Oberhausen. . In unserer kleinen WM-Serie spüren wir den Verbindungen zwischen Oberhausen und Südkorea nach. Die gab’s vor allem in den 1960er bis 80er Jahren.

Wenn sich des Fußballs Götter und Dämonen nicht gänzlich gegen die deutsche Nationalmannschaft verbünden, sollte sie heute im Match gegen Südkorea das Erreichen des Achtelfinales klären – und damit die Fortsetzung unserer kleinen Serie, in der wir Verbindungen unserer Stadt mit dem jeweiligen Gegner des DFB-Teams nachspüren. Wollen wir also noch nicht an Brasilien oder Schweiz denken, sondern erstmal kräftig an die Republik Korea, im Volksmund: Südkorea.

Koreanische Kumpel auf Osterfeld

Nun, besonders viele Menschen aus dem südlichen Teil der fernöstlichen Halbinsel leben nicht gerade in Oberhausen. Ein paar mehr als 30 sind es derzeit, und ihr Alter liegt zwischen 14 und 84 Jahren. Die pure Zahl lag nicht immer so niedrig, in den 70er Jahren und bis in die frühen 80er Jahre hinein hatte sie die 300 sogar glatt überschritten.

Warum? Es war der Bergbau, es war ein Anwerbeabkommen, das zwischen der Bundesrepublik und der Republik Korea bereits 1963 geschlossen worden war (wie mit einigen anderen Ländern), das für die wachsende Zahl koreanischer Menschen auch in Oberhausen gesorgt hatte. Sie waren nämlich durchweg für den Bergbau gekommen, und die männlichen Koreaner wohnten komplett beieinander, waren „auf Osterfeld“ angefahren und nur auf Zeit hier.

Etwas anders verhielt es sich mit den koreanischen Krankenschwestern, die über die katholischen Hospitäler der Stadt verteilt arbeiteten und lebten. Aber auch sie kehrten nach Ablauf ihrer Verträge der Stadt den Rücken. Koreanische Geschäfte – und seien es nur Imbissbuden – sucht man meist vergebens zwischen Ruhr und Rotbach.

Als zuverlässige koreanische „Ansiedlung“ hat sich indes die Kampfkunstschule „Baekh-Ho“ an der Ruhrorter Straße in Lirich erwiesen. Großmeister Cha-Yong Kil hat die Taekwondo-Schule 1988 eröffnet. Er kam nicht aus dem Bergbau, sondern von der Armee und aus einer alten Großmeister-Familie.

Baekh ho“ ist übrigens eine koreanische Redewendung, die auch dem einstigen RWO-Trainer Jörn Andersen nicht fremd ist: „Wie geht es dir!“, bedeutet sie, und Jörn Andersen ist derzeit der vermutlich bekannteste Deutsche in Korea – Nord wie Süd. Nach zwei Jahren als Nationaltrainer in Nordkorea ist Andersen seit zwei Wochen nämlich Trainer des Incheon United FC, der in der „K-League“ spielt.

Diszipliniert und technisch versiert

Den will der 55-Jährige vor dem Abstieg retten und ist guten Mutes, wie er in einem Telefonat aus Seoul verriet: „Ich mag die koreanischen Fußballer, denn sie sind diszipliniert, arbeiten hart und ohne Widerspruch. Technisch sind sie versiert, es fehlt ihnen mangels internationaler Erfahrung allerdings häufig an taktischer und physischer Fitness. Da haben die Südkoreaner schon sehr viel wettgemacht dadurch, dass einige der besten Kicker in Europa spielen. Das war auch zu bemerken, als ich mit Nordkorea im vergangenen Jahr gegen Südkorea gespielt habe. In Osaka haben wir im Rahmen der Ostasien-Meisterschaften 0:1 verloren. Deutschland ist zu stark für Südkorea.“

1990 war Andersen Torschützenkönig der Bundesliga

Der in Norwegen geborene und seit 1993 mit der deutschen Staatsangehörigkeit ausgestattete Andersen war 1990 der erste Ausländer, der Bundesliga-Torschützenkönig wurde (18 Treffer für Eintracht Frankfurt). Rot-Weiß Oberhausen war Andersens erste Trainerstation in Deutschland, und auf Anhieb erreichte er mit den Kleeblättern in der Zweitliga-Saison 2003/2004 den fünften Platz.

Nach zehn Spieltagen wurde er in der Saison danach entlassen – RWO war Vorletzter. An seiner Beliebtheit in Oberhausen änderte das nichts, Andersen: „Ich komme immer noch gerne nach Oberhausen, habe dort Freunde und esse gerne bei einem Griechen, der das perfekte Essen macht.“ Seine Kinder leben übrigens in Düsseldorf, Frau Ulla ist mit in Korea.