Oberhausen. . Entscheidung zur Oberhausener Ratssaal-Renovierung soll im Oktober fallen. Jüngste Überlegungen sehen den Erhalt des Kunstwerks vor.

Dass unsere Stadt mit Kunstwerken im öffentlichen Raum nicht immer sorgsam umgeht, ist schon oft beklagt worden: Wandmosaike wurden im Südbad und an der früheren Sterkrader Stadtbücherei zertrümmert, Holzreliefs trotz Unterschutzstellung in der Luise-Albertz-Halle „versehentlich“ zersägt, die metallene Skulptur „Urbeginn“ von Ewald Mataré im Schloss-Vorgarten landete in Einzelteilen beim Schrotthändler. Walter Mawick schuf die Werke, die schlicht verschwanden – städtischer Vandalismus, wenn man so will.

Mannigfache Altersprobleme

Nun aber hat sich ein Einsehen durchgesetzt, ist wenigstens zu hoffen. Die Arbeitsgemeinschaft „Ratssaal“ hat sich mehrheitlich darauf geeinigt, bis Ende Oktober ihre Vorstellungen zum Umbau des Ratssaales ausformuliert zu haben, und speziell in der Frage des von Walter Mawick 1957/58 geschaffenen Wandfrieses im Sitzungssaal des Rates hat sich offenbar die Ansicht durchgesetzt, ihn zu erhalten und es bei der abgehängten Decke zu belassen. Unter der befindet sich die Originaldecke des Neubaus vom Ende der 20er-Jahre, mächtiger Stuck, leidlich gut erhalten und wie das komplette Gebäude unter Denkmalschutz stehend.

Wie ist es zu dem Problem gekommen? Der Ratssaal hat Altersprobleme mannigfacher Art: Er ist wegen seiner parlamentarischen Sitzungsordnung auf mehreren Ebenen angeordnet und nicht barrierefrei, sein Mobiliar ist schwer und nahezu immobil, die Akustik unterentwickelt, die Optik vor allem für die Tribünengäste völlig unzureichend, die klimatischen Bedingungen sind schlecht.

Letzteres war immer schon so, und nicht wenige erinnern sich schmunzelnd noch an die 70er-Jahre, an deren Ende ein einstündiges Rauchverbot zu Sitzungsbeginn eingeführt wurde. Um 16 Uhr gab Oberbürgermeister Friedhelm van den Mond das Kommando „Feuer frei“ und hatte – wie etliche Ratskollegen im Plenum – schon längst seine Pfeife gestopft. Anmerkung: Das soll der Qualität der Beratungen nicht geschadet haben, zumal die Sitzungen längst nicht so lange dauerten wie heute (wegen der viel geringeren Anzahl an Fraktionen und Gruppen).

Beim fälligen Überplanen kam ein Unbekannter auf den Gedanken, man könne doch auch wieder die einstige Decke freilegen, die die Stadtväter und -mütter der Nachkriegszeit in den 50er-Jahren hatten abdecken lassen. Der Künstler Walter Mawick hatte in gefälligen Farben das „neue“ Oberhausen über zwei Wände auf frischen Putz gemalt: das gerade erbaute Europahaus, die Burg Vondern, Zeugnisse der Schwerindustrie als Zeugen der Schaffenskraft, markante Gebäude der Stadt. Oberhausen war auferstanden aus Ruinen des Krieges und der Schande, die der Nationalsozialismus über die Stadt und ihre Bevölkerung gebracht hatte.

Umbau teurer als gedacht

Die Arbeitsgemeinschaft „Ratssaal“ hat zweierlei festgestellt: Der Umbau wird teuer, teurer als gedacht (wir berichteten); Freilegung der Decke und Beseitigung des Mawick-Frieses würde alles nicht nur noch teurer machen, sondern auch für ganz schlechte Stimmung sorgen. Darum bleibt’s wohl so, wie es ist.

>>> WANDBILD IN FASIA-JANSEN-GESAMTSCHULE

Walter Mawick (1924-1977) war ein in Oberhausen geborener und in Düsseldorf ausgebildeter Maler, der später hauptsächlich in Norwegen und der Schweiz tätig war. Seine Bilder zeichnen sich durch eine Art naturalistischer Impressionismus aus.

In Oberhausen gibt es von Mawick außer dem Rathaus-Fries noch ein weiteres Wandbild im öffentlichen Raum: Es ist zu sehen in der Mensa der Dependance Schönefeld der Fasia-Jansen-Gesamtschule.