Mülheim. Keine Chance, weiterzumachen: Die Gesundheit zwingt die Wirtin dazu, das Eiscafé Kröömel in Speldorf abzugeben. Nun wird ein Nachfolger gesucht.
Dass ihnen die Entscheidung alles andere als leicht fällt, spürt man direkt, wenn man mit den Inhabern des Eiscafés Kröömel ins Gespräch kommt. Dass aber nicht daran zu rütteln ist, das beliebte Café an der Hansastraße in Speldorf bald zu schließen, macht der Betreiber mehr als deutlich.
Nicht nur für Speldorfer oder diejenigen, die beim Discounter oder Drogeriemarkt nebenan an der Hansastraße in Speldorf ihre Einkäufe erledigen, ist das Eiscafé Kröömel zu einer Institution geworden. Mit der Eröffnung im Frühjahr 2015 hatte sich Betreiberin Sylvia Everts einen Lebenstraum erfüllt – doch nun müssen sich die Türen der Eisdiele neben dem Aldi-Markt schließen – der Gesundheit zuliebe. „Es gab einige Warnschüsse, die wir ernstnehmen“, sagt Falk Everts über das gesundheitliche Befinden seiner Frau, die das Café mit Leib und Seele betreibt. Doch ihr Mann betont: „Es ist keine Herzensentscheidung aufzuhören, sondern das gebietet der Verstand – uns bleibt keine andere Wahl.“
Mülheimer Eiscafé schließt: Nach Corona kamen Inflation und Baustelle vor der Tür
Anfang/Mitte 50 sind die beiden nun und bekommen zu spüren, dass das Arbeiten in einem eigenen Lokal an die Substanz geht – gerade nach der kräftezehrenden Zeit der Corona-Pandemie und der langwierigen Einschränkungen durch die Dauerbaustelle an der Hansastraße. Hinzu komme, sagt Falk Everts, dass aus seiner Sicht die wirtschaftlichen Umstände unsicher blieben, Corona-Hilfen zurückgezahlt werden müssen und die Inflation führe dazu, dass die Leute ihr Geld nicht vorrangig für Eis ausgeben – auch wenn das Kröömel über die Jahre eine feste Stammkundschaft gewonnen hat. „Wir haben immer wiederkehrende Gesichter gesehen, gute Gespräche mit unseren Kunden geführt“, erzählt der Betreiber, der genau wie seine Tochter im Eiscafé mit angepackt hat.
Während der Pandemie, als das Eiscafé zeitweise gar nicht öffnen durfte, hat Sylvia Everts einen zweiten Job angenommen, bei Aldi. „Das war unser Sicherheitsnetz“, sagt Falk Everts – aber auch eine kräftezehrende Doppelbelastung. Bis heute arbeitet die Mülheimerin bei dem Discounter, bevor sie sich hinter ihre eigene Theke stellt und Eis verkauft.
Speldorferin hat neben dem Eiscafé einen zweiten Job: „Sicherer Arbeitsplatz“
Im Supermarkt nebenan macht die Speldorferin weiter – „das ist ein sicherer Arbeitsplatz“ – doch in dem alten Fachwerkhaus wird für sie bald Schluss sein. „Spätestens zum Jahreswechsel, bis dahin wollen wir die Übergabe geregelt haben“, sagt Falk Everts. Nun suchen sie einen Nachfolger, der idealerweise das Inventar übernimmt. Welcher neue gastronomische Wind dann durch das alte Fachwerkhaus wehen wird, sei derzeit noch offen: „Denkbar wäre neben einem Café ja auch etwa eine Trattoria“, lässt Falk Everts seiner Fantasie freien Lauf.
Kontakt zum Eiscafé Kröömel: 0208/740 52 428.
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