OBERHAUSEN. . In Oberhausen haben 59,3 Prozent der Erwachsenen einen BMI über 25. Dr. Martin Pronadl fordert mehr Sportmöglichkeiten für massiv Übergewichtige.
Mehr als die Hälfte der Erwachsenen (59,3 Prozent) sind in Oberhausen übergewichtig. Das geht aus einer Studie des Landesstatistikamts IT.NRW hervor. Damit liegt Oberhausen im landesweiten Vergleich aller kreisfreien Städte und Kreise auf Platz zwei. Nur in Duisburg ist der Anteil an übergewichtigen Personen noch etwas höher (59,7 Prozent).
„Das sind alarmierende Zahlen“, sagt Dr. Martin Pronadl, Leiter des Adipositaszentrums der Helios St. Elisabeth-Klinik. Vor allem Männer kämpfen mit Gewichtsproblemen: 70 Prozent haben in Oberhausen einen Body-Mass-Index (BMI) über 25. Bei den Frauen sind hingegen „nur“ 48,6 Prozent übergewichtig. „Männer achten einfach weniger auf ihre Gesundheit“, erklärt Pronadl.
Dabei sei leichtes Übergewicht völlig unbedenklich: „Menschen mit einem BMI zwischen 25 und 30 haben statistisch betrachtet sogar die höchste Lebenserwartung“, sagt der Leiter des Adipositaszentrums. Bedrohlich werde es hingegen, wenn der Betroffene immer weiter zunimmt. „Je höher das Gewicht, desto öfter leiden die Patienten an Bluthochdruck, Diabetes und anderen Beschwerden“.
Ungesundes Essen sehr preiswert
Die Zahl der Erwachsenen, die einen BMI über 40 haben und unter krankhafter Adipositas leiden, hat sich in Oberhausen seit 2013 beinahe verdoppelt (1,7 Prozent). In solchen Fällen helfe oftmals nur noch eine Magenverkleinerung. Patienten müssen jedoch ein sechsmonatiges Ernährungs- und Sportprogramm durchlaufen, bevor der Eingriff von der Krankenkasse übernommen wird. „Das ist für einige Leute abschreckend“, sagt Pronadl, der für niedrigere gesetzliche Hürden plädiert.
Dass ausgerechnet in Oberhausen und Duisburg der Anteil an übergewichtigen Personen besonders hoch ist, sei keinesfalls ein Zufall: „Das hat unter anderem etwas mit der Bildungsstruktur zu tun“, erklärt der Mediziner. Ungesunde Nahrungsmittel seien in Deutschland nach wie vor sehr preiswert. Niedrigverdiener würden deshalb eher zu Übergewicht neigen als Akademiker. Die soziale Schichtung sei allerdings nur ein Aspekt von vielen, betont Pronadl.
Kaum Angebote für Übergewichtige
Damit übergewichtige Patienten ihr Gewicht langfristig in den Griff bekommen, müsse es in Oberhausen mehr Bewegungsmöglichkeiten für adipöse Menschen geben: „Die Leute brauchen eine Sportgruppe, an der sie trotz ihrer eingeschränkten Leistungsfähigkeit teilnehmen können“, fordert Pronadl. Zwar gebe es bereits unterschiedliche Reha-Maßnahmen für Menschen, die ein neues Gelenk eingesetzt bekommen haben. „Ein Sportprogramm für massiv Übergewichtige ist mir aber nicht bekannt“, so Pronadl.
>>> SO BERECHNET MAN SEINEN DER BODY-MASS-INDEX
Der Body-Mass-Index misst das Körpergewicht einer Person im Verhältnis zur Körpergröße. Um den BMI zu berechnen, muss das Gewicht durch die Größe (in m) zum Quadrat dividiert werden.
Liegt der Wert zwischen 18,5 und 25, ist die Person normalgewichtig. Ab einem Wert über 40 sprechen Mediziner von morbider bzw. krankhafter Adipositas.
Ein 1,82 Meter großer Mann gilt ab einem Gewicht von 132,5 Kilogramm als krankhaft adipös.