oberhausen. . Norbert Elsbeck hat seine Mutter interviewt. 17 Stunden Lebensgeschichte. Gemeinsam mit seiner Ehefrau hat er daraus ein Buch verfasst.
„Ich habe so viel erlebt. Wenn einmal einer käme, der mit mir reden würde, dem hätte ich viel zu erzählen.“ Diesen Satz hörte Norbert Elsbeck öfter, wenn seine Mutter eine Episode aus ihrem Leben berichtete. Nach dem Tod seines Vaters 2004, besuchte er seine Mutter zu einem wöchentlichen Frühstück. Immer wieder erzählte sie von mal traurigen, mal lustigen und mal für unsere Zeit außergewöhnlichen Erfahrungen in ihrem Leben.
Der Beginn: 1928 in Luxemburg
Irgendwann stand für den Sozialwissenschaftler fest: „Diese Geschichten möchte ich aufbewahren.“ Seine Idee wurde prompt verwirklicht: Zwischen Januar 2010 und Frühjahr 2011 interviewte er seine Mutter, löcherte sie mit Fragen, gliederte diese in verschiedene Themenblöcke. Nebenher lief ein Tonband mit – 17 Stunden Lebensgeschichte hatte er schließlich aufgezeichnet.
„Ich wollte ihr gesamtes Leben festhalten, von Anfang an.“ Dieses beginnt in Luxemburg, wo seine Mutter 1928 geboren und aufgewachsen ist.
Im Zuge der „Kinderlandverschickung“ gelangt sie nach Deutschland, 1939 siedelte ihre Familie nach Oberhausen um. Mit dem Zweiten Weltkrieg und der Nachkriegszeit folgte eine Lebensphase, die einen normalen Alltag nur schwer möglich machte.
„Nicht die gängigen Erzählungen eines Historikers“
Erst 1948 normalisierte sich ihr Leben: Sie heiratet, bekommt Kinder. In den 1970er Jahren geht ihr Mann in Pension und widmet sich politischen Themen und Aktionen. Sein Tod bedeutete einen weiteren Einschnitt in ihrem Leben.
„Ich fand es spannend, diese Geschichten aus Sicht einer Arbeiterfrau zu hören – und nicht die gängigen Erzählungen eines Historikers“, sagt Norbert Elsbeck.
Die Interviews führte er zunächst für sich selbst. Erst 2016 – seine Mutter war bereits 2013 verstorben – entstand auf einer Familienfeier die Idee, die Gespräche zu verschriftlichen und einem breiten Publikum zugänglich zu machen.
Nur minimale Kürzungen
Mit Hilfe seiner Ehefrau Jutta Wolmar, Germanistin und freie Lektorin sowie Korrektorin, schrieb er die Tonaufnahmen nieder. Gekürzt wurde dabei nur minimal, „meist Dinge, die sich wiederholt haben“. Beiden war es wichtig, den Kern genau so wiederzugeben, wie ihn einst die Mutter erzählt hatte.
Entstanden ist so das Buch „Ich habe so viel zu erzählen . . . Von Luxemburg ins Ruhrgebiet – eine Lebensgeschichte“. In sieben Kapiteln und auf 190 Seiten lässt sich das komplette Interview nachlesen.
Zur Orientierung des Lesers bezüglich der unterschiedlichen Episoden, hat Elsbeck den Interviewphasen Zusammenfassungen vorangestellt, welche die biografischen Äußerungen in einen historischen Kontext einordnen.
„Ältere werden einiges wieder erkennen“
Zusätzlich enthält das Buch eine Reihe privater Fotografien, die von seiner Mutter erhalten geblieben sind.
Das Buch ist ab sofort erhältlich. Eine festgelegte Zielgruppe gibt es für die Autoren nicht: „Ältere werden bestimmt einiges wieder erkennen, Jüngere vermutlich staunen, wie Alltagssituationen damals bewältigt wurden“, sagt Jutta Wolmar schmunzelnd.
Das Buch „Ich habe so viel zu erzählen“ ist ab sofort erhältlich und in der Buchhandlung Karl-Maria Laufen an der Schwartzstraße 54 vorrätig. Alternativ kann es auch über das Internet bestellt werden. Der Preis beträgt 18,95 Euro. Erschienen ist es im Verlag Neopubli GmbH, Berlin 2017, enthält 190 Seiten mit 32 Schwarz-Weiß-Fotografien.