Oberhausen. . Vor 30 Jahren wurde „Triple Five“ vorgestellt: In der neuen Mitte sollte ein milliardenschwerer Freizeitbetrieb entstehen. Der Plan scheiterte.
Es ist erst ein halbes Menschenleben her, als Oberhausen in Agonie zu fallen drohte: Thyssen (früher Hoag) hatte sich verabschiedet, das einstige Flaggschiff GHH verleugnete seine Oberhausener Wurzeln, die Arbeitslosenquote war zwischendurch auf 17,8 Prozent gestiegen – und in der Nachbarschaft standen die Zeichen ähnlich schlecht.
Aus dem fernen Kanada fiel in den dunklen Himmel über Oberhausen plötzlich ein heller Schein, und am 13. April 1989 gewann das Licht Konturen. „Triple Five“ stellte sich vor, erst in Düsseldorf, tags danach im Ebertbad zur öffentlichen Ratssitzung vor 400 Menschen!
Verkehrsgünstig aber bettelarm
Monate zuvor war das Interesse der Betreiber der „West Edmonton Mall“, die bis heute einer der größten Freizeit- und Unterhaltungsbetriebe der Welt ist, an einem deutschen Grundstück zur Errichtung eines „World Tourist Centre“ bekannt geworden.
Ministerpräsident Johannes Rau und Wirtschaftsminister Reimut Jochimsen (beide SPD) hatten das Interesse der legendenumwobenen persisch-armenischen Teppichhändlerfamilie Ghermezian auf das rund hundert Hektar große Thyssen-Areal mitten in Oberhausen gelenkt.
Oberhausen sagte den Ghermezians nichts, ihren Beratern aus München und Hamburg schon mehr. Vor allem faszinierte die Lage – mitten im bevölkerungsreichsten Land der Bundesrepublik, mitten in Europa, verkehrstechnisch bestens erschlossen. Und mittendrin eine bettelarme Stadt!
Was die „Triple Five“-Männer boten, hörte sich wie ein Märchen an: Da war die Rede von Fitnesszentren, Eishallen mit olympischen Abmessungen, Hai- und Pinguinshows, Tagungszentrum, Hotellerie, Zirkus. „Wir sind nicht interessiert an der größten Kirmes Europas“, warnte Oberstadtdirektor Dietrich Uecker, „sondern an Arbeitsplätzen für unsere Menschen.“ Auch davon wurde jede Menge versprochen, über 20 000 sollten es werden.
Mehr als drei Milliarden D-Mark
Aber es wurde nichts draus, denn: Die Kanadier wollten nicht nur bauen und liefern, sondern sie hatten auch sehr konkrete Vorstellungen, was die Voraussetzungen für die Aktivierung der auf mehr als drei Milliarden D-Mark geschätzten Investition anging: Veränderte Ladenschlusszeiten (bis 21 Uhr mindestens) waren noch am ehesten erfüllbar, Zins- und Investitionssubventionen durch das Land (hoch dreistellig) sorgten schon für Stirnrunzeln, Steuerbefreiungen erst recht, und die als unabdingbar bezeichnete Ansiedlung eines Spielcasinos sorgte alsbald für die Abstandnahme vom Projekt.
Aber: Die Idee war in der Welt. Oberhausen war in den Fokus internationaler Projektentwickler geraten, nicht lange später traten britische Interessenten um Edwin Healey auf den Plan. Die hatten Erfahrung mit der Restrukturierung von Industriebrachen, sie bauten schließlich das Centro als Mittelpunkt des immer noch unfertigen Stadtteils „Neue Mitte“. So war die Fläche insgesamt schon zur Mitte der 80er Jahre bezeichnet worden, in einem Papier der Verwaltung.