Mülheim. Uretek ist auf die Stabilisierung von Baugrund spezialisiert. Quasi minimalinvasiv rettet die Mülheimer Firma nicht nur historische Gebäude.

Steinerne Gebäude sind für viele Menschen der Inbegriff von Stabilität und Beständigkeit. An der Weseler Straße in Mülheims Gewerbegebiet am Hafen residiert ein Unternehmen, das dann eingreift, wenn eben diese Stabilität gefährdet ist. „Unser Motto lautet auch ‚Bewahren, was uns trägt.‘“, erklärt Guido Gizinski, der Geschäftsführer von Uretek Deutschland.

Eine Einsatzmöglichkeit für die Firma sind Fälle, in denen ein Gebäude abgesackt ist. Dann kommt das spezielle Injektionsverfahren des Unternehmens zum Tragen. Dabei wird ein aus zwei Komponenten bestehendes Polyurethan-Harz in den Boden eingebracht. „Das ist ein bisschen so wie bei Bauschaum, der sich ja auch ausdehnt und dann aushärtet“, erläutert Michael Hermann, Marketing-Manager bei Uretek. Dabei unterscheide sich das verwendete Material zur Stabilisierung oder Anhebung der Gebäude in einigen Punkten dann aber doch deutlich von Bauschaum. „Unser Harz dehnt sich um das 35-Fache aus und hält einer Belastung von 50 Tonnen pro Quadratmeter stand.“

Gebäude nach Hochwasser unterspült: Mülheimer Firma hilft

Nur so ist auch zu erklären, dass das Unternehmen bereits seit Anfang des Jahrtausends auf dem deutschen Markt so erfolgreich ist. Seine Entstehungsgeschichte ist multi-national. „In Deutschland gibt´s Uretek seit 2001“, so Gizinski. Das Verfahren war Anfang der Achtzigerjahre ursprünglich von einem Finnen entwickelt worden. Der niederländische Bau-Ingenieur Alwin ter Huurne erwarb dann die Nutzungsrechte - zunächst nur für sein Heimatland - und weitete sein Engagement dann auf das Nachbarland Deutschland aus. Später kamen noch Belgien und Luxemburg dazu.

„Bei unseren Kunden geht es hauptsächlich um Bestandsgebäude“, so Hermann. So komme es beispielsweise vor, dass Gebäude bei Hochwasser- oder Starkregenereignissen unterspült werden, dadurch absacken und beschädigt werden. Es sei aber auch durchaus möglich, dass Schäden durch das Gegenteil von Hochwasser entstehen. „Tatsächlich trägt die zunehmende Trockenheit dazu bei, dass Bäume ihre Wurzeln auf der Suche nach Wasser auch unter bestehende Gebäude treiben, der Baugrund schrumpft und auf diese Weise dann Gebäude beschädigt werden.“

„Der Großteil unserer Kundschaft sind private Bauherren“

Auch das speziell in der hiesigen Region wohlbekannte Phänomen der Bergsenkung, also Schäden, die an Gebäuden entstehen, weil diese durch darunterliegenden Bergbau absinken, kann mit dem Uretek-Verfahren bekämpft werden. „Der Großteil unserer Kundschaft sind private Bauherren, daneben aber auch Kommunen, Wohnungsbaugesellschaften und Unternehmen aus den Bereichen Handel, Gewerbe, Industrie und Logistik“, erklärt Hermann.

Nur eine der unzähligen Referenzen der Mülheimer Firma Uretek: der Schwabentorturm in Freiburg.
Nur eine der unzähligen Referenzen der Mülheimer Firma Uretek: der Schwabentorturm in Freiburg. © Uretek

Es gehe aber keineswegs immer nur darum, bereits vorhandene Schäden zu bearbeiten. Vielmehr werde das Unternehmen auch zur Hilfe gerufen, um präventiv tätig zu werden. „Wenn ein Bauherr auf ein Gebäude noch eine oder mehrere Etagen aufstocken möchte, um zusätzlichen Wohnraum zu gewinnen, dann muss der Untergrund natürlich vorher von einem Geologen und Statiker hinsichtlich seiner Belastbarkeit begutachtet werden“, erläutert Guido Gizinski.

Weniger Flächenversiegelung, aufzustockende Gebäude: Perspektiven für Uretek

Falls der Statiker dann zu dem Ergebnis komme, dass die vorhandenen Fundamente des bereits bestehenden Gebäudes der zusätzlichen Belastung durch mehrere Stockwerke nicht standhalten würde, kann es sehr gut sein, dass die Mülheimer gerufen werden. Über die fünf Standorte des Unternehmens werden Projekte in ganz Deutschland ausgeführt. „Wir haben zum Beispiel auch schon für alle deutschen Automobil-Hersteller gearbeitet!“ Das Begradigen von Hallen-Böden gehört nämlich ebenfalls zum Betätigungsfeld von Uretek.

Guido Gizinski und Michael Hermann sehen ihrer geschäftlichen Zukunft – wenig überraschend - gelassen entgegen, was auch an der besonderen Zusammenstellung der Mitarbeitenden liege. Bei Uretek arbeiten Geologen und Ingenieure, die teilweise schon sehr lange für das Unternehmen tätig sind. „Die aktuelle Marktentwicklung mit Reduzierung der Flächenversiegelung und Verdichtung der bestehenden Bebauung auf dem Immobilienmarkt kommt uns sehr entgegen“, sagt der Geschäftsführer.

Ein weiterer Vorteil sei der durch das Verfahren verursachte, nur sehr geringe Eingriff in die Bausubstanz. „Wir arbeiten quasi minimal-invasiv. Das Harz wird nach laser-gestützten Messungen über Lanzen mit speziellen Injektionspistolen in der Regel nur wenige Meter tief und individuell exakt dosiert - in den Baugrund eingebracht und ist sogar Öko-zertifiziert.“

Auch Mülheims Grundbuchamt an der Georgstraße galt es neue Stabilität zu verleihen.
Auch Mülheims Grundbuchamt an der Georgstraße galt es neue Stabilität zu verleihen. © Uretek

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