Oberhausen. . Politik stimmt dem Entwurf des Bebauungsplans in der Neuen Mitte zu. Oberhausens Nachbarkommunen und der Handelsverband äußern sich kritisch.
Der Sportartikelanbieter Decathlon kommt seinem Ziel, ein Ladenlokal auf dem ehemaligen Stahlwerksgelände am Brammenring zu bauen, ein Stückchen näher. Der Stadt liegt nun ein Verkehrsgutachten vor, die Politik beschloss in der jüngsten Ratssitzung bei Enthaltung der Linken Liste einstimmig den Entwurf des vorhabenbezogenen Bebauungsplans und die öffentliche Auslegung der Pläne. An der Ansiedlung üben die Nachbarkommunen und der Handelsverband Kritik. Das Verkehrsgutachten sieht eine Leistungsgrenze durch die Ansiedlung Decathlons nicht erreicht, empfiehlt aber mit Blick auf weitere mögliche Ansiedlungen, die Verkehrsinfrastruktur zu ertüchtigen.
Eigentlich dürfte sich Decathlon nicht am Brammenring ansiedeln, weil hier nur Einzelhandel erlaubt ist, der die Oberhausener Zentren nicht mit seiner Konkurrenz schädigt. Decathlon ließ ein Gutachten erstellen, nachdem der Sportartikelhersteller nun vor allem nicht-zentrenrelevante Artikel anbieten möchte. Um Decathlon die Ansiedlung zu ermöglich und so neue Jobs und Wirtschaftskraft nach Oberhausen zu holen, ist ein vorhabenbezogener Bebauungsplan nötig.
Eingeschossige Halle
Decathlon plant in der Nähe von Hornbach auf rund 25 400 Quadratmetern Grundstück den Bau einer eingeschossigen Halle mit einer Verkaufsfläche von 4500 Quadratmetern. Zum nichtzentrenrelevanten Sortiment gehören große Sportgeräte, Fahrräder und Campingartikel. Zusätzlich darf Decathlon aber auch zentrenrelevante Waren wie Bekleidung verkaufen – allerdings begrenzt auf maximal 800 Quadratmetern.
Zusätzlich soll eine Sportfläche im Außenbereich entstehen, die während der Öffnungszeiten auch von Nichtkunden genutzt werden kann.
Die Stadt Bottrop indes fürchtet um Kaufkraft in ihrer Stadt und lehnt die Ansiedlung ab. Seit Bestehen des Centro und angrenzender Einzelhandelseinrichtungen fließe über zehn Prozent Kaufkraft nach Oberhausen ab, heißt es in einer Stellungnahme der Stadt Bottrop.
Zweifel am Gutachten
Die Industrie- und Handelskammer hat ebenfalls starke Bedenken und stellt grundsätzlich die Berechnungsmethode des Decathlon-Gutachtens infrage. Ähnlich sehen es die Städte Essen, Gelsenkirchen und Duisburg. Die geplante Fläche an zentrenrelevanten Sortimenten (Bekleidung etc.) spiegele nicht die Verhältnisse einer durchschnittlichen Decathlon-Filiale, wie z. B. in Dortmund-Kley, wider. Grundsätzlich sehen es die Duisburger kritisch, dass in der Begründung für das Vorhaben auf eine im Prozess befindliche Fortschreibung des Einzelhandelskonzepts der Stadt Oberhausen verwiesen werde. Im Klartext: Duisburg legt das Oberhausen Einzelhandelskonzept von 2008 zugrunde, das eine solche Ansiedlung nicht ermöglichen würde.
Die Prognose des Verkehrsgutachtens, erstellt vom Ingenieurbüro Runge IVP im April 2018, erwartet, dass die Anzahl der stark belasteten Verkehrstage in der Neuen Mitte zunehmen wird. „Es ist absehbar, dass die Verkehrsspitzen auf der Osterfelder Straße zunehmen und in Zukunft kaum mehr abwickelbar sein werden. Deshalb sind Konzepte zu entwickeln, die helfen, dass Autoverkehr vermieden wird“, heißt es darin. Helfen würde dabei eine Förderung des Bus- und Bahn- sowie des Radverkehrs. Auch die Verlängerung der Straßenbahnlinie 105 wird als gute Möglichkeit zur Entlastung vorgestellt. Allerdings seien weitere Verbindungen zum Beispiel aus Dümpten notwendig, „um die Taktdichte zu erhöhen“. Die Gebiete westlich und östlich der Osterfelder Straße sollten für Fußgänger und Radfahrer besser miteinander verbunden werden.
Seilbahn oder überdachtes Laufband
Die bestehenden Querungen der Osterfelder Straße seien wegen der weiten Wege, des Lärms, der Abgase und der Wartezeiten unattraktiv. „Möglichkeiten sind zu suchen, die Fußgänger und Radfahrer unabhängig vom Kfz-Verkehr über die Osterfelder Straße zu führen“, empfiehlt das Gutachten. Außerdem sollte ein „Personentransportsystem“ genutzt werden. Das sind automatische Verkehrssysteme wie zum Beispiel eine Seilbahn, ein überdachtes Laufband oder auch fahrerlos betriebene Elektro-Kleinbusse.