Oberhausen. . Bei der Schließung von Prosper Haniel hat Axel Kwiatkowski dem Bundespräsidenten das letzte Stück Kohle überreicht. Der lud ihn nach Berlin ein.

Am 21. Dezember 2018 schaute ganz Deutschland auf die Zeche Prosper Haniel in Bottrop, wo nach 150 Jahren das Ende des Steinkohle-Abbaus besiegelt wurde. „Da sind die Tränen geflossen“, erinnert sich Axel Kwiatkowski, der seit 37 Jahren bei der Grubenwehr auf Prosper Haniel im Einsatz ist. Der Oberhausener war hautnah dabei, als Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier symbolisch das letzte Stück Kohle übergeben wurde. Nun trifft Kwiatkwoski erneut auf den Bundespräsidenten, denn am Mittwoch findet im Berliner Schloss Bellevue der Gegenbesuch statt.

Nur noch bis Ende des Jahres wird Axel Kwiatkowski, hier an seinem Schreibtisch, auf der Zeche Prosper Haniel im Einsatz sein.
Nur noch bis Ende des Jahres wird Axel Kwiatkowski, hier an seinem Schreibtisch, auf der Zeche Prosper Haniel im Einsatz sein. © stacho

„Ich hatte eigentlich nicht mehr daran geglaubt, weil man sowas auch gerne mal einfach so daher sagt. Dass der Bundespräsident sein Wort gehalten hat, freut uns sehr“, sagt Kwiatkowski mit Blick auf die anstehende Reise in die Hauptstadt. Für den 58-Jährigen selbst geht es mit dem 31. Dezember 2019 endgültig in den wohlverdienten Ruhestand.

Als Dreher reichte das Geld nicht mehr

Richtig warm geworden ist er mit diesem Gedanken noch nicht. „So lange wie ich diesen Job bei der Grubenwehr schon mache, ist wohl einmalig. Sich bald nur noch um den Schrebergarten zu kümmern, fällt noch ziemlich schwer.“ Dass er zum Bergbau kam, war keineswegs geplant. Im Gegenteil: Mit der Zeche wollte der gelernte Dreher nichts zu tun haben.

„Diese Typen mit den weißen Augen und den weißen Zähnen. Ich hab nur gedacht: In so einen Bus setzt du dich niemals!“ Es kam alles anders. Aber was steckte hinter dem Sinneswandel? „Ich habe meine Frau kennengelernt. Da hat das Geld nicht mehr gereicht und ich musste umdenken.“ So landete Kwiatkowski doch beim Bergbau, auch mit reichlich Glück, wie er selbst zugibt.

Was zu Beginn wie eine Zweckgemeinschaft schien, wurde schnell zum großen beruflichen Glück. „Ich hab mein Herz an den Bergbau verloren“, gesteht der Oberhausener. Zu seinen Hauptaufgaben gehört als Hauptgerätewart der Grubenwehr immer die Übungseinheit am Montag. Zwei Stunden im Trainingsraum, vier Stunden unter Tage oder Flammenschutzübungen à 90 Minuten. Kein Zuckerschlecken: „Da verliert man im Schnitt vier bis fünf Kilo. Leider nur Wasser.“

Tattoo am Unterarm „Kumpels für die Ewigkeit“

Mit seinen Kollegen verbindet ihn eine besondere Freundschaft, hat man doch schon so viel erlebt, wie beim letzten großen Grubenbrand 2005 oder dem Papstbesuch 1987. Dirk Tomke, in dritter Generation Bergmann und ebenfalls in Berlin dabei, schätzt an seinem Freund vor allem seine Offenheit. „In diesem Job muss man die Dinge beim Namen nennen und sich auf den anderen verlassen können. Genauso ein Typ ist der Axel.“

Autor und Kabarettist Frank Goosen hatte beim Kohle-Abschied gesagt: „Man kann die Region nicht verstehen, wenn man nie unten gewesen ist.“ Dem stimmt Axel Kwiatkowski zu, denn schließlich trägt er ein Tattoo am Unterarm mit dem Schriftzug „Kumpels für die Ewigkeit“. Für ihn endet in diesem Jahr mehr als ein Arbeitsverhältnis. „Das hier ist Familie. Und wo hat man das sonst noch, außer unter Tage?“

>>> Im Revier das letzte Steinkohlen-Bergwerk

Das Bergwerk Prosper-Haniel in Bottrop war das letzte aktive Steinkohlen-Bergwerk im Ruhrgebiet.

Das Bergwerk wurde am 21. Dezember 2018 in einem offiziellem Festakt geschlossen, nachdem dort am 14. September die letzte Kohle im Regelbetrieb gewonnen wurde. Damit wurde die Steinkohlenförderung in Deutschland eingestellt.