Oberhausen. . Dia-Herzog lief 1974 in der Zwischenrunde gegen Schweden auf, Erich Juskowiak ließ sich 1958 im Halbfinale zum Foul provozieren

Unsere kleine Serie, in der wir Oberhausener Bezüge zum aktuellen WM-Gegner der deutschen Fußballnationalmannschaft suchen, war optimistisch auf sieben Teile angelegt, also: Deutschland im Finale. Heute Abend ist Schweden der zweite Gegner in der Gruppe, und das Löw-Team steht schon mit dem Rücken zur Wand. Wird Südkorea in der nächsten Woche schon zum letzten Teil der Serie? Bange Frage, und bange Fragen beschäftigten mindestens zweimal das Verhältnis von Fußballdeutschland zu Fußballschweden – mit Oberhausener Beteiligung.

Seltener denken Fußballfreunde dabei an das Spiel der WM-Zwischenrunde 1974, das die deutsche Mannschaft mit 4:2 gegen Schweden gewann. Mit auf dem Feld: Dieter „Dia“ Herzog, Ur-und-immer-noch-Oberhausener, der sportlich bei Sterkrade 06/07 aufgewachsen ist und von dort aus über Hamborn 07 den Schritt in die größere Fußball-Welt unternahm.

Sympathischer Flügelstürmer

Die Stunde des Flügelstürmers schlug 1974 nach der 0:1-Niederlage gegen die DDR und der „Nacht von Malente“, wie man das Aufbegehren der Aktiven gegen Trainer Helmut Schön umschrieb. „Dia“ kam in der Zwischenrunde beim 2:0 gegen Jugoslawien für 90 Minuten ins Team, und er lief im Düsseldorfer Rheinstadion (damals seine Heimspielstätte) auch gegen Schweden auf, für etwas mehr als eine Stunde. Dann musste er Platz machen für Jürgen Grabowski und bekam keine Minute mehr bei dieser WM.

Weltmeister war der ruhige, sympathische, mit hohem Fußballsachverstand ausgerüstete Herzog trotzdem. Nach seiner aktiven Karriere arbeitete er jahrelang als Scout für Bayer Leverkusen – Spezialgebiet: die neuen Bundesländer.

Dramatischer war das WM-Schicksal des anderen Oberhauseners: Vor sechzig Jahren war die DFB-Elf als Weltmeister nach Schweden gereist, um den „Coupe Jules Rimet“ zu verteidigen. Fester Bestandteil war Erich Juskowiak, wegen seines harten Schusses „Hammer Jus“ genannt und als linker Verteidiger internationale Klasse verkörpernd.

Der gelernte Klempner hatte bei Concordia Lirich und dem VfR 08 gekickt und war nach der Rückkehr aus dem Krieg zum SC Rot-Weiß gestoßen. Bereits 1951 absolvierte er in Essen (gegen Luxemburg) sein erstes Länderspiel. Aber erst nach dem WM-Sieg von Bern holte Sepp Herberger ihn zurück ins Team, aus dem er dann nicht mehr wegzudenken war.

Chauvinistische Ausbrüche in der Presse

Im Halbfinale traf man auf Gastgeber Schweden, und was sich im Vorfeld abspielte, waren unfassbare chauvinistische Ausbrüche in Schwedens und Deutschlands Presse. Hakenkreuze und Überschriften wie „Nazifeind Deutschland“ zirkulierten in Europas Norden, und deutsche WM-Korrespondenten sahen den Grund für die hohen skandinavischen Alkoholpreise in einer sonst drohenden kompletten Alkoholabhängigkeit der Bevölkerung.

Die Stimmung also war nicht gut, und organisierte Einheizer im engen Göteborger Ullevi-Stadion – kurzfristig statt des vorgesehenen großzügigeren Rasunda-Stadions in Stockholm angesetzt – besorgten eine vergiftete Amosphäre. In der schaukelte sich das Geschehen auf dem Platz hoch und höher, und Juskowiak hatte es mit Kurt Hamrin zu tun, der in Italien als Profi spielte und den kreuzbraven „Jus“ immer wieder mal provozierte. Bis der die Nerven verlor und zurücktrat. „Ein „Affektfoul“, urteilte Kollege Helmut Rahn, Fritz Walter und Hans Schäfer führten ihn vom Platz, Herberger würdigte ihn keines Blickes, Deutschland verlor 1:3, Juskowiak galt als der Schuldige.

Damals spielte er schon für Fortuna Düsseldorf, wo er bis in die 1960er Jahre hinein am Ball war. Bei Sepp Herberger hat er sich entschuldigt, noch ein paar Länderspiele gemacht, aber nie mehr die herzhafte Leichtigkeit gefunden, die ihn bei aller Ernsthaftigkeit seines Verteidigerspiels ausgezeichnet hatte.

Wer „Hammer Jus“ besuchen will, muss zum Waldfriedhof in Ratingen fahren. Dort hat er letzte Ruhe gefunden, trotz einer inszenierten „Versöhnung“ mit Hamrin viele Jahre unter einer Sekunde des Affekts leidend.