Oberhausen. . Arbeitslose können im Notfall Bargeld in Supermärkten und Drogerien bekommen. Oberhausener Jobcenter ist zufrieden, doch die Linke übt Kritik
Seit dem 11. Juni dieses Jahres können sich Arbeitslose in Oberhausen, die dringend einen finanziellen Vorschuss brauchen, Bargeld vom Jobcenter in Supermärkten und Drogerien auszahlen lassen. Bisher hat das Jobcenter innerhalb einer Testphase rund 89 000 Euro an Arbeitslosengeldempfänger ausgezahlt.
Insgesamt gab es 463 Auszahlungen, wie das Jobcenter auf Anfrage mitteilt. Die Linke Liste Oberhausen äußerte bereits im Vorfeld Kritik an der Vorgehensweise.
Wer als Arbeitsloser plötzlich in eine finanzielle Notlage gerät, der kann sich im Jobcenter einen Schein samt Barcode ausstellen lassen. Die neutral gehaltenen Scheine, optisch ähnlich einem Pfandbon, können sie in verschiedenen Supermärkten und Drogerien ohne Nennung ihres Namens abgeben. So soll die Anonymität der Betroffenen gewährleistet werden.
Sobald der Zettel gescannt wird, erhalten sie sofort den angezeigten Geldbetrag. Für Außenstehende ist nicht einsehbar, dass es sich bei der Auszahlung um Arbeitslosengeld handelt. „Es sieht genau so aus, als würde man einen Pfandbon an der Kasse einlösen“, sagt Jobcenter-Sprecher Josef Vogt.
Penny, Real, Rewe, Rossmann und dm machen mit
Zu den teilnehmenden Märkten gehören unter anderem Penny, Real und Rewe sowie die Drogeriemärkte Rossmann und dm.
Die Barauszahlung an der Kasse ersetzt die Kassenautomaten im Jobcenter. Wegen einer hartnäckigen Störanfälligkeit und hohen Reparatur- und Wartungskosten wurden diese außer Betrieb genommen.
„Bisher ist die Testphase in Oberhausen sehr gut angelaufen“, sagt Vogt. „Die Anzahl der Auszahlungen hat sich im Vergleich zu vorher nicht verändert.“ Probleme bei der Auszahlung in den Märkten sind dem Jobcenter nicht bekannt.
Auch in den anderen Standorten, die an der Testphase teilnehmen, werde das Pilotprojekt gut angenommen: „Bisher höre ich von den Kollegen der anderen Jobcenter ebenfalls nur Positives über die Testphase“, berichtet Vogt.
Kritik gab es vor der Umstellung von der Linken Liste Oberhausen: „Die Auszahlung im Einzelhandel erspart keine Wege, sie werden im Gegenteil verdoppelt“, so der sozialpolitische Sprecher Jörg Pusch.
Flächendeckende Einführung
Sollte die Testphase weiterhin bis Ende des Jahres problemlos laufen, ist für Ende Januar 2019 eine flächendeckende Einführung des Verfahrens geplant. Damit würden zukünftig sämtliche Kassenautomaten wegfallen. Da in Oberhausen bisher nur das Jobcenter in das Pilotprojekt involviert ist, sind Kassenautomaten bislang nach wie vor bei der Agentur für Arbeit aufgestellt.
>>> Info: Weitere Standorte ab November
Neben Oberhausen gehören auch die Jobcenter in Börde, Dortmund, Neuwied, Salzgitter und Wolfsburg sowie die Städte München, Schwandorf und Dortmund zum Pilotprojekt. Ab November sollen für den weiteren Verlauf der Testphase zusätzlich 20 weitere Standorte hinzukommen. Auch hier werden dann die Kassenautomaten wegen Störanfälligkeit außer Betrieb genommen.