Oberhausen. . Oft spielen psychische Belastungen eine Rolle beim Entstehen der Beschwerden. Deshalb sollte zunächst der Auslöser herausgefunden werden.

Für Rückenschmerzen gibt es verschiedene Auslöser. Oft ist es keine körperliche Ursache. Stress oder seelische Leiden können dahinter stecken, dass es im Rücken zieht oder zwickt. Wie hoch der Anteil an diesen psychosozialen Belastungen als Hauptauslöser für die Rückenschmerzen auch in Oberhausen ist, lässt sich nicht genau festlegen. Der Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Johanniter Krankenhauses in Oberhausen-Sterkrade, Prof. Dr. Jens Kuhn, geht aber davon aus, dass bei 50 bis 80 Prozent der Rückenbeschwerden eine psychische Belastung eine Rolle spielt oder zu den Beschwerden beiträgt. Ansonsten gelten Bandscheibenvorfälle, ein körperlicher Verschleiß oder Ähnliches als körperliche Ursache.

Deshalb sollte zunächst der Auslöser herausgefunden werden. Dafür ist der Hausarzt erster Ansprechpartner, der auch wegen der Krankenvorgeschichte einschätzen kann, ob Stress oder seelische Leiden zu den Rückenschmerzen beitragen. Zunächst geht es aber darum, körperliche Ursachen durch entsprechende Untersuchungen auszuschließen. Ist das auch vom Ergebnis so erfolgt, sind eben psychische Ursachen naheliegend und eine Überweisung an Fachärzte für Psychiatrie, Psychosomatik oder niedergelassene Psychologische Psychotherapeuten sinnvoll.

Sport kann helfen

Zur weiteren Behandlung gibt es dann die Möglichkeiten zur stationären Klinikaufnahme, ambulante Behandlungen oder Therapien in einer Schmerzklinik. „Die Behandlung ist Grundlage dafür, dass es einem wieder besser gehen kann“, sagte Prof. Dr. Kuhn. Die Beantwortung der Frage, woher kommt die psychische Belastung, ist ein Aspekt der Behandlungen. Entsprechend können Stressbearbeitungstipps oder eine Ursachenbewältigung vermittelt werden. Auch Sport kann nützlich sein. Dazu zählt das sogenannte Faszientraining - das Training zur Gewebeentlastung. Eventuell könnte auch eine Rehabilitationsmaßnahme eine Alternative sein.

Die Barmer Krankenkasse hat für die Versicherten aktuell eine App zur Begleitung von ärztlichen Therapien für zu Hause und unterwegs entwickelt. Die App „Kaia“ ist kostenlos nutzbar und erstellt auf der Basis von Nutzerangaben zum Schmerzempfinden einen individuellen Trainingsplan mit Entspannungseinheiten und Informationsmodulen. Dabei werden physiotherapeutische und verhaltenspsychologische Aspekte berücksichtigt. Die App bietet dann Übungsvideos zum Nachahmen und Anleitungen zum Achtsamkeitstraining. Bei Nachfragen sind Coaches rund um die Uhr per Chat erreichbar. Barmer-Vorstandsmitglied Dr. Mani Rafii erklärte: „Der Erfolg des Trainings mit der App ist wissenschaftlich untersucht und lindert nachweislich die Schmerzen.“