Mülheim. Wer durch die Mülheimer Altstadt schlendert, entdeckt viel Historisches. Was der Kirchenhügel seit 1093 alles miterlebt hat.
Die Altstadt ist der historische Kern Mülheims. Wer über den Kirchenhügel und seine angrenzenden Straßen geht, dem begegnet auf Schritt und Tritt Geschichte. Folgerichtig ist der historische Ortskern Mülheims am 15. Februar als Bodendenkmal in die städtische Denkmalliste aufgenommen worden.
Die Petrikirche, das seit 2017 in der Restaurierung befindliche Tersteegenhaus, die Reste einer Ringmauer und die Fachwerkhäuser an der Kettwiger Straße und am Hagdorn geben uns bis heute ein anschauliches Bild davon, wie unsere Vorfahren einst im alten Mülheim gelebt haben. In ihrer Mitteilung zur Aufnahme in die Mülheimer Denkmalliste und in die beim Landschaftsverband Rheinland geführte Liste der Bodendenkmäler erinnert die Stadt an verschiedene Zeitpunkte in der Historie des Kirchenhügels.
Der erste Wochenmarkt in der Mülheimer Altstadt
So sieht der Kirchenhügel heute aus
Sie nennt die erste urkundliche Erwähnung im Jahr 1093, den ersten Wochenmarkt, der ab dem 13. Jahrhundert rund um die damals im Ausbau befindliche Petrikirche abgehalten wurde und an den Bau einer Ringmauer, die nach einem Überfall der Kölner 1442 zum Schutz errichtet wurde. Sie erinnert auch daran, dass der größte Teil der ursprünglich dichten Altstadtbebauung in der Nacht vom 22. auf 23. Juni 1943 durch einen alliierten Luftangriff zerstört wurde und daran, dass man sich von 1949 bis 1958 auch auf dem Kirchenhügel an den Wiederaufbau machte.
Diesem Wiederaufbau, der auch mit Erlösen einer Petrikirmes finanziert wurde, hat den Mülheimern nicht nur die Petrikirche erhalten, deren Ursprung bis ins 11. Jahrhundert zurückreicht, sondern auch das 1530 errichtete Tersteegenhaus. Dessen Name erinnert an dessen berühmtesten Bewohner. In dem Haus, das ab 1950 als Heimatmuseum genutzt wurde und zurzeit mit Unterstützung eines seit 2011 aktiven Freundes- und Förderkreises restauriert wird, lebte ab 1746 der Prediger, Dichter und praktizierende Menschenfreund Gerhard Tersteegen. Nach seinem Tod wurde er 1769 auf dem 1812 aufgehobenen Friedhof an der Petrikirche beigesetzt.
Altes Apothekerhaus in Mülheim wurde 1957 abgerissen
Tersteegens berühmtester Mitbürger, der Dichter und Arzt Karl Arnold Kortum wurde 1745 im ersten Mülheimer Apothekerhaus an der Kettwiger Straße 6 geboren. Obwohl Kortums Elternhaus den Zweiten Weltkrieg überstand, wurde es, anders als das Tersteegenhaus, nicht restauriert, sondern 1957 abgerissen. Seinen Platz nahm 1962 das neue CVJM-Haus ein.
Immerhin grüßt sein literarischer Antiheld, Hieronimus Jobs, der Pfarrer werden wollte, aber am Ende Nachtwächter wurde, seit 2006 wieder von einem Brunnen an der Petrikirche. Den Mülheimer Altstadtfreunden und ihrem 2017 verstorbenen Vorsitzenden Horst van Emmerich sei Dank. Anders als die Jobs-Statue überstand der erste Kortum-Brunnen, der ab 1939 an gleicher Stelle stand, den Luftangriff vom 22./23. Juni 1943 nicht.
Altes Gasthaus „Mausefalle“ in Mülheim bestand bis 1943
Wie man untergegangene Geschichte wiederbeleben kann, zeigt die Initiative des Mülheimer Unternehmers Ulrich Turck, die 2016 zur Eröffnung des heute als Gemeindehaus genutzten Petrikirchenhauses führte. Mit seiner Architektur passt es sich nahtlos in die historische Altstadtbebauung zwischen Petrikirche und Tersteegenhaus ein.
Wo heute das Petrikirchenhaus steht, kehrten die alten Mülheimer bis 1943 ins Gasthaus „Mausefalle“ ein. An dieses legendäre Gasthaus, an dem einst Mäuse in die Falle gegangen sein sollen, erinnert seit 1986, die im Torbogen gegenüberliegende Gaststätte gleichen Namens. Auch die seit 1870 aktive Bürgergesellschaft Mausefalle, die seit 1961 verdiente Mülheimerinnen und Mülheimer mit ihrem „Jobs“ auszeichnet, hat ihren Ursprung als Stammtisch in der alten Mausefalle an der Petrikirche.
Mülheimer Altstadtbewohner stört Glockengeläut nicht
„Das merken wir gar nicht mehr“, sagt Uwe Baumann über seine Frau Irmtrud und sich, wenn man ihn auf das Glockengeläut der Petrikirche anspricht. Der heute 80-Jährige ist im Mülheimer Jazzclub und in der Vereinten Evangelischen Kirchengemeinde aktiv. Seit 1969 leben seine Frau und er an der Kettwiger Straße und damit in Sicht- und Hörweite der Petrikirche.
Dass er jetzt auf einem Bodendenkmal wohnt, beeindruckt ihn weniger als das Petrikirchenhaus, die 2005 durchgesetzte Verkehrsberuhigung der Altstadt, die Wiedereröffnung zwischenzeitlich verwaister Altstadtgaststätten und der Einsatz eines Freundes- und Förderkreises für die Restaurierung des Heimatmuseums Tersteegenhaus. Für das neue Bodendenkmal Kirchenhügel wünscht er sich, „dass sich hier jetzt nicht nur Autofahrer, sondern auch Fahrradfahrer an das vorgeschriebene Schritttempo halten.“
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