Comedian Chris Tall nimmt im neuen Programm „Und jetzt ist Papa dran“ kein Blatt vor den Mund. Dem Publikum in der Arena in Oberhausen gefällt’s.

„Darf er das?“, steht provokant auf dem T-Shirt von Comedian Chris Tall bei seinem Gastspiel in der König-Pilsener-Arena. Es ist eine Frage die nicht nur zu seinem Motto, sondern auch zu seinem Erfolgsrezept geworden ist. Denn rund 10.000 Menschen sind am Samstag gekommen, um den 27-Jährigen bei seinem dritten Soloprogramm „Und jetzt ist Papa dran“ live zu erleben. Dabei wissen die meisten der Zuschauer haargenau, worauf sie sich eingelassen haben. Denn für Chris Tall gilt: Unter der Gürtellinie fängt der Spaß erst so richtig an.

Er nimmt kein Blatt vor den Mund

Dabei macht seine Kompromisslosigkeit vor niemanden halt, weder vor sich selbst noch vor dem eigenen Publikum. Deshalb müssen sich vor allem Gäste in den ersten Reihen auf einiges gefasst machen, besonders wenn sie auf die Frage „Ist hier irgendjemand, der Kevin heißt“ freiwillig die Hand heben. Dass es bei solchen Gesprächen mit dem Publikum dem einen oder anderen im Saal die Schamesröte ins Gesicht treibt („Schwule sitzen immer hinten“) ist dabei kein Zufall, sondern volle Absicht.

Chris Tall mit seinem Programm „Und jetzt ist Papa dran“ in der König Pilsener Arena in Oberhausen.
Chris Tall mit seinem Programm „Und jetzt ist Papa dran“ in der König Pilsener Arena in Oberhausen. © Kerstin Bögeholz

Der Grad zwischen schlagfertiger Außerkraftsetzung der in Deutschland oft so geschätzten politischen Korrektheit und platten Gags jenseits der Gürtellinie sind dabei fließend. Viele Kritiker werfen Chris Tall vor, frauenfeindlich, rassistisch oder homophob zu sein. Ja, dieser Eindruck kann im Laufe des Abends durchaus entstehen, doch will der gebürtige Hamburger eben die Grenzen austesten und dabei niemanden außer Acht lassen. Seine Comedy-Philosophie: „Wenn wir Witze über alle machen, wird auch keiner ausgegrenzt.“

Dass dieser Ansatz, der nicht neu ist, nicht den Biss eines Serdar Somuncu erreicht, liegt eher daran, dass bei Chris Tall zwar vieles lustig, manches aber eben nur platt ist. Doch auch hier gibt er ganz klar zu verstehen – und versucht, sein Publikum mit ins Boot zu holen: „Wer ist noch so assig wie ich?“ Die Köpi-Arena – die für diesen Abend als Kulisse für die DVD- und RTL-Aufzeichnung dient – stimmt mit einem lautstarken „Hier“ einhellig zu.

Bei all den Improvisationen mit dem Publikum findet Chris Tall auch gelegentlich zum eigentlichen Thema seines Programms zurück: sein Vater.

Chris Tall in der König Pilsener Arena in Oberhausen.
Chris Tall in der König Pilsener Arena in Oberhausen. © Kerstin Bögeholz

Der ist nämlich ganz vom alten Schlag und in Sachen moderner Technik nur selten auf der Höhe der Zeit. So verwechselt er die Date-App „Tinder“ gerne mal mit dem Spiele-Klassiker Memory und bringt seinem Sohn so sieben Verabredungen an einem Tag ein.

Eines davon findet in einem vegetarischen Restaurant statt. Der Kellner empfiehlt dem „Fleischfresser“ Chris Tall ein Kohlrabi-Schnitzel, „weil das einem echten Schnitzel schon sehr nahe kommt.“ Die Revanche folgt mit der Rechnung, als Chris Tall mit Servierten bezahlen will. „Kommt richtigem Geld schon sehr nahe.“

Manchmal funktioniert eben auch ein Witz jenseits der Gürtellinie…

>>>INFO: Durchbruch bei Stefan Raab

Chris Tall, mit bürgerlichem Namen Christopher Nast, machte sich durch seine Auftritte bei Stefan Raab und „TV Total“ in der Comedy-Szene einen Namen.

Seit er 2016 den Deutschen Comedypreis als bester Newcomer gewann, ist er vor allem bei RTL zu sehen, mit seiner eigenen Sendung „Chris! Boom! Bang!“ oder als Gast bei der Promi-Variante von „Wer wird Millionär?“, wo er im April für den guten Zweck 120.000 Euro gewann.