Oberhausen. Berthold Otto Havenstein ist vor 150 Jahren geboren worden. Der Oberbürgermeister hatte für die Gebietsreform auch Mülheim im Blick.

  • Berthold Otto Havenstein erhielt vom Rat der Stadt Oberhausen die Ehrenbürgerwürde
  • Er genoss in der Bevölkerung höchsten Respekt und wohl auch größte Sympathie
  • Havenstein hatte die wachsende Stadt in die zunehmende Industrialisierung geführt

Heute vor 150 Jahren wurde Berthold Otto Havenstein geboren, der zwischen 1906 und 1930 Bürgermeister (bis 1910) und Oberbürgermeister (bis 1929) von Oberhausen und dann noch bis in den Sommer 1930 hinein kommissarischer Oberbürgermeister von Groß-Oberhausen war. Mit der Verleihung der Ehrenbürgerwürde zeichnete der Rat der um Sterkrade und Osterfeld vergrößerten Stadt Oberhausen Havenstein als zweiten Kommunalpolitiker (nach Friedrich Bellingrodt) aus.

Ausgerechnet Heuser

Als Havenstein – bei Koblenz geboren und qualifizierter Verwaltungsjurist – 70 Jahre alt wurde (also vor jetzt 80 Jahren), sandte ihm sein Nachfolger Heuser ein Glückwunschschreiben der Stadt. Ausgerechnet Heuser, mag Havenstein gedacht haben, denn der frühere Sterkrader Bürgermeister und Politiker der Zentrumspartei war Havensteins Widersacher in der Eingemeindungsfrage und hatte dann in einer parteipolitischen Intrige – gegen Teile der eigenen Partei und mit Hilfe von NSDAP und SPD – die Wahl Havensteins verhindert. So blieb ein Lebenswerk ungekrönt, während Heuser sich immerhin die Gunst der Nazis erschlichen hatte und bis 1938 auf dem Oberbürgermeister-Sessel bleiben durfte.

Immerhin, dass Havenstein in der Oberhausener Bevölkerung höchsten Respekt und wohl auch größte Sympathie genoss, leugnete auch die „Nationalzeitung“ als Organ der NSDAP nicht. Sie beschrieb ihn im Artikel zum 70. Geburtstag als „Persönlichkeit, die in turmhoher Erhabenheit über aller Gesinnungsakrobatik steht und die längst in die Geschichte der Stadt Oberhausen als stolzes Vermächtnis eingegangen ist.“

Das erinnerte sowohl an die Verhaftung Havensteins durch die französische Besatzung als auch an seinen Kriegsdienst als Kompanie- und Bataillonskommandeur auf den Schlachtfeldern im Osten und Westen. Da war Havenstein in Uniform vor den Rat getreten und hatte sich ins Feld verabschiedet – ohne sein Amt aufzugeben.

Ein Konservativer und Monarchist

Der Ehrenbürger Havenstein hatte die wachsende Stadt in die zunehmende Industrialisierung geführt und anschließend die wachsende Großstadt durch die Wirren der 20er Jahre. Politisch zutiefst konservativ und Monarchist, hatte er keine Probleme mit Freikorps, die er stets von der Wichtigkeit einer funktionierenden Verwaltung überzeugen konnte. Seit Beginn der Diskussion um die Gebietsreform der 20er Jahre hatte Havenstein eine große Lösung im Blick: Alt-Oberhausen, Sterkrade, Osterfeld plus Mülheim.

Dass Mülheim außen vor blieb, war auf den Einfluss von Paul Reusch und der Gutehoffnungshütte zurückzuführen. Reusch, langjähriger Vorstandsvorsitzender des Montanunternehmens, favorisierte die „GHH-Stadt“ und ließ Mülheim außen vor – da gab es Thyssen-Interessen.

Straße und Schule nach ihm benannt

Heute erinnern an den Ehrenbürger und einstigen Oberbürgermeister eine Straße in Rathausnähe und die Schule in Borbeck, deren Räume zum Teil der Kunst („Haven“) dienen. Berthold Otto Havenstein selbst ist nie nach Oberhausen zurückgekehrt und kurz nach dem Kriegsende im Jahr 1945 in Coburg gestorben. Er muss ein großer Mann gewesen sein.

Die Neubauten von Rathaus, Hauptbahnhof und die Errichtung der Sparkasse sowie des Stadions Niederrhein gehen als wesentliche Initiativen zur baulichen Stadtwerdung auf das Konto Havensteins. Dass ihm die Fortsetzung seines Lebenswerks verwehrt blieb, hing auch damit zusammen, dass er als Protestant der katholischen Zentrumspartei stets fremd blieb.