VR-Brillen, Tablets: Die Oberhausener Bibliothek will digitaler werden. Virtuelle Realitäten und Künstliche Intelligenz sollen Einzug erhalten.
Die Stadtbibliothek gewinnt als Lernort immer mehr an Bedeutung. Das zeigen die Besucherzahlen des vergangenen Jahres. Auch Bibliotheksleiterin Diana Bengel bestätigt diesen Eindruck. Darauf will die Stadtbibliothek zukünftig reagieren und für noch mehr Aufenthaltsqualität sorgen. Außerdem soll der Digitalbereich ausgebaut werden.
Noch ist die Jahresstatistik für 2018 noch nicht abgeschlossen, erklärt Bengel auf Nachfrage der Redaktion. Klar ist aber jetzt schon: Die Zahl der Besucher ist im Vergleich zu 2017 angestiegen – und zwar um 18.760. Im vergangenen Jahr besuchten demnach 287.015 Nutzer die Oberhausener Bibliotheken. Die Besucherzahlen der schulbibliothekarische Arbeitsstelle werden hier nicht berücksichtigt. „Der einzelne Besucher hält sich meist für einen längeren Zeitraum in der Bibliothek auf“, erklärt Diana Bengel.
Mehr Aufenthaltsraum im Bert-Brecht-Haus
Aus diesem Grund plant sie in der Bibliothek im Bert-Brecht-Haus mehr Raum für Aufenthalt zu schaffen. So seien die Rückzugsorte zum Lernen sehr gefragt und regelmäßig besetzt. „Es kommen auch immer mehr Studenten her“, stellt die Bibliotheksleiterin fest.
Zudem sollen einige Regale einer Präsentationsfläche weichen, auf der Neuerscheinungen und Trends präsentiert werden können. Die Bibliothek solle „luftiger“ gestaltet werden.
Neue digitale Angebote in der Zentralbibliothek
Derzeit werde für die Bücherei im Bert-Brecht-Haus ein Profil erstellt, sie soll – gemeinsam mit der Volkshochschule (VHS) – noch mehr zu eine „Lernort“ werden, so Bengel. In Sterkrade gibt es das schon. Die „Bibliothek der Generationen“ werde nach Bengels Aussage sehr gut angenommen. Die Stadtteilbibliothek in Osterfeld hingegen hat sich das Profil „Bibliothek der Kulturen“ gegeben.
In der Zentralbibliothek soll es auch neue digitale Angebote geben. Der Ausbau des Medienladens, in dem sich Nutzer online Bücher oder Zeitungen ausleihen können, soll ausgebaut werden. In der Überlegung ist ebenfalls, Tablets oder E-Book-Reader ins Ausleihangebot aufzunehmen.
Gemeinsam mit VHS wird digitales Konzept erarbeitet
Die Zahl in der „Onleihe“ steigen nach Auskunft von Diana Bengel seit dem Jahr 2016 kontinuierlich an. Verzeichnete die Bibliothek im Jahr 2017 noch 26.126 Ausleihen, waren es im vergangenen Jahr fast 2000 mehr, insgesamt 27.981. Insgesamt verzeichnete die Stadtbibliothek fast eine halbe Million Medienausleihen im Jahr 2018 über alle Standorte inklusive elektronischer Ausleihen.
Gemeinsam mit der VHS wird derzeit ein „digitales Konzept“ erarbeitet. In der Überlegung ist die Anschaffung eines 3D-Druckers für die Zentralbibliothek und von Computer-Brillen (VR-Brillen), die eine virtuelle Realität schaffen.
Intelligenter Computer könnte bald Fragen beantworten
Diese Brillen können zum Beispiel für Sprachkurse genutzt werden, nennt Diana Bengel ein Beispiel. Das könnte so aussehen: Ein Nutzer setzt die Brille auf, die ihn nach Madrid führt. Dort wird er von Spaniern angesprochen, mit denen er seine Spanischkenntnisse trainieren und vertiefen kann. Aber auch virtuelle Stadtrundgänge durch Oberhausen seien denkbar, meint Bengel. Dafür will sich die Bibliothek um Fördergelder bemühen.
Auch das Zukunftsthema Künstliche Intelligenz (KI) hat Diana Bengel auf der Agenda. So sei im Servicebereich durchaus denkbar, dass an einer Hotline häufig gestellte Fragen durch einen intelligenten Computer beantwortet werden könnten.
Auch traditionelle Angebote sind gefragt
Doch neben der Zukunftsthemen seien auch traditionelle Angebote gefragt, meint Bengel. So soll es in diesem Jahr wieder die Spieletage für Familien geben, die bereits 2018 zweimal angeboten und sehr gut besucht worden seien. „Gesellschaftsspiele sind beliebt“, sagt Bengel.
Persönlich freut sich die Bibliotheksleiterin außerdem auf den Neubau des – etwas sperrig genannten – Multifunktionskomplexes in Osterfeld. In dem Zuge wird auch die Stadtteilbibliothek neu gebaut. 2021 soll es laut Bengel damit losgehen.
Wie es mit der schulbibliothekarischen Arbeitsstelle weitergeht, die bislang in Osterfeld untergebracht war, bleibt abzuwarten. Wegen eines Wasserrohrbruchs musste die Arbeitsstelle dort ausziehen und fand ein Übergangsquartier in Lirich. Deswegen musste damals die 60-Jahr-Feier für die schulbibliothekarische Arbeitsstelle – mit einer Lesung von Christine Westermann – abgesagt werden, was Diana Bengel noch heute sehr bedauert.
>>> Nacht der Bibliotheken am 15. März
Die Zahl der Neukunden ist nach Auskunft von Diana Bengel seit „fünf Jahren sehr stabil“. In 2017 ließen sich 3272 Bürger einen Ausweis erstellen. „2018 werden wir auch wieder über 3000 kommen“, prognostiziert Bengel.
Bücher- und Kulturfreunde sollten sich schon mal den 15. März vormerken: Dann findet – bei freiem Eintritt – die Nacht der Bibliotheken statt. Unter dem Motto „Mach es“ gibt es unter anderem einen Trommelkurs, ein Buch-Upcycling-Angebot und eine Lesung von Michael Birbæk aus seinem Roman „Das schönste Mädchen der Welt“.