OBERHAUSEN. . 834 Menschen traten im vergangenen Jahr in Oberhausen aus der Kirche aus. Das sind 90 mehr als 2017. Beweggründe müssen nicht angegeben werden.

Mehr Menschen als in den Vorjahren sind 2018 in Oberhausen aus der Kirche ausgetreten. 834 Austritte verzeichnete das Amtsgericht im vergangenen Jahr – das sind 90 mehr als 2017. Im Jahr 2016 lag die Zahl der Austritte noch bei 739.

Beim Amtsgericht, wo der Austritt erklärt werden muss, gibt es keine Statistiken darüber, welcher Konfession die Austrittswilligen angehören. Beim evangelischen Kirchenkreis Oberhausen liegen die Austrittszahlen für 2018 jedoch bereits vor. 350 evangelische Oberhausener traten aus, 2017 waren es 371. 70 Personen traten im vergangenen Jahr der evangelischen Kirche bei, 2017 gab es 90 Eintritte.

Die katholische Kirche in Oberhausen gibt ihre Bilanz erst im April heraus. Aus den Zahlen des Amtsgerichts ergeben sich jedoch 484 Katholiken, die 2018 die Kirche verließen, 2017 waren es 373. Weder die kircheninternen Statistiken noch die des Amtsgerichts erfassen, aus welchem Grund immer mehr Oberhausener aus der Kirche austreten. Anzunehmen ist jedoch, dass die zahlreichen Skandale um sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen, die Verschwendung von Geldern sowie die Entfremdung vieler Menschen von der Kirche eine Rolle spielen. Derzeit leben noch etwa 76.000 Katholiken und 51.000 Protestanten in Oberhausen.

Bei den Katholiken zeigt sich für 2017 im Bistum Essen, zu dem Oberhausen gehört, dass überdurchschnittlich viele junge Erwachsene zwischen Mitte 20 und Anfang 30 die Kirche verlassen – wahrscheinlich, weil sie dann ins Berufsleben eintreten und keine Kirchensteuer bezahlen wollen. Eine zweite, deutlich schwächere Austrittsbewegung gibt es mit etwa 45 Jahren.

Die Oberhausener Zahlen decken sich weitgehend mit dem landesweiten Trend: In NRW haben im vergangenen Jahr 88.510 Menschen die katholische oder evangelische Kirche verlassen. Nach Angaben des Justizministeriums, das alle Austritte erfasst, sind das etwa 22 Prozent mehr als im Jahr davor.

Aus den erhöhten Austrittszahlen ergeben sich in den kommenden Jahren auch sinkende Kirchensteuereinnahmen. Derzeit profitiert die Kirche noch von der guten Wirtschaftslage, nimmt deswegen mehr Steuern ein und kann so die wachsende Zahl der Austritte ausgleichen. Der Finanzbericht des Bistums Essen für 2017 macht deutlich, dass neben den Austritten vor allem der demographische Wandel für geringere Einnahmen verantwortlich ist. Der Anteil der „Babyboomer aus den 1960er-Jahren an den Mitgliedern und Steuerzahlern ist so groß, dass, wenn diese in Rente gehen, eine „Kirchensteuerklippe“ droht. Die nachfolgende Generation, so Bistums-Finanzchef Daniel Beckmann, könne die Lücke allein aufgrund ihrer deutlich geringeren Anzahl nicht füllen.

2017 nahm das Bistum statt 34 Millionen nur noch 17 Millionen Euro ein. Langfristig, so das Bistum, drohen Einsparungen in Pfarreien, bei der Caritas oder im Bildungsbereich.

>>> HIER KANN MAN EIN- ODER AUSTRETEN

Der Austritt erfolgt durch Erklärung bei dem Amtsgericht, in dessen Bezirk man wohnt. Vorzulegen ist ein gültiger Personalausweis, außerdem müssen Familienstand sowie Ort und Pfarrei der Taufe angegeben werden. Ab dem 14. Lebensjahr können Minderjährige selbst den Austritt erklären, auch gegen den Willen ihrer gesetzlichen Vertreter. Der Austritt kostet 30 Euro.

Das Amtsgericht ist nur für den Austritt zuständig. Für einen Eintritt kann man sich an jeden evangelischen oder katholischen Geistlichen wenden. In Oberhausen können Eintrittswillige beispielsweise zum Ökumenischen Kirchenzentrum, Platz der Guten Hoffnung 1, in der Neuen Mitte gehen und einen Antrag stellen.