Mülheim. Keine Kündigungen in der Mülheimer Filiale, aber großes Mitleid mit den Essener Kollegen - so ist die Lage bei Karstadt im Rhein-Ruhr-Zentrum.
„In unserer Filiale in Mülheim gibt es keine Kündigungen“, sagt Andrea Grisail, Betriebsratsvorsitzende der Mülheimer Karstadt-Filiale im Rhein-Ruhr-Zentrum (RRZ) und Mitglied im Galeria-Gesamtbetriebsrat. Kürzlich war bekannt geworden, dass sich Galeria im dritten Insolvenzverfahren innerhalb weniger Jahre von 16 der 92 Warenhäuser trennen will.
Die Freude am Mülheimer Standort im RRZ werde allerdings erheblich getrübt durch das jüngst beschlossene Aus der Galeria-Filiale am Limbecker Platz in Essen. „Das sind unsere Kollegen, die ein paar hundert Meter weiter über die A40 von der Schließung betroffen sind“, formuliert Grisail, selbst seit über 30 Jahren im Unternehmen, das Mitgefühl der Mülheimer Belegschaft. Die Mülheimer Betriebsrätin sagt unumwunden: „Wir befinden uns in einer Dauerkrise.“
Mülheimer Oberbürgermeister: „Wir hätten alternative Standorte für die Galeria-Zentrale“
In Folge der Schließungen fallen nach Auskunft von Galeria insgesamt 1400 Arbeitsplätze weg, 450 von rund 900 alleine in der markanten Hauptverwaltung an der A52 in Bredeney, die von Essen nach Düsseldorf verlagert werden soll. „Dadurch verlieren Kolleginnen und Kollegen ihren Job, die wir teils auch schon seit Jahrzehnten kennen.“ Hintergrund für die Verlagerung sei, dass dort - in Düsseldorf an der Schadowstraße - Räumlichkeiten oberhalb des Warenhauses frei seien, die künftig als Büroetagen genutzt werden sollen, erläuterte die Betriebsrätin am Rande des Mülheimer Arbeitnehmerempfangs.
Dass die Karstadt-Arkaden im RRZ bestehen bleiben, hatte auch im Mülheimer Rathaus für Erleichterung gesorgt. „Ich bin froh, dass der Standort im Rhein-Ruhr-Zentrum erhalten bleibt. Das ist ein wichtiges Signal für die Beschäftigten“, betont Oberbürgermeister Marc Buchholz. Mit dem Fortbestand der Galeria-Filiale bleibe dem Center und den neuen Investoren, die das Center vergangenes Jahr erworben haben, ein starker Partner erhalten, so Buchholz.
Mülheims OB hatte sich nach eigener Auskunft in der Vergangenheit bereits mehrfach für die Beschäftigten der Karstadt-Arkaden eingesetzt, indem er das Galeria-Management angeschrieben und mehrere Gespräche geführt hatte, um für den Erhalt der Filiale im RRZ zu werben. Auch für die Verlagerung der Zentrale weg vom Essener Standort hätte Buchholz gerne Alternativen auf Mülheimer Gebiet angeboten: „Das wäre weniger weit weg als Düsseldorf“, sagte der OB beim Arbeitnehmerempfang in der Styrumer Feldmann-Stiftung.
Mülheimer Galeria-Betriebsrätin: „Wir brauchen jemanden, der den Handel liebt“
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Galeria hatte Anfang Januar einen erneuten Insolvenzantrag gestellt. Es ist die dritte Insolvenz innerhalb von dreieinhalb Jahren. Die Schieflage von Galeria hänge auch mit den Insolvenzen der Signa-Gruppe des bisherigen Eigentümers René Benko zusammen, hieß es. Über den Verkauf und das Sanierungskonzept für Galeria muss noch die Gläubigerversammlung entscheiden, die am 28. Mai in der Messe Essen zusammentreten wird.
Nicht nur in der Mülheimer Galeria-Filiale wird man den Fortgang des Prozesses aufmerksam verfolgen. „Wir wollen wissen, wie es weitergeht“, formuliert Betriebsrätin Andrea Grisail die Ungeduld des Teams. Vom neuen Eigentümer habe man sich eine bestimmte Voraussetzung gewünscht: „Wir brauchen jemanden, der den Handel liebt. Das qualifizierte Fachpersonal steht bereit, das Fachwissen ist da - es muss nur abgerufen werden“, wirbt die Betriebsrätin dafür, die Belegschaft einzubeziehen.
Mülheimer Galeria-Standort wird umgebaut und verkleinert
Gleichwohl stehen wohl auch in der Mülheimer Filiale Veränderungen bevor: Die Fläche soll verkleinert, die Kosten gesenkt werden. Details sind bis dato noch nicht bekannt geworden. Aktuell verfügten die Karstadt-Arkaden nach Aussage Grisails über rund 40.000 Quadratmeter, wovon Galeria etwa 36.000 Quadratmeter selbst nutze, der Rest werde von Mietern belegt. „Der Standard bei einem größeren Warenhaus liegt bei 18.000 bis 22.000 Quadratmetern“, verdeutlicht die Betriebsrätin die Dimension. Dass die Verkleinerung der Fläche auch mit weiterer Reduzierung des Personals einhergehen wird, nimmt Grisail aktuell nicht an, denn: „Wir sind jetzt schon nicht mehr üppig besetzt und in den Jahren des Umbaus werden noch einige in Rente gehen, so dass wir die Mitarbeiterzahl über die normale Fluktuation anpassen können.“
Auch für die neuen Eigentümer des Rhein-Ruhr-Zentrums, ein Konsortium aus der Eurofund Group und dem Investmentfonds Signal Capital Partners, ist der Verbleib des Ankermieters Karstadt von Relevanz. Nach Bekanntwerden der Benko-Pleite Anfang des Jahres hatten die neuen RRZ-Eigentümer beteuert „alles daran zu setzen, Galeria bestmöglich zu unterstützen, um unsere gemeinsame Vision eines erfolgreichen Warenhauses im RRZ zu verwirklichen“. Die Anfang des Jahres angelaufenen Gespräche über den Umbau der Fläche waren wegen der Galeria-Schieflage lauf Andrea Grisail zunächst unterbrochen worden, würden nun aber wohl fortgesetzt.
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