OBERHAUSEN. . Viele zieht es für längere Zeit ins Ausland. Die Möglichkeiten sind vielfältig. Drei Oberhausener erlebten spannende Momente in fremden Ländern

  • Längere Auslandsaufenthalte sind nicht nur was für Schulabgänger
  • Work and Travel, Praktika, Au-Pair: Die Möglichkeiten sind vielfältig
  • Reiseorganisationen können bei den Vorbereitungen behilflich sein

Nach der Schule erstmal für längere Zeit ins Ausland. Für viele Schulabgänger ist das eine Traumvorstellung. Laura Schoch hat diesen Traum verwirklicht: Sechs Monate arbeitete sie als „Au-Pair-Mädchen“ am anderen Ende der Welt in Australien. „Au Pair“, aus dem französischen übersetzt mit „auf Gegenseitigkeit“, bezeichnet ein Arbeitsverhältnis, bei dem ein junger Mensch in ein fremdes Land reist, um dort bei einer Gastfamilie zu leben. Kinderbetreuung und leichtere Hausarbeiten gehören zu den Arbeitsbereichen, im Gegenzug für kostenfreie Unterkunft und Verpflegung sowie ein Taschengeld.

Suche nach der perfekten Familie

Viele Organisationen bieten umfangreiche Unterstützung bei der Suche nach der perfekten Gastfamilie, so auch die „Multikultur“ aus Köln, die Laura zu ihrem Trip verhalfen. „Zunächst habe ich online eine Bewerbung mit allen meinen Referenzen eingesendet“, erzählt die 19-Jährige und führt eine lange Liste auf. Denn man braucht schon einiges: Nachweise über bereits absolvierte Kinderbetreuungen, Charakterreferenzen, Gesundheitszeugnisse und ausgefüllte Fragebögen zur Persönlichkeit. Alles, was man einsendet, wird daraufhin bis ins kleinste Detail geprüft. Anschließend werden die Bewerbungsunterlagen an eine Partnerorganisation in Australien geschickt, die daraufhin Kontakte zu möglichen Familien als sogenannte „Matches“ zur Verfügung stellen. Drei Familien hat Laura per Mail kontaktiert, mit einer daraufhin mehrmals per Videotelefonat gesprochen. Die Chemie stimmte, also wurde über die Organisationen ein Vertrag aufgesetzt, dem beide Parteien zustimmen mussten und der die jeweiligen Rechte und Pflichten festlegte – ein wichtiges Unterfangen, um spätere Probleme zu vermeiden.

Fürsorge auch vor Ort

Nach erfolgreicher Vermittlung stand die Multikultur weiterhin mit Rat und Tat zur Seite: Packlisten, Anleitungen zur Beantragung des Visums und Hilfestellungen bei der Flugbuchung gehörten zu den Leistungen. „Man hat sich die ganze Zeit gut aufgehoben gefühlt“ meint Laura, die ihre Reise im September 2016 antrat. In ihrer neuen Heimatstadt Geraldton lebte sie für sechs Monate bei einer vierköpfigen Familie. Für die drei und fünf Jahre alten Söhne war sie fortan Spielkameradin, Hausaufgabenhilfe und große Schwester zugleich. Laura bezeichnet ihren Aufenthalt als „super Zeit“ und die Familie als äußerst liebenswert. Auch in Australien wird die Betreuung durch die Multikultur fortgesetzt. Alle zwei bis drei Monate erhielt Laura Mails:. „Ist alles gut bei dir?“, „Gibt es Probleme mit der Familie?“, „Wie läuft es mit deinen Hobbys?“. Sie hatte Glück - nicht einmal hat sie Hilfe benötigt, schätzt aber die Sicherheit, dass sofort welche da gewesen wäre.

>>> EXOTISCHE TIERE IN COSTA RICA PFLEGEN

Sibylle Kogler mit Faultier im „Costa Rica Rescue Animal Center“
Sibylle Kogler mit Faultier im „Costa Rica Rescue Animal Center“ © Sibylle Kogler

Sibylle Kogler verbrachte zwischen Februar und März vier spannende Wochen in Costa Rica. 16 Tage davon arbeitete die 37-Jährige als Volontärin im „Costa Rica Rescue Animal Center“, einer Auffangstation für verwahrloste und verletzte Tiere. Eine Organisation für die Reiseplanung kam für sie nicht in Betracht: „Man hat kaum nennenswerte Vorteile und zahlt fast das Dreifache“. Die Flüge hat sie im Internet gebucht und ihre Teilnahme am Freiwilligendienst vorher angekündigt. 35 Dollar zahlte sie am Tag vor Ort, im Gegenzug für Kost und Logis.

