OBERHAUSEN. . Heute beginnt die Fastenzeit. Für viele ist das ein Grund, auf Fleisch oder Süßes zu verzichten, sich zu besinnen. Bekannte Oberhausener erzählen.

40 Tage geht die Fastenzeit – von Aschermittwoch bis Ostern. Heute beginnt sie. Und während für die einen der christliche Brauch gar keine Bedeutung hat, versuchen andere auf Alkohol oder Süßes zu verzichten. Wir haben mit vier bekannten Oberhausenern über die kommenden Wochen gesprochen.

Für Propst Christoph Wichmann von der katholischen Pfarrei St. Pankratius in Osterfeld ist die Fastenzeit eine Kombination aus „Verzicht und Besinnung“. Dieses Jahr möchte er auf Fleisch und Kaffee verzichten. „Der Verzicht auf Fleisch wird mir nicht so schwer fallen“, so Wichmann. „Aber bis Ostern keinen Kaffee zu trinken, wird schon eine Herausforderung.“ Gerade in vielen Sitzungen und Gesprächen trinke er häufig Kaffee. „Aber es soll ja auch ein bisschen weh tun“, meint Wichmann. Deswegen verzichte er auch gleich noch auf Milch. „Ich möchte etwas Neues ausprobieren“, sagt der Propst. Joghurt und andere Milchprodukte werde er aber weiterhin essen. „Viel wichtiger ist jedoch, dass Fastenzeit mehr bedeutet als nur Kalorien zu zählen“, betont Wichmann.

Es gehe nicht nur darum, zu verzichten, sondern auch darum, sich selbst bewusst etwas Gutes zu tun. „Ich möchte in den kommenden Wochen mehr an die frische Luft gehen, mit dem Rad fahren und das Auto stehen lassen“, erzählt der Oberhausener. In seiner Osterfelder Gemeinde gibt es während der Fastenzeit viele Angebote. Wichmanns Empfehlung: Die sogenannten „Frühschicht-Gottesdienste“ in St.Pankratius, die während der Fastenzeit immer montags, dienstags und mittwochs jeweils um 6 Uhr stattfinden. „Gerade morgens versuche ich mir Zeit für Stille zu nehmen, nachzudenken und mich zu besinnen“, erzählt der Propst. „Das stärkt auch meine Beziehung zu Gott.“

Für Maria Golebiewski, die mit ihrem Mann Czeslaw das Gdanska am Altmarkt leitet, ist die Fastenzeit sehr wichtig. Der polnische Karneval endet in der Nacht vom Veilchendienstag zum Aschermittwoch mit einer großen Feier, die man in Polen „Heringsfeier“ nennt, da an diesem Abend Hering in verschiedensten Varianten serviert wird – eine Ankündigung der nahenden Fastenzeit. „Wir verändern die Speisekarte im Restaurant entsprechend“, erzählt Golebiewski. Viele Fischgerichte werden im Gdanska im März und April angeboten. Heute und am Karfreitag gibt es kein Fleisch. „Stattdessen kochen wir viel mit Gemüse und Kartoffeln“, erklärt die Wirtin.

Nach Karneval sei im Gdanska für zwei bis drei Wochen immer etwas weniger los, erzählt sie. „Ob das am Portemonnaie der Menschen oder an der Fastenzeit liegt, kann ich aber nicht sagen“, so die gebürtige Polin. Sie beginnt heute mit einer Woche Heilfasten. „Das mache ich seit einigen Jahren und es tut mir sehr gut“, erzählt Golebiewski.

Für Pfarrer Joachim Deterding, Superintendent des evangelischen Kirchenkreises in Oberhausen, bedeutet die Fastenzeit vor allem eine Konzentration aufs Wesentliche. „Die Fastenzeit bereitet uns ja auf die kirchlichen Hochfeste, allen voran Ostern, vor“, so der Pfarrer.

Die evangelische Kirche hat die diesjährige Fastenaktion unter das Motto „Mal ehrlich! Sieben Wochen ohne Lügen“ gestellt. „Dabei fällt einem als erstes Präsident Trump ein, der sich gerne auf alternative Fakten beruft“, sagt Deterding. Aber es gehe mehr darum, bei sich selbst anzufangen. Die Aktion soll deswegen Menschen ermutigen, auf Schummeleien zu verzichten – auch über die Fastenzeit hinaus.

Für Walter Paßgang, Karnevals-Ikone und CDU-Politiker, ist die Fastenzeit vor allem eine Zeit der Ruhe und der Besinnung. „Der Kontrast zwischen den Karnevalstagen und Aschermittwoch könnte kaum größer sein“, sagt der Oberhausener, der schon als Kind die närrische Jahreszeit liebte und seit 56 Jahren im Karnevalsverein ist. „Gerade habe ich noch geschunkelt und gefeiert, jetzt gilt es, sich zurückzunehmen“, so Paßgang. Nicht nur der Körper wolle entschlackt werden. „In der Fastenzeit nutze ich mit meiner Familie auch die Freizeit anders, wir genießen die Natur mehr“, erzählt er.

Der Verzicht auf Alkohol und Süßigkeiten gehört für Paßgang auch dazu. „Das versuchen wir auch unseren Enkelkindern zu vermitteln.“

>>> SONNTAGE WERDEN VOM FASTEN AUSGENOMMEN

Alle Weltreligionen kennen Fastenzeiten – egal ob Judentum, Islam, Buddhismus oder Hinduismus. Im 4. Jahrhundert wurden Fastenzeiten für die christliche Kirche eingeführt. Es sollte eine Vorbereitung sein auf die Feste der Christenheit, vor allem auf Ostern. Die Fastenzeit wurde auf 40 Tage vor Ostern festgelegt, denn genau so lange fastete Jesus in der Wüste.

Zählt man nach, kommt man aber auf 46 Tage. Das liegt daran, dass Sonntage vom Fasten ausgenommen werden. Martin Luther lehnte das Fasten als Pflicht, auferlegt von der Kirche, ab. Lange unterschieden sich darin evangelische und katholische Kirche. In den 80er-Jahren entschlossen sich evangelische Theologen und Journalisten, zu fasten. Aus der spontanen Aktion entwickelte sich eine Massenbewegung.