Oberhausen. . Die Schwangerenberatung der Caritas besteht seit 1978. Sie steht allen Frauen und Paaren offen. Grund für den Besuch ist oft Geldnot.

Wenn sich neues Leben ankündigt, wirbelt das erstmal alles durcheinander. Nicht immer bedeutet die Nachricht allerdings uneingeschränkte Freude, häufig kommen auch Fragen, Sorgen und Ängste auf. „Wir müssen als Kirche da sein, wenn Wendepunkte im Leben da sind, die auch Krisen auslösen können“, sagt dazu Caritas-Direktor Michael Kreuzfelder. Seit 40 Jahren schon gibt es dafür in Oberhausen die Schwangerenberatung der Caritas, die jeder Ratsuchenden offensteht für ein Gespräch mit kompetenten und diskreten Ansprechpartnerinnen. Jahr für Jahr nutzen im Schnitt 900 Menschen dieses Angebot.

Die Anliegen, mit denen werdende Mütter oder Paare zu Silvia Beckmann oder ihrer Kollegin Beate Wendel kommen, sind vielfältig. Manchmal braucht’s nur ein bisschen Orientierung im deutschen Bürokratie-Dschungel: Elterngeld, Elterngeld-Plus, Elternzeit. Was habe ich zu erwarten? Wie wird der Antrag richtig gestellt? Da durchzublicken, trauen sich immer weniger Eltern alleine zu. „Manchen Frauen fehlt aber auch einfach ein verständnisvoller Ansprechpartner. Ihnen hilft es schon, mal mit jemandem zu sprechen, der ihnen sagt, dass es okay ist, auch mal Panik zu haben. Dass es normal ist, wenn man erstmal nicht recht weiß, ob man sich freuen soll“, sagt Irmgard Handt, Abteilungsleiterin Soziales & Beratung.

Einmalzahlung für Erstausstattung

Aber der größte Teil der Ratsuchenden sind Frauen, die auch finanzielle Probleme haben. Für sie ist es hilfreich, über die Beratungsstelle an Mittel aus der Bundesstiftung „Mutter und Kind“ zu kommen. Bei finanzieller Bedürftigkeit können werdende Mütter eine Einmalzahlung für die Erstausstattung ihres Babys bekommen. Für Notfälle, in denen die Bundesstiftung nicht greift, aber trotzdem finanzielle Hilfe gebraucht wird, können die Beraterinnen auch Geld aus einem Bischofsfonds beantragen. „Die Mittelvergabe ist oft der Türöffner“, weiß Silvia Beckmann aus jahrelanger Erfahrung.

Denn häufig sind es nicht nur akute Finanzprobleme, die die Schwangeren plagen. Das kristallisiere sich meist im persönlichen Beratungsgespräch heraus. „Vor allem für kinderreiche Familien wird es immer schwerer, an bezahlbaren Wohnraum zu kommen – besonders, wenn es einen Schufa-Eintrag gibt.“ Schulden, Überforderung, Fragen zum Kindergeld oder zum Asylantrag fürs Baby, Probleme mit dem Jobcenter, dem Arbeitgeber oder oder oder. Nicht immer können die Beraterinnen selbst helfen – sie können aber Ängste nehmen und den richtigen Weg zu Kollegen ebnen oder zu anderen Institutionen.

„Jeder will doch das Beste für sein Baby. Deshalb ist die Schwangerschaft oft eine Phase, in der Frauen auch dafür empfänglich sind, Hilfsangebote anzunehmen“, so Beckmann. Und frühe Hilfen sind meist am wirkungsvollsten. „Deshalb ist es auch gut, schon vor der Geburt anzufangen, bei minus 9 sozusagen“, sagt Kreuzfelder und betont noch einmal, dass die Beratung bei allen Fragen rund ums Thema Schwangerschaft für die Ratsuchenden kostenlos ist und jedem offenstehe – unabhängig von Religion, Nation oder Geldbeutel.

>>> Frauen sind zwischen 14 und 45 Jahre alt

Insgesamt 875 Frauen/Paare haben im vergangenen Jahr die Schwangerenberatung der Caritas aufgesucht.

Darunter waren Menschen aus 54 Nationen – die weitaus meisten hatten einen deutschen Pass (386). Aus Syrien kamen 114 Ratsuchende, aus Serbien 56. Einen türkischen Pass hatten 49 Frauen, einen nigerianischen 36.

Das Gros der Frauen gehörte den Altersgruppen zwischen 22 und 27 (insgesamt 302 Frauen) sowie 28 bis 35 Jahren (325) an. 16 Frauen waren zwischen 14 und 17 Jahren jung, 141 zwischen 18 und 21 Jahren. 91 Ratsuchende waren zwischen 36 und 45 Jahren alt. Als alleinerziehend bezeichneten sich 19,2 Prozent der Frauen.

Zwei Beraterinnen teilen sich 1,1 Vollzeitstellen. Finanziert wird die Schwangerenberatung zu 80 Prozent aus Landesmitteln, zu 20 Prozent aus Kirchensteuermitteln.

Schwangerenkonfliktberatung macht die Caritas seit dem Ausstieg der Katholischen Kirche aus diesem Bereich nicht mehr. Seit 2001 werden keine Beratungsnachweise nach § 7 des Schwangerschaftskonfliktgesetzes mehr ausgestellt.

Beheimatet ist die Beratungsstelle an der Mülheimer Straße 188. Kontakt: 0208-94 04 40