Oberhausen. . Das Ausbildungszentrum der Bauindustrie zieht ins ehemalige Trickfilmstudio ein. Die Fertigstellung ist für Januar 2019 geplant.
Es wird gebohrt, gehämmert und geschraubt. Der Boden ist staubig und dort, wo später Auszubildende schlafen sollen, werkeln derzeit fleißige Arbeiter. Wir befinden uns im ehemaligen Trickfilmstudio HDO (High Definition Oberhausen) an der Vestischen Straße in Osterfeld. Für rund 22 Millionen Euro, wovon knapp 14 Millionen durch Fördermittel vom Land beigesteuert werden, baut das Berufsförderungswerk das Gebäude zu einem Ausbildungszentrum für die Bauindustrie um. „Hier entsteht die wohl modernste und schönste Lehrwerkstätte“, schwärmt Dirk Grünewald, Präsident des Bauindustrieverbandes NRW.
Geplanter Umzug von Essen nach Oberhausen ist nach Angaben des Geschäftsführers des Berufsförderungswerkes, Bernd Garstka, im Januar 2019. Spätestens zum Start des Ausbildungsjahres im Sommer sollen die jungen Leute dazustoßen. „Wir liegen damit im Zeitplan und sind sehr guter Dinge, diesen auch einzuhalten“, berichtet Garstka. „Nichts ist unwirtschaftlicher, als zwei Ausbildungszentren“, sagt Grünwald.
Nach dem Zuwendungsbescheid über die Fördergelder starteten die Ausschreibungen, bis im August vergangenen Jahres die Baugenehmigung überreicht werden konnte. Seitdem lief die Entkernung auf Hochtouren, die so gut wie abgeschlossen ist. Der Dachdecker war bereits im Herbst fertig. Nahtlos an die Bauarbeiten knüpfen nun der Trockenbau und der Innenausbau an. Einzelne Trennwände für die neuen Ausbildungs- und Wohnräume stehen bereits. Dazu sind in der ersten und zweiten Etage teils die Toiletten- und Wasserleitungen für die Badezimmer angebracht. Auf dem Boden kennzeichnen angeschraubte Stahlleisten die Abgrenzungen der neuen Räume. 50 Doppelzimmer entstehen insgesamt für die Azubis.
Die voll zu bekommen, erscheint den Verantwortlichen als kein großes Problem. „Die Bauindustrie boomt und die Lehrlinge werden zu uns geschickt“, erklärt Dirk Grünewald. Acht Wochen Blockunterricht stehen dann auf dem Stundenplan. In mehreren Räumen wird dann bald trainiert – unter anderem an virtuellen Maschinen, die laut Projektleiter Jens Waldoch Flugsimulatoren ähnlich sind.
Die Filmhalle wird zum Sandkasten
Die Fassade am gesamten Gebäude bleibt erhalten. Dagegen wurden in die dicken Wände große Löcher geschnitten: „Die Filmindustrie hat alles für die Kameras abgedunkelt, wir brauchen aber viel Licht. Daher sind nun große Fenster hereingesetzt worden“, erklärt Bernd Garstka. Auch die Filmhalle erhält zwei Längsschnitte, in die Glas eingesetzt wird. Am Boden entsteht „der wohl größte Sandkasten in Oberhausen“, wie Garstka es bezeichnet. Auf rund 750 Quadratmetern können dann unter anderem zukünftige Straßenbauer mit Maschinen üben. Zudem mussten ganze Wände im Erdgeschoss weichen, die Räume wirken sofort deutlich größer.
Überaus positiv berichtet Waldoch von der Nachbarschaft. Keine fünf Meter hinter der Hecke auf der Rückseite des Grundstücks stehen zahlreich Neubauten. „Die Nachbarn sind uns sehr wohl gesonnen. Einmal nur gab es Probleme mit der Beleuchtung“, erzählt der Ingenieur. „Ansonsten freuen sich die Anwohner, dass hier wieder Betrieb herrscht.“
Positiv für die Bürger sind die Nachrichten zum neuen Speisesaal, der mitsamt Küche am Rundbau zur Straße entsteht: „Das wird wie eine Art Mensa, wo die Leute für kleines Geld essen können“, sagt Jens Waldoch. Ebenso entsteht ein Kino mit 120 Plätzen, in dem Filmabende stattfinden können.
>>> Zukunft des Gartendoms ungewiss
Die Zukunft zur Nutzung des Gartendoms am Olga-Park ist nach Angaben von Dirk Grünewald weiterhin nicht entschieden. „Es ist nach wie vor unser Wunsch und unsere Absprache mit dem Eigentümer, der Oberhausener Gebäudemanagement, den Dom einschließlich des Geländes zu übernehmen und zu nutzen“, erklärt der Osterfelder, der mit dem Projekt ein Heimspiel hat.
Der aus Holz bestehende Dachstuhl der Halle gilt als marode und müsste für geschätzte vier Millionen Euro saniert werden. Aber: Ein Abriss des denkmalgeschützten Gebäudes ist nicht so einfach möglich. Der Bauindustrieverband würde die großen Freiflächen gerne für Schulungen nutzen. „Wir wissen nicht, wann es zu einer Lösung kommt“, antwortet Grünewald. „Das hat die Stadtverwaltung zu entscheiden. Dennoch: Wir sind weiterhin interessiert, wenn es nicht klappen sollte, wäre das schade.“ Die Stadt ist nach Angaben von Planungsdezernentin Sabine Lauxen in Gesprächen mit dem Land, um zu ermitteln, welche Fördermöglichkeiten es für die Sanierung des Gartendoms gibt.
Die Infrastruktur, allen voran die Anbindung an Autobahnen und mit öffentlichen Nahverkehrsmitteln und die Nähe zum Centro - Bernd Garstka nennt viele Vorteile des Gebäudes an der Vestischen Straße. „Für junge Leute macht das viel aus“, sagt der Geschäftsführer des Berufsförderungswerkes. Er betont, dass auch immer mehr Frauen in der Bauindustrie arbeiten. „Bei den heutigen digitalisierten Maschinen macht es keinen Unterschied, ob eine Frau oder ein Mann dran sitzt“, so Grünewald.
Der Bauindustrieverband hat eine Bindungspflicht für 15 Jahre unterschrieben. „Das ist so normal, da das Projekt öffentlich gefördert wird“, erklärt Grünewald. „Natürlich wollen wir hier auch längerfristig bleiben und ausbilden. Das Ausbildungszentrum soll eine dauerhafte Einrichtung für Generationen werden.“