Mülheim. Aktuell leidet Mülheims Europipe-Werk unter mangelnder Auslastung. Warum das Management trotzdem höchst zuversichtlich in die Zukunft blickt.
Mülheims Rohr-Gigant Europipe startet verhalten ins neue Jahr, im Moment ist nicht ausreichend Arbeit für einen Volllastbetrieb mit zwei Schichten vorhanden. Trotzdem: Die Geschäftsführung schaut zuversichtlich auf 2024.
Produktion mit halber Kraft: Die Europipe-Geschäftsführung um Roger Menneking und Carsten Schmickler, der zum 1. Januar Falko Schröter abgelöst hat, erklärt dies mit einer „zögerlichen Projektvergabe weltweit“. Bis Sommer könne es schwierig bleiben. Frische Aufträge müssten her, um durchgängig zumindest mit einer Schicht weiterarbeiten zu können.
Europipe in Mülheim: Trotz aktueller Flaute gibt es Neueinstellungen
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Aktuell fertigt die Belegschaft Rohre für Öl- und Gasleitungen in der norwegischen Nordsee. Danach steht die Produktion für eine wasserstofffähige Gasleitung für die Open Grid Europe in Niedersachsen an. Hoffnung machen Projekte in Europa, Asien und den USA, die laut Menneking und Schmickler aktuell „in der Angebotsphase“ seien.
In den Auslastungsproblemen sieht die Geschäftsführung indes keinen Anlass, über Entlassungen nachzudenken. „Wir gehen im zweiten Halbjahr von einer hohen Nachfrage nach Leitungsrohren aus und damit von einer Rückkehr zur zweischichtigen Fahrweise“, positionieren sich Menneking und Schmickler. Man habe auch zum 1. Januar neue Mitarbeiter eingestellt, aus der Leiharbeit, auch aus dem Arbeitsmarkt. Darunter ehemalige Beschäftigte aus dem geschlossenen Vallourec-Werk. Etwas mehr als zwei Dutzend ehemalige Vallourec-Beschäftigte habe man bislang bei Europipe integriert. Aktuell sind weitere Fachkräfte gesucht, etwa für die IT oder die zerstörungsfreie Prüfung in der hauseigenen Qualitätskontrolle.
Wasserstoff-Leitungen und CO2-Speicherung: Hoffen auf viele neue Projekte
Was bringt die Zukunft? Viel Gutes, sind sich die Europipe-Manager sicher. „Der beschlossene Aufbau des europäischen Wasserstoffkernnetzes bringt in den nächsten Jahren einen sehr hohen Bedarf an neuen H2-Pipelines sowohl in Deutschland als auch in Europa“, sprechen sie von einem Bedarf an Rohren mit einer Gesamtlänge von mehr als 10.000 Kilometern. „Auch werden die Projekte für die Abspeicherung von CO2 mit Hochdruck vorangetrieben, wofür auch neue Pipelines notwendig sein werden“, sehen sie große Märkte für das Europipe-Werk, das auf große, technisch sehr anspruchsvolle Pipelines spezialisiert ist.
Hinzu komme, dass sich die Wettbewerbssituation für Europipe verbessert habe. Russische Rohrwerke spielten „auf dem Weltmarkt keine Rolle mehr“. Auch in Japan seien einige Großrohrwerke geschlossen worden. Da Europipe damit rechnet, dass Russland als Gas-Lieferant auf der Ost-West-Achse weiter ausfallen wird und so der Bedarf an neuen Nord-Süd-Pipelines besteht, rechnet man mit alsbaldiger Verbesserung der Geschäftslage. Zahlreiche Leitungsprojekte seien „dringend notwendig“, aber noch in der langwierigen Planung. „Wir gehen aber davon aus, dass der Knoten noch in diesem Jahr platzen wird“, so Menneking und Schmickler.
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