Spezielle Voraussetzungen, bis auf einen Reisepass und die gängigen Impfungen, gab es für die Reise keine. Die Arbeit vor Ort passte perfekt zu der Tierliebhaberin: Tiere füttern, Tiere pflegen und die Ställe der Tiere reinigen. Fünf Stunden am Tag. In der Freizeit wurde der hauseigene Pool benutzt oder es kam in den Zwölfbettzimmern zu interessanten Gesprächen mit den anderen Freiwilligen. Die Bandbreite an Helfern ist weit gefächert: Schulabgänger bis über 50-Jährige aus aller Welt kommen für den guten Zweck zusammen. Kleinere Umstellungen gehören zum Erlebnis: Statt Brot und Wurst oder Marmelade werden in Costa Rica traditionell Reis und Bohnen zum Frühstück serviert. Fleißige Arbeit zahlt sich aus: Als Belohnung durfte Sibylle Kogler einen Nachmittag mit einem Affen im Garten verbringen – für sie eine einmalige Erfahrung.

>>> MIT DEM RUCKSACK UM DIE GANZE WELT

Silverster bei sommerlichen Temperaturen: Zum Jahreswechsel war Laura Radtke in Sydney
Silverster bei sommerlichen Temperaturen: Zum Jahreswechsel war Laura Radtke in Sydney © Laura Radtke

Für Laura Radtke war ein einzelnes Land nicht ausreichend: Singapur, Bali, Australien, Hawaii, Kalifornien und Brasilien bereiste sie mit dem Rucksack innerhalb von drei Monaten. Ein einheitliches Sommerklima erklärt die Auswahl der Reiseziele. Urlaub, Überstunden und Kompromissbereitschaft vom Arbeitgeber verhalfen der heute 29-Jährigen zu dieser spannenden Reise. Eine so große Anzahl an Ländern zu bereisen, bedarf entsprechender Vorbereitung. Die Flüge hat sie im Internet gebucht, ein paar Hostels für Übernachtungen ebenso: „Ich habe Silvester in Sydney und Karneval in Rio de Janeiro verbracht, da musste ich die Hostels monatelang im Voraus buchen“. Auch über ein entsprechendes Visum sollten Interessierte sich rechtzeitig informieren, empfiehlt Laura. Während in Bali das Visum vor Ort erhältlich ist, müssen sich Reisende für Amerika und Australien vorher darum kümmern. Vor Ort hat sie sich spontan die nächsten Unterkünfte gesucht. Webseiten wie „hostelworld“ oder „booking“ führen eine große Anzahl von möglichen Schlafunterkünften. Auch spezielle Gruppen in sozialen Netzwerken oder Reiseführer können behilflich sein. Lauras oberste Regel: Immer die Preise der verschiedenen Anbieter vergleichen. Außerdem: Wer sich entscheidet, eine so umfassende Reise anzutreten, sollte sich vorher Gedanken über sein Budget machen – wie viel zur Verfügung steht und ausgegeben werden kann. Auch hier kann das Internet einen Überblick verschaffen und die gängigen Preise und Kosten der einzelnen Länder auflisten.

Gute Vorbereitung ist wichtig

Ein Geheimtipp von Laura: „Es ist immer sinnvoll, sich im Vorhinein über kulturelle Gegebenheiten und die politische Lage vor Ort zu informieren.“ Während es in Australien sehr locker zugehe, herrsche im asiatischen Raum eine klare Vorschrift, wie Frauen und Männer beispielsweise bekleidet sein dürfen. Ein Allheilmittel für die perfekte Planung vor Ort gib es für Laura Radtke übrigens nicht. Doch der Wille für ein so mutiges Unterfangen zahlt sich aus, erzählt Radtke und schwärmt von den paradiesischen Stränden und den beeindruckenden Altstädten auf Hawaii. Das Reisefieber lässt Radtke übrigens nicht los: Im April diesen Jahres startete sie wieder mit ihrem Rucksack. Zwar ging es nicht nochmal um die ganze Welt, dafür aber einmal quer durch Asien.

>>>> REISEORGANISATIONEN

Organisationen bieten ein umfangreiches Angebot an verschiedenen Möglichkeiten für einen Auslandsaufenthalt: Work and Travel, Au-Pair, Freiwilligenarbeit, Sprachreisen und Praktika. Ob die Leistungen einer Organisation den persönlichen Bedürfnissen entsprechen, ist wohl Typsache. Im Vorhinein sollte den Reisenden deshalb klar sein, was sie genau möchten. Bei Vermittlungen, wie es bei Au-Pair und Praktika üblich ist, kann die Hilfe durchaus nützlich sein. Wer lieber eigenständig reist oder eine Stelle direkt kontaktieren kann, der zieht nur wenige Vorteile aus den nicht immer günstigen Angeboten. Multikultur , AIFS , Praktikawelten und TravelWorks stellen kostenloses und unverbindliches Infomaterial zur Verfügung.