Oberhausen. . Bei beiden großen Konfessionen geht die Anzahl der Gläubigen weiter zurück. Das hat unterschiedliche Gründe.
Die Anzahl der katholischen und evangelischen Gemeindemitglieder in Oberhausen ist im vergangenen Jahr weiter gesunken. Waren es 2016 noch 78 470 katholische Kirchenmitglieder, hat sich die Zahl im vergangenen Jahr auf 77 268 vermindert. Das geht aus einer jetzt veröffentlichten Statistik des Bistums Essen hervor. Demnach gab es vor zwei Jahren 379 Oberhausener, die aus einer katholischen Glaubensgemeinschaft ausgetreten sind, 2017 sogar 404. Ähnlich sieht es mit dem Mitgliederrückgang bei den Protestanten aus, wie der Evangelische Kirchenkreis Oberhausen mitteilt: 52 976 Gemeindemitglieder konnten noch 2016 verzeichnet werden, im Folgejahr waren es knapp 950 weniger. Die Anzahl der Austritte ist dabei in beiden Jahren weitgehend stabil geblieben: 2016 waren es 348, im Folgejahr 334.
Auffällig ist: obwohl die Gesamtzahl in beiden Konfessionen gesunken ist, gab es 2017 in beiden Glaubensgemeinschaften mehr Kircheneintritte als im Jahr zuvor. Bei den katholischen Gemeinden waren es 46 (2016: 24), bei den evangelischen sogar 90 (2016: 74).
Mehr Beerdigungen als Taufen
Warum es immer weniger Kirchenmitglieder gibt, hat verschiedene Gründe. Stadtdechant Peter Fabritz sieht eine Ursache in der demografischen Entwicklung: 485 Taufen standen im vergangenen Jahr über 1000 Bestattungen gegenüber. „So sinkt die Zahl der Gemeindemitglieder automatisch“, sagt er.
Die meisten, die freiwillig aus einer Gemeinde austreten, sind laut Fabritz zwischen 20 und 45 Jahre alt – genau die Altersgruppe, die maßgeblich zum Kirchensteueraufkommen beiträgt. „Viele durchleben im Laufe der Zeit einen Entfremdungsprozess“, erklärt er.
Firmungen werden immer seltener
Nach seiner Beobachtung besuchen noch viele einen katholischen Kindergarten und feiern die Erstkommunion. Aber: „Bei den Firmungen bricht die Anzahl der Teilnehmer schon ein“, stellt er besorgt fest. Mit Beginn der Berufstätigkeit gebe es häufig eine Zäsur: „Viele jüngere Menschen fragen sich an diesem Punkt, warum sie für eine Gemeinschaft zahlen sollten, mit der sie nichts zu tun haben“.
Den Anstieg der Eintrittszahlen im vergangenen Jahr bewertet er zwar als „erfreulich“, jedoch seien diese von Jahr zu Jahr unterschiedlich. „Viele, die in eine Gemeinde eintreten, machen dieses aufgrund eines persönlichen Kontakts, zum Beispiel zu einem Pfarrer“, so Fabritz. Gängiger Grund ist auch die Übernahme einer katholischen Patenschaft, für die eine Kirchenzugehörigkeit Voraussetzung ist.
Seltener sei eine Glaubenserfahrung der Grund, aber: „Es kommt manchmal vor, dass Menschen aus verschiedenen Gründen aktiv eine Glaubensgemeinschaft suchen“.