern ein vom Menschen gepflanztes Kulturgut“, betont Verholte. Und die damit verbundene Arbeit beginnt bereits beim Anpflanzen, denn Apfelkerne in den Boden stecken führt nicht unbedingt zum Erfolg.
Wer in seinem Garten stattdessen leckere Früchte ernten möchte, muss zunächst einmal von einem anderen Apfelbaum einen Trieb abschneiden und diesen an den Ast eines kleinen Apfelbaumes binden. Wächst der sogenannte Edelreiser an, gilt die Pflanze als veredelt. „Das ist aber eine Wissenschaft für sich“, gibt Verholte lachend zu. Wesentlich einfacher geht’s mit einem schon fertigen Exemplar aus der Baumschule.
Während Verholte über die Wiese läuft, zeigt er auf einen Haufen Äste. „In den ersten zehn Jahren muss ein Obstbaum jedes Jahr geschnitten werden“, sagt er. Denn in die Baumkrone sollte viel Licht eindringen, nur dann verläuft die erste Ernte nach rund zehn Jahren erfolgreich.
Und selbst beim Pflücken gibt’s einiges zu beachten, wie Verholte erklärt: „Wenn man den Apfel leicht dreht, muss sich der Stiel am Ast lösen.“
Optimaler Lebensraum für Tiere
Der große Aufwand schreckt immer mehr Menschen davon ab, selbst Obstbäume anzupflanzen und zu pflegen. „Viele machen sich mittlerweile einfach nicht mehr die Mühe“, sagt Verholte.
Dabei bietet eine Obstwiese den Menschen nicht nur leckere Früchte, sondern vielen Tieren auch einen optimalen Lebensraum. Ein typischer Bewohner ist der Steinkauz, ein anderer macht im nächsten Moment durch lautes Gezwitscher auf sich aufmerksam. „Das ist ein Grünspecht“, weiß Verholte. „Der läuft über den Boden und sucht nach Ameisen, die sich wiederum von dem heruntergefallenen Obst ernähren.“
In Verholtes Garten steht übrigens ein eher außergewöhnlicher Obstbaum. „Ich mag Quitte besonders gern“, sagt Verholte und gerät direkt ins Schwärmen. „Die meisten wissen nicht, was sie mit den steinharten Früchten machen sollen. Aber das ganz besondere Aroma bleibt vor allem im Wein erhalten.“ Bis zur Ernte dauert es zwar noch eine Weile, aber an den schönen Blüten kann er sich schon jetzt erfreuen. Denn die sind der sichere Beweis, dass Frühling ist.
>>> OBST- UND STREUOBSTWIESEN IN OBERHAUSEN
Die Pressestelle der Stadt teilt auf Anfrage der Redaktion mit, dass es in Oberhausen 54 Obst- und Streuobstwiesen gebe. Davon seien rund 40 größer als 1500 Quadratmeter, die meisten befänden sich im Norden.
Da die Zahlen allerdings aus dem Jahr 2004 seien, laufe derzeit eine vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz initiierte aktuelle Erfassung aller Flächen. Die meisten Obst- und Streuobstwiesen befänden sich im Privatbesitz, so die Pressestelle. Zwei Flächen gehörten der Stadt, darunter auch die Wiese im Handbachtal. Dort dürften Bürgerinnen und Bürger haushaltsübliche Mengen ernten.