Mülheim. Beeindruckend und selten: In Mülheims Petrikirche erlebten Besucher jetzt ein raumfüllendes Doppelchor-Konzert. So fällt die Kritik aus.
„Raumklang“ war ein Konzert am Sonntag in der Petrikirche überschrieben – und eben das war in beeindruckender Form zu hören und zu erleben: „Klang im Raum“ und zwar raumfüllend, denn es waren doppelchörige Werke, die Gijs Burger mit seinen beiden großen Chören, Kantorei und Kammerchor, aufgeführt hat.
Zwei vierstimmige Chöre, meist einander gegenüber oder an verschiedenen Orten im Kirchenraum aufgestellt, singen (oft acht- oder mehrstimmige) Kompositionen – eine Praxis, die schon im Mittelalter an großen Domen in Italien gepflegt wurde und sich teils bis heute in englischen Kathedralen oder an Klosterkirchen gehalten hat.
Zwei Chöre singen in Mülheimer Kirche achtstimmig in räumlichem Abstand
Das Konzept der Mehrchörigkeit verband in den Anfängen eine kompositorische Intention mit der vergleichsweise simplen Anforderung, die immer größer werdenden Kirchenräume möglichst klangfüllend zu bespielen. Das einander gegenüberliegend angeordnete Chorgestühl diente dabei als Ausgangspunkt, um Chöre zunächst gegenüber, später auch im ganzen Raum verteilt anzuordnen. Das doppelchörige Repertoire ist nicht nur wunderschön, sondern auch aufwendig in der Vorbereitung und daher leider selten aufgeführt – eine große Zahl von Sängern wird benötigt, also zwei gleichwertige Chöre, die achtstimmig in räumlichem Abstand voneinander singen müssen.
Gijs Burger hat für sein Konzert einen wunderbar passenden Streifzug durch die mehrchörige Musikgeschichte unternommen: Heinrich Schütz, der die Chorpraxis aus Venedig mit berückend schönen (Psalm-)Vertonungen auch in den Norden brachte, der barocke Henry Purcell aus England, ein vielschichtiges Tu es Petrus des Engländers Robert Pearsall, Mendelssohn mit drei monumentalen Werken, die den einstigen großen Berliner Dom ausfüllen sollten, der berühmte Cantus Missae von Joseph Rheinberger.
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Gute Stimmen, saubere Intonation und eine klare Akustik in Mülheims Petrikirche
Ein üppiger romantischer Klangrausch, der das Herz aufgehen lässt. Nicht zuletzt ein modernes Kyrie von Frank Martin, das 1922 entstand und mit melodischer Reibung und spannender Harmonik raffinierte Klangeffekte hervorruft. Gute Stimmen, saubere Intonation und die klare Akustik der Petrikirche ergeben die perfekte Rezeptur, um dem Anspruch an die Doppelchörigkeit gerecht zu werden, der 1558 formuliert wurde: „einen großen Klang zu erzielen, aber in diesem Klang auch Abwechslung zu schaffen.“ Das ist hier aufs Feinste gelungen und im Dezember darf man sich mit der Weihnachtsmesse von Praetorius auf weitere Mehrchörigkeit in Petri mit Gijs Burger freuen.
